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Nachhaltigkeitsberichterstattung für alle Unternehmen
Praxisfall zur Positionsbestimmung „Nachhaltigkeit“ als Ausgangspunkt für Nachhaltigkeitsstrategie und -berichterstattung
Die Themen der Nachhaltigkeitsberichterstattung werden in absehbarer Zeit jedes Unternehmen in unterschiedlicher Ausprägung treffen. Bedingt durch die Geschlossenheit der Lieferkette werden auch kleine mittelständische Unternehmen zu Nachhaltigkeitsthemen Bericht erstatten müssen. Anhand eines Fallbeispiels wird im vorliegenden Beitrag skizziert, wie ein kleines Unternehmen aus der Baubranche einen Startpunkt gefunden und damit den Grundstein für eine valide Nachhaltigkeitsstrategie sowie die daraus resultierende Nachhaltigkeitsberichterstattung gelegt hat.
Becker/Handzlik/Müller, Nachhaltigkeitsberichterstattung für alle Unternehmen – Konsequenzen der Regulierung von Finanzdienstleistern, Kreditinstituten und kapitalmarktorientierten Unternehmen, StuB 4/2022 S. 143, NWB CAAAI-04015
Wie kann ein Positionsbestimmungsprozess zur Nachhaltigkeit gestartet werden?
Welche Fragen stellen sich konkret zu einzelnen SDGs?
Wie lässt sich aus der Positionsbestimmung eine Handlungsempfehlung ableiten?
I. Einleitung
[i]Becker/Handzlik/Noffke,
Nachhaltigkeitsberichterstattung für alle Unternehmen – Anwendung der
EU-Taxonomie-Verordnung in Theorie und Praxis, StuB 5/2022 S. 178,
NWB CAAAI-04913
Borcherding/Freiberg/Skoluda, Entwurf einer Corporate
Sustainability Reporting Directive, StuB 12/2021 S. 469,
NWB RAAAH-81035
Needham/Baumüller/Scheid, Nichtfinanzielle Berichtspflichten
für KMU, StuB 22/2020 S. 886,
NWB RAAAH-63510 Die Ausführungen im
Beitrag „Nachhaltigkeitsberichterstattung für alle Unternehmen –
Konsequenzen der Regulierung von Finanzdienstleistern, Kreditinstituten und
kapitalmarktorientierten Unternehmen“ haben aufgezeigt, welche
konkreten Regulierungen aktuell zu einer
deutlich zunehmenden Bedeutung der
Nachhaltigkeitsberichterstattung führen.
Klar wurde, dass über
die EU-Taxonomie und die damit verbundenen
Konsequenzen mittelfristig alle Unternehmen
zu Nachhaltigkeitsthemen Bericht erstatten müssen. Direkt – auf Basis
international, innerhalb der EU und national – in teilweise noch zu
formulierender Gesetzgebung sowie indirekt über den Kapitalmarkt, die Kunden,
die Lieferanten oder den Arbeitsmarkt wird der Druck auf jedes Unternehmen, sei
es aus dem Produktions- oder Dienstleistungssektor, erhöht werden. Angefangen
mit der Global Reporting Initiative (GRI) über die
Sustainable Development Goals (SDGs) bis hin zur Gründung
des International Sustainable Standards Board (ISSB) wird
der Kreis der Anwendungsvorschriften immer enger
gezogen. Die EU-Taxonomie-Verordnung soll eine
Klassifizierung aller
Unternehmensaktivitäten in nachhaltig (grün) und nicht nachhaltig (braun)
ermöglichen. Deutlich spiegelt es
sich bereits jetzt in den Vorgaben der BaFin bei der Beurteilung der Vergabe
von Krediten in sog. „grüne“ und „braune“ Kredite
wider.
Unternehmen, die auf mittlere Sicht nicht ausreichend dokumentiert nachhaltig
wirtschaften, werden sich in der Folge mit einem erschwerten
Zugang zu Kapital (Eigen- wie Fremdkapital) konfrontiert
sehen. Es besteht zweifelsohne
Handlungsdruck (und das hoffentlich nicht
nur extrinsisch), sich der Frage zu stellen, inwiefern das Unternehmen als
„nachhaltig“ einzustufen ist.
S. 347
Insbesondere Unternehmen, die sich bisher noch nicht tiefergehend mit dem Thema „Nachhaltigkeit“ beschäftigt haben, werden sich aktuell die Frage stellen, wie sie die anstehenden Herausforderungen angehen sollen: Wie beginnen? Die beschriebenen Entwicklungen werden voraussichtlich im Unternehmen und seinem Umfeld einen enormen Transformationsprozess nach sich ziehen. Um schlussendlich über eine professionelle Nachhaltigkeitsberichterstattung von Wettbewerbsvorteilen und erleichtertem Zugang zu Kapital zu profitieren, gilt es zunächst, die eigene Nachhaltigkeitsstrategie zu formulieren. Dazu bedarf es wiederum zunächst einer Positionsbestimmung sowie der Identifikation der für das eigene Unternehmen wesentlichen Nachhaltigkeitsthemen. Eine solche Positionsbestimmung sollte also den ersten Schritt darstellen. Wie dies im Einzelnen gelingen kann, wird in Kap. III anhand eines Bauunternehmens mit ca. 100 Mitarbeitern und 25 Mio. € Umsatzvolumen aufgezeigt. Zuvor wird in Kap. II kurz die zuvor betonte Bedeutung der Konzentration auf für das Unternehmen „wesentliche“ Nachhaltigkeitsthemen näher beleuchtet.