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Leitfaden zur Erstellung und Auswertung eines Betriebsabrechnungsbogens
Mit Checkliste in der NWB Datenbank
Dieser Beitrag knüpft an den Beitrag „Kosten- und Leistungsrechnung in KMU einrichten“ aus NWB-BB 10/2019 S. 296, NWB VAAAH-30500, an. Als Schritt 6 (von 8) wurde dabei die Erstellung eines Betriebsabrechnungsbogens (BAB) genannt. Der Autor erläuterte, was unter einem BAB zu verstehen und wie dieser grds. zu handhaben ist. Da der BAB eine durchaus komplexe Materie ist, wird im Folgenden vertiefend auf ihn eingegangen und im Sinne eines Leitfadens ausführlich und anhand von Beispielen beschrieben, wie Sie ihn erstellen und aus ihm wertvolle wirtschaftliche Informationen generieren können. Passend hierzu finden Sie ein Berechnungsprogramm bzw. Muster eines BAB im Handel unter NWB QAAAE-26271. Die neue Checkliste „Betriebsabrechnungsbogen“, NWB UAAAI-60713, unterstützt Sie bei der Einrichtung und Anwendung des BAB.
Betriebsabrechnungsbogen – Checkliste,
NWB UAAAI-60713
Betriebsabrechnungsbogen im Handel – Berechnungsprogramm,
NWB QAAAE-26271
Der BAB ist als tabellarische Form der Kostenstellenrechnung zu verstehen.
Dessen Hauptaufgaben sind die möglichst verursachungsgerechte Verteilung der Gemeinkosten auf die Kostenstellen, die Bildung von Zuschlagssätzen und die Kontrolle der Kosten pro Kostenstelle.
Damit ist der BAB das geeignete Tool zur Kostenkontrolle sowie zur Initiierung und Überwachung von Kostenoptimierungsmaßnahmen im Bereich der Gemeinkosten.
Bei kleineren Unternehmen ist meistens die einstufige Variante des BAB ausreichend, da diese nur wenige Hauptkostenstellen haben und keine Vor- oder Hilfskostenstellen benötigen; dagegen ist der Einsatz des mehrstufigen BAB besonders für Unternehmen mit mehreren Fertigungsstellen und Hilfskostenstellen und einer breiten Produktpalette von Interesse.
I. Grundsätzliches zum Betriebsabrechnungsbogen
Der BAB ist ein weit verbreitetes und wichtiges Instrument der Kostenrechnung und wird vor allem von produzierenden Unternehmen sowie von Handelsunternehmen aller Größen angewandt. Er dient dazu, die Gemeinkosten eines Unternehmens zunächst auf Kostenstellen und dann anteilig auf die Kostenträger zu verteilen. Die Einzelkosten werden den Kostenträgern weiterhin direkt zugerechnet. Je nachdem, ob ein Betrieb lediglich Fertigungshauptkostenstellen oder zusätzlich noch sog. Hilfskostenstellen besitzt, wird der BAB entweder in einer einfachen oder in einer mehrstufigen Variante erstellt.
Jeder BAB ist so aufgebaut, dass er in horizontaler Richtung die Kostenstellen auflistet und in vertikaler Richtung die Kostenarten.
Der BAB kann mit Plan- und mit Istwerten erstellt werden. Hauptaufgabe des BAB ist die Übernahme der Gemeinkostenarten aus der Buchhaltung sowie deren Verrechnung auf die Kostenstellen, in denen sie entstanden sind. Mit seiner Hilfe werden dann die Zuschlagssätze errechnet, die Eingang in die Kostenträgerstückrechnung (Kalkulation) finden. Der BAB erfüllt darüber hinaus die wichtige Aufgabe der Kontrolle der Wirtschaftlichkeit. Mit seiner Hilfe können die Gemeinkosten am Ort ihrer Entstehung überwacht und Unregelmäßigkeiten aufgezeigt werden. Es können Zeit- oder Betriebsvergleiche sowie ein Vergleich mit Plankosten vorgenommen werden.
