Nichtfinanzielle Berichterstattung: Sonderweg der EU?
Liebe Leser*innen,
im April hat die EU-Kommission einen Richtlinien-Entwurf zur Weiterentwicklung der CSR-Berichterstattung veröffentlicht. Demnach sollen nicht mehr nur die kapitalmarktorientierten, sondern alle großen Unternehmen unter eine entsprechende Berichtspflicht fallen. Nach welchen Grundsätzen diese Berichterstattung erfolgt, ist bisher nicht vorgegeben und in der Praxis auch nicht einheitlich. Die diversen internationalen Bestrebungen und Ansätze schienen zuletzt darauf hinauszulaufen, dass die IFRS Foundation (neben dem IASB) ein Sustainability Standards Board (SSB) aufbauen und international akzeptierte Standards zur Nachhaltigkeitsberichterstattung erarbeiten soll. Hier schert die EU-Kommission nun aber aus und hat ihrerseits EFRAG aufgefordert, europäische Standards für die Nachhaltigkeitsberichterstattung zu entwickeln – bereits bis Juni 2022 sollen diese vorliegen, um für den zeitlich ambitionierten Plan der Erweiterung des Kreises der berichtspflichtigen Unternehmen für Geschäftsjahre beginnend ab dem vorzuliegen. Wie dieser Konkurrenzkampf weitergeht, bleibt abzuwarten. Das Thema nichtfinanzielle Berichterstattung bleibt in jedem Fall auf absehbare Zeit ein spannendes.
Auch zwei unserer Fokus-Beiträge beschäftigen sich in der aktuellen Ausgabe mit dem weiten Feld der Nachhaltigkeit. Zum einen berichten Christina Bernsmann und Roland Wolf über den möglichen Zusammenhang von nachhaltiger Unternehmensführung (also dem Grad der tatsächlichen Nachhaltigkeit; nicht dem Grad der Berichterstattung hierüber) und finanzieller Performance. Die Ergebnisse dürften für Treiber der unternehmerischen Nachhaltigkeit eher ernüchternd sein.
Zum anderen greift Daniel T. Fischer aktuelle Entwicklungen auf und berichtet über ein Konzeptpapier, das von einer Gruppe international agierender Initiativen und Organisationen veröffentlicht wurde und sich mit einer umfassenden Unternehmensberichterstattung beschäftigt.
Einem ganz anderen Thema widmet sich der Beitrag von Carsten Theile: Seit fast einem Jahrzehnt beschäftigt sich der IASB schon mit dem Projekt „disclosure initiative“, um die veröffentlichten Anhangangaben für Abschlussnutzer relevanter zu machen. Im Rahmen dessen wurde im März 2021 der Standardentwurf ED/2021/3 „Disclosure Requirements in IFRS Standards – A Pilot Approach“ veröffentlicht. Der Beitrag stellt die neuen Vorschläge dar und würdigt diese kritisch.
Natürlich finden Sie auch in der aktuellen Ausgabe der PiR die bewährten Rubriken Pro & Contra, IFRS News, IFRS aktuell, IFRS und Steuerbilanz, Kompaktwissen und unseren Praxisfall.
Herzliche Grüße
Melanie Wagner
Fundstelle(n):
PiR 6/2021 Seite 1
NWB KAAAH-79281