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StBMag Nr. 4 vom Seite 18

„Alles durch Absprachen oder Deals zu erledigen, das wäre keine gute Lösung„

Interview mit Prof. Dr. Franz Salditt über Steuerstrafverfahren, die Strategien der Staatsanwälte und Fahnder – und Steuergerechtigkeit

Sascha König, Till Mansmann

Die deutsche Gesellschaft beäugt vor allem die Wohlhabenden kritisch: Gerade Steuerstraftäter werden nicht mehr nur als Wirtschaftskriminelle gesehen, sondern zunehmend als Belastung des sozialen Friedens. Auch Prof. Franz Salditt, Rechtsanwalt und Justizrat, sieht durch Steuerhinterziehung vor allem die Gerechtigkeit verletzt.

Herr Salditt, Sie kennen als Steuerstrafverteidiger viele Steuersünder besser als die meisten, die sich zur Zeit an der Diskussion beteiligen. Was treibt Steuersünder zu ihrer Tat?

Ich habe über die Motivation oft und intensiv nachgedacht. Steuerhinterziehung hängt in Deutschland auch mit dem Verlauf des 20.Jahrhunderts zusammen. Die Generation, die Deutschland nach dem Krieg aufgebaut hat, hat sich im Rückblick auf ihre eigene Erfahrung mit Inflation, mit Krieg und Vertreibung letztlich als Opfer des Staates gesehen. Viele von ihnen haben sich frei gefühlt, ihre Interessen gegenüber dem Staat gerade bei der Besteuerung so zu wahren, wie sie es für richtig hielten. Steuerhinterziehung hat ihnen kein schlechten Gewissen bereitet.

Und nicht selten ist diese Einstellung auf die nächste Generation übertragen worden – obwohl sic...