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Grundlagen vom

Jahresabschlussanalyse 3: Instrumente, Formen und Grenzen der Jahresabschlussanalyse

Prof. Dr. Mathias Graumann

In zwölf Grundlagen-Beiträgen werden anhand eines durchgängigen Fallbeispiels Ideen, Methoden, praktische Umsetzung sowie die besonders wichtige Interpretation der Kennzahlen praxisnah erläutert.

1. Kennzahlenbegriff und Kennzahlentypen

1.1 Kennzahlenbegriff

176Kennzahlen sind verdichtete Maßgrößen in Form absoluter Zahlen oder Verhältniszahlen (relativer Zahlen), die über quantifizierbare betriebswirtschaftliche Sachverhalte Aufschluss geben. Eine sinnvolle Analyse von Kennzahlenausprägungen setzt voraus, dass jene vorab durch eine betriebswirtschaftlich fundierte Hypothese unterlegt wird, z. B.: „Eine höhere Eigenkapitalquote ist positiv zu beurteilen, da das Überschuldungsrisiko aufgrund einer relativ höheren Haftungssubstanz sinkt“. Ansonsten kommt eine Kennzahlenanalyse einem „Stochern im Nebel“ gleich.

177Absolute Zahlen sind Einzelzahlen, Summen oder Differenzen, die unmittelbar aus den Jahresabschlusspositionen gewonnen werden, z. B. Umsatz oder Bilanzsumme. Relative Zahlen (Verhältniszahlen) stellen Quotienten aus zwei absoluten Zahlen dar.

Beispiel

Die Kennzahl „Umsatz in Tsd. € p. a.“ ist eine absolute Zahl. Die Kennzahl „Umsatzrentabilität in %“ ist eine relative Zahl.

Hinweis:

Absolute Zahlen werden aufgrund ihrer Größenabhängigkeit und mangelnden Übertragbarkeit kaum verwendet. I. d. R. werden Verhältniszahlen genutzt.

1.2 Kennzahlentypen

178Nach der Art der Kennzahlenbildung können die Verhältniszahlen weiter zwischen Gliederungszahlen, Beziehungszahlen und Indexzahlen unterschieden werden.

179Gliederungszahlen indizieren Anteile verschiedener Bestandteile einer übergeordneten Gesamtsumme, so z. B. das Vermögen in Anlage- und Umlaufvermögen, das Kapital in Eigen- und Fremdkapital, die Kosten in Personal-, Materialkosten, Abschreibungen oder noch differenzierter die Vorräte in Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe, unfertige und fertige Erzeugnisse und Waren. Zwischen Zähler und Nenner besteht ein Teilmengencharakter.

Beispiel

Die Kennzahl „kurzfristiges Fremdkapital in % des gesamten Fremdkapitals“ ist eine Gliede­rungszahl.

180Beziehungszahlen setzen verschiedene Größen zueinander in Beziehung, zwischen denen ein betriebswirtschaftlicher Ursache-Wirkungs-Zusammenhang vermutet wird. Beziehungszahlen sind z. B. Fristenkongruenzkennzahlen oder Rentabilitäten. Hier fehlt es an einem Teilmengencharakter zwischen Zähler und Nenner.

Beispiel

Die Kennzahl „Cashflow in % des gesamten Fremdkapitals“ ist eine Beziehungszahl.

181Indexzahlen verdeutlichen die Entwicklung einer Größe im Zeitablauf, indem die betreffende Größe in einer bestimmten Periode auf 100 % gesetzt wird und die jeweiligen Werte der folgenden Perioden zu diesem Basiswert ins Verhältnis gesetzt werden. Indexzahlen können somit als Wachstumskennziffern interpretiert werden. Hierbei ist allerdings der sog. Basiseffekt zu beachten, der bei wertmäßig kleinen Bezugsgrößen im Nenner auftritt und extreme Ausschläge induzieren kann.

Beispiel

Die Kennzahl „Wachstumsrate des Fremdkapitals in % p. a.“ ist eine Indexzahl.

Gleiches gilt für die Kennzahl „Wachstumsrate des Jahresergebnisses in % p. a.“, hier kann aber der Basiseffekt dergestalt auftreten, dass Ausgangsgröße ein Jahresergebnis nahe Null ist. Ist in einem Jahr die Kennzahl negativ und im Folgenden positiv, kann die Kennzahl nicht sinnvoll interpretiert werden.

182Kennzahlenarten können auch klassifiziert werden nach

  • den Quellen im Rechnungswesen, z. B. Buchhaltungskennzahlen, Bilanzkennzahlen, Kosten- und Leistungskennzahlen usw.,

  • den betrieblichen Funktionen, z. B. Logistik-, Personal-, Finanzierungskennzahlen.

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