Besitzen Sie diesen Inhalt bereits,
melden Sie sich an.
oder schalten Sie Ihr Produkt zur digitalen Nutzung frei.
Verrechnungspreise in Zeiten des Krieges
Preissteigerungen, Lieferkettenprobleme, Sanktionen und ihre Auswirkungen auf Verrechnungspreissysteme
Die Analyse von Wirtschaftskrisen [i]Weitergehend Roeder in Greil/Greil, Steuerliche Verrechnungspreise, 2. Aufl. 2022, Kap. 11, ISBN 978-3-482-67732-8hat im Zusammenhang mit Verrechnungspreisen seit jeher eine besondere Bedeutung und wird in der Literatur seit geraumer Zeit intensiv diskutiert. Während zunächst allgemeine wirtschaftliche Krisen, wie die Finanzkrise, im Vordergrund standen, stehen in den letzten beiden Jahren die wirtschaftlichen Auswirkungen der COVID-19-Pandemie im Zentrum des Interesses. Seit Februar 2022 trat auch noch der Krieg in der Ukraine als weltweit wirkende wirtschaftliche Krisenkonstellation hinzu. Zwar gab es auch seit Ende des Zweiten Weltkriegs immer wieder bewaffnete Auseinandersetzungen, doch sowohl die räumliche Nähe als auch die wirtschaftlichen Verflechtungen der aktuellen Kriegsparteien mit der EU als auch die Intensität dieser Auseinandersetzung markieren einen tragischen Höhepunkt. Der vorliegende Beitrag untersucht die Bestimmung fremdüblicher Verrechnungspreise im Kontext kriegsbedingter Wirtschaftskrisen. Dabei werden Überlegungen zur Zuordnung kriegsbedingter Verluste zwischen verbundenen Unternehmen in den Vordergrund gestellt. Methodisch wird im Folgenden von der transaktionsbezogenen Nettomargenmethode auf Basis von Datenbankstudien ausgegangen.
Kriege als spezielle Form von Wirtschaftskrisen stellen besondere Herausforderungen an die Ermittlung von Verrechnungspreisen. Verschiedene kriegsbedingte wirtschaftliche Störungen können zu erheblichen Verlusten bzw. Gewinnminderungen bei verbundenen Unternehmen führen. Sie beeinträchtigen die Marktzufuhr von Konzernen sowohl im Hinblick auf deren Produktionsmengen als auch im Hinblick auf ihren Erfolg am Absatzmarkt.
Eine fremdübliche Verteilung der Risiken im Konzern hat nach OECD-Vorgaben im Einklang mit der Risikokontrolle und der finanziellen Tragfähigkeit zu stehen. Kriegsbedingte Risiken entziehen sich vielfach den üblichen Möglichkeiten zur Risikokontrolle.
Außerdem ergeben sich zusätzliche Herausforderungen bei der Datenbankanalyse. Zum einen wird das Hindsight-Problem stärker ausgeprägt sein. Zum anderen sind ggf. die üblichen Vergleichbarkeitskonventionen hinsichtlich Ansässigkeit und Branche der Vergleichsunternehmen zu überprüfen.S. 424