BBK Nr. 8 vom Seite 337

Wechselwirkungen von Handels- und Steuerbilanz: RAP und Genussrechtskapital

Christoph Linkemann | verantw. Redakteur | bbk-redaktion@nwb.de

Mit [i]Riepolt, Buchführungs-Seminar: Bilanzierung von Rechnungsabgrenzungsposten nach dem Jahressteuergesetz 2022, BBK 3/2023 S. 105 NWB VAAAJ-32166 dem Jahressteuergesetz 2022 hatte der Gesetzgeber es gut mit der bilanzerstellenden Praxis gemeint und häufig geäußerten Wünschen etwa von Seiten der Steuerberater Rechnung getragen, Bagatellbeträge nicht mehr zwingend abgrenzen zu müssen. Das neue Wahlrecht für eine steuerliche Wesentlichkeitsgrenze von aktuell 800 € für die Rechnungsabgrenzungsposten wurde allenthalben begrüßt, und auch der Gesetzgeber möchte damit insbesondere seinen Beitrag leisten zu Bürokratieabbau und Steuervereinfachung. StB Dr. Johannes Riepolt hatte in BBK 3/2023 S. 105 erläutert, wie die Neuregelung buchhalterisch umzusetzen ist. Eine Frage ist dabei aber zwangsläufig insoweit offen geblieben, als dass keine rechtssichere Antwort vorliegt: nämlich, ob das neue Wahlrecht anzuwenden ist, wenn die gesamte abzugrenzende Ausgabe oder Einnahme weniger als 800 € betrifft oder ob sich das Wahlrecht nur auf den abzugrenzenden Anteil an der Ausgabe oder Einnahme bezieht. Die Folge bei der letzteren Auffassung wäre dann, dass mehr Sachverhalte in das Wahlrecht einbezogen werden könnten. StB Michael Ferstl hat diese Fragestellung nun in seinem Beitrag in der Rubrik Leserfrage aufgegriffen. Er hält es für durchaus opportun, die Wesentlichkeitsgrenze auf den abzugrenzenden Teil anzuwenden, jedenfalls bis zu einer entsprechenden Klarstellung durch das BMF. Ab lesen Sie das Für und Wider der Argumente. Dass die Frage der Wesentlichkeit bei der Rechnungsabgrenzung auch den handelsrechtlichen Jahresabschluss tangiert, zeigt Dr. Benjamin Roos in seiner Analyse ab : Wesentlichkeit als Grundsatz ordnungsmäßiger Buchführung war nie strittig, allenfalls überraschte es, warum die Wesentlichkeitskriterien des Handelsrechts über die Maßgeblichkeit nicht ohnehin für die Steuerbilanz gelten sollten. Zur Objektivierung wiederum bediente das Handelsrecht sich durchaus auch der Betragsgrenze für geringwertige Wirtschaftsgüter; diese Argumentation dürfte nun deutlich leichter fallen.

Ergänzend [i]Rätke, BMF-Schreiben zum Genussrechtskapital NWB HAAAJ-37499 zur gedruckten Ausgabe der BBK finden Sie als Abonnent im Livefeed zur NWB Datenbank mehrmals pro Woche die aktuellen steuerlichen Kurzanalysen aus der Feder von BBK-Herausgeber VRiFG Bernd Rätke. Erst nach der Drucklegung seiner Rubrik Steuerrecht aktuell veröffentlichte das BMF das lange erwartete Schreiben zur Bilanzierung von Genussrechtskapital. Auch dort gibt es ein durchaus erstaunliches Wechselspiel von Handels- und Steuerbilanz: Genussrechtskapital kann handelsrechtlich Eigen- und steuerbilanziell Fremdkapital sein. Sie finden Bernd Rätkes erste Analyse des neuen Schreibens in der NWB Datenbank unter NWB HAAAJ-37499. Außerdem lesen Sie in diesem Heft Wissenswertes zur Jahresarbeitsentgeltgrenze, die Buchung von Wartungskosten für die Gewerbesteuer sowie einen Praxisfall zur Kalkulation am Beispiel einer Schreinerei.

Beste Grüße

Christoph Linkemann

Fundstelle(n):
BBK 2023 Seite 337
NWB SAAAJ-37760