NWB-BB Nr. 9 vom Seite 261

Schuster, bleib bei Deinem Leisten?

Dipl.-Kfm. Heiko Lucius | Verantw. Redakteur | nwb-bb-redaktion@nwb.de

Immer noch zögern einige Steuerberater davor, betriebswirtschaftliche Beratung anzubieten. Ihnen fehle die Zeit und das notwendige Handwerkszeug, ist als Begründung oft zu hören. Zugegeben, die zahlreichen Artikel zu den Chancen – aber auch Herausforderungen – der betriebswirtschaftlichen Beratung könnten den einen oder anderen möglicherweise abschrecken. Denn „Strategieberatung“ oder „Unternehmensplanung“ gehören beispielsweise nicht zu den ursprünglichen Kernkompetenzen des Steuerberaters. Wer da mitmischen will, muss zunächst einiges investieren – und das ist nicht nebenbei zu erledigen. Denn aller „Untergangsszenarien“ des Steuerberaterberufs zum Trotz geht das tägliche Steuergeschäft natürlich weiter.

Doch auch für diese Steuerberater ist der Weg zur betriebswirtschaftlichen Beratung nicht so weit entfernt, wie oft befürchtet. Denn das Grundhandwerkszeug wird auf dem Silbertablett serviert: die allseits bekannte Betriebswirtschaftliche Auswertung (BWA). Getreu dem Motto „Schuster, bleib bei Deinem Leisten“ müssen Sie sich als Steuerberater im ersten Schritt also lediglich auf Dinge beschränken, bei denen Sie sich auskennen – und schon sind Sie mittendrin in der betriebswirtschaftlichen Beratung.

Die Auswertungen der BWA basieren dabei auf den Daten der Finanzbuchhaltung. Dadurch gewinnt der Mandant einen Einblick in die Ertragslage und Kostenzusammensetzung der Unternehmung. Vorteil gegenüber der Bilanz: Die BWA kann die Zahlen zur aktuellen Lage des Unternehmens bereitstellen. Aber nicht nur für Unternehmer ist die BWA bedeutsam: Banken sind durch die BWA in der Lage, Kredite zu beurteilen.

Natürlich muss die BWA die Vorgänge realitätsgetreu wiedergeben – ansonsten sind auch keine Schlussfolgerungen auf Stärken und Schwächen des Unternehmens möglich. So sind beispielsweise Abschreibungen oder Einmalzahlungen wie Urlaubsgeld nicht jährlich, sondern idealerweise monatsweise auszuweisen. In diesem Zusammenhang beschäftigt viele Berater die Frage, wie die Corona-Hilfen zu berücksichtigen sind. Dr. Carola Rinker beantwortet die Frage in einem .

Da die BWA die Kostenzusammensetzung des Unternehmens widerspiegelt, drängt sich eine Kostenanalyse mithilfe der BWA fast auf. Das Thema ist aktueller denn je. Denn in der Coronakrise haben viele Unternehmer wenige oder keine Umsätze gehabt – und