Übersicht 1 zeigt, welche Bereiche der Kosten- und Leistungs-rechnung durch den BAB abgedeckt werden (rot umrandeter Bereich) und wie dieser aufgebaut ist: S. 206
II. Für KMU oft ausreichend: Der einstufige Betriebsabrechnungsbogen
Beim einstufigen BAB handelt es sich um die Grundform des BAB. Für kleinere und mittlere Unternehmen (KMU) ist diese Form oftmals ausreichend. Der einstufige BAB enthält i. d. R. die vier Hauptkostenstellen „Material“, „Fertigung“, „Verwaltung“ und „Vertrieb“, denen die Gemeinkosten ohne weitere Verteilung direkt zugerechnet werden.
Der einstufige BAB wird wie folgt erstellt:
Zunächst wird eine Aufstellung sämtlicher Gemeinkostenarten eines Betriebs vorgenommen. Diese werden im BAB in der linken Spalte vertikal angeordnet.
In der nächsten Spalte wird jetzt für jede Kostenart die Verteilungsgrundlage festgelegt, entweder direkt per Beleg oder indirekt durch Verwendung von Schlüsseln.
Anschließend werden in einer weiteren Spalte die Zahlen der Buchhaltung in den BAB übernommen und anhand der vorher definierten Kriterien auf die Kostenstellen oder Kostenbereiche, die in den nachfolgenden Spalten ausgewiesen sind, verteilt.
Addiert man jetzt die so verteilten Gemeinkosten einer jeden Kostenstelle, so erhält man die für die Kalkulation verschiedenartiger Erzeugnisse erforderlichen Summen pro Hauptkostenstelle (z. B. Einkauf, Produktion).
Die Hauptkostenstellengemeinkosten werden dann mit Hilfe von prozentualen Gemeinkostenzuschlagssätzen auf die Kostenträger verteilt. Die Zuschlagssätze werden ermittelt, indem man die Gemeinkosten einer Kostenstelle zu den Zuschlagsgrundlagen in Beziehung setzt.
Diese Zuschlagsgrundlagen müssen
die Inanspruchnahme einer Kostenstelle durch den Kostenträger wiedergeben und
in Abhängigkeit zu den verrechnenden Gemeinkosten sein.
Jeder Hauptkostenstelle wird eine Zuschlagsgrundlage zugewiesen, auf die die Gemeinkosten dieses Bereichs bezogen werden.
Das Excel-Tool „Betriebsabrechnungsbogen im Handel“, NWB QAAAE-26271, veranschaulicht den Aufbau eines einstufigen BAB und unterstützt bei der Erstellung.
Nachfolgend wird vertiefend auf die praktische Anwendung des einstufigen BAB eingegangen. Ziel ist es, die Herstellkosten sowie die Selbstkosten des Umsatzes möglichst genau zu ermitteln.
1. Möglichkeiten der Verteilung der Gemeinkosten
Eine für die Praxis schwierige Aufgabe besteht in der verursachungsgerechten Zuordnung der Gemeinkostenarten auf die einzelnen Kostenstellen. Übersicht 2 zeigt Kriterien für die Verteilung von Kostenarten, die sich in der Praxis bewährt haben:
Tabelle in neuem Fenster öffnen
Übersicht 2:
Kriterien für die Verteilung von Kostenarten | |
Kostenarten
|
Verteilungsgrundlage |
Gemeinkostenmaterial | Verbrauch lt. Kostenstelle nach Beleg oder Schätzung |
Betriebsstoffe | Verbrauch lt. Kostenstelle und Beleg |
Energiekosten | Verbrauch lt. Kostenstelle nach Zählern |
Hilfslöhne | Lohnlisten → Beschäftigte pro Kostenstelle |
Gehälter | Gehaltslisten → Beschäftigte pro Kostenstelle |
Soziale Abgaben | Beschäftigte pro Kostenstelle
S. 207 |
Miete | Quadratmeter pro Kostenstelle |
Heizung | Quadrat- oder Kubikmeter pro Kostenstelle |
Abschreibungen | Anlageverzeichnis |
Marketing | Umsatz pro Sparte, Anzahl Aktionen, Zurechnung Vertrieb |
Fuhrpark | Zuordnung Mitarbeiter und Abteilungen (Pool-Fahrzeuge) |
Sonstige Kosten | Verursachungsgerechte Umlage nach Belegen |
Kalkulatorische
Kosten: | |
Kalk. Abschreibung | Wiederbeschaffungswerte lt. Inventar und Kostenstelle |
Kalk. Wagnisse | Schadensfälle pro Kostenstelle |
Kalk. Zinsen | Umlage auf Basis betriebsnotwendiges Kapital pro Kostenstelle
|
Kalk. Unternehmerlohn | Verteilung nach Leistungsbeträgen pro Kostenstelle |
Zunächst erfolgt die Verteilung auf Basis der Planung, womit das Risiko einhergeht, dass die Vorgehensweise zu falschen Verteilungsergebnissen führt. Deshalb sollten im Rahmen eines monatlichen oder quartalsweisen Soll-Ist-Abgleichs identifizierte Verteilungsfehler korrigiert werden.
Das Unternehmen hat die Hauptkostenstellen Material, Fertigung, Verwaltung und Vertrieb. Der BAB soll so erstellt werden, dass die Kostenarten entsprechend der Verteilungsschlüssel den einzelnen Kostenstellen zugeordnet werden.
Tabelle in neuem Fenster öffnen
Kostenart
| Betrag lt.
KLR |
Verteilungsgrundlage |
Gehälter | 600 T€ | Gehaltslisten: Material 5 %, Fertigung 60 %, Verwaltung 15 %, Vertrieb 20 % |
Abschreibungen | 200 T€ | Verteilung entsprechend Inventar: 4 : 12 : 3 : 1 |
Miete | 50 T€ | qm: 3.500, 26.500, 16.000, 4.000 |
Strom | 20 T€ | kWh: 3.000, 14.000, 2.000, 1.000 |
Kalk. Wagnisse | 9 T€ | Material 3 T€, Fertigung 6 T€ |
Sonstige Kosten | 1 T€ | Verwaltung 0,6 T€, Vertrieb 0,4 T€ |
880 T€ |
Auf Basis der Verteilungsgrundlage werden die Gemeinkosten i. H. von 880 T€ nun auf die Hauptkostenstellen verteilt:
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Gemeinkostenarten | Zahlen der
KLR |
Material |
Fertigung |
Verwaltung |
Vertrieb |
Gehälter | 600 T€ | 30 | 360 | 90 | 120 |
Abschreibungen | 200 T€ | 40 | 120 | 30 | 10 |
Miete | 50 T€ | 3,5 | 26,5 | 16 | 4 |
Strom | 20 T€ | 3 | 14 | 2 | 1 |
Kalk. Wagnisse | 9 T€ | 3 | 6 | 0 | 0 |
Sonstige Kosten | 1 T€ | 0 | 0 | 0,6 | 0,4 |
880 T€ | 79,5 | 526,5 | 138,6 | 135,4 |
Die Gemeinkosten sind nun in Summe auf die Hauptkostenstellen verteilt. D. h. alle (Hilfs-)Kostenstellen sind nun komplett entlastet, also auf 0 € gestellt und nur die Hauptkostenstellen sind noch belastet.
2. Gemeinkostenzuschlagssätze ermitteln
Im Anschluss an die Verteilung der Gemeinkosten auf die Hauptkostenstellen werden nun die jeweiligen Gemeinkostensummen den Einzelkosten prozentual zugeschlagen.
Dabei sind diese vier Gemeinkostenzuschlagssätze zu ermitteln:
Materialgemeinkosten-Zuschlagssatz,
Fertigungsgemeinkosten-Zuschlagssatz,
Verwaltungsgemeinkosten-Zuschlagssatz und
Vertriebsgemeinkosten-Zuschlagssatz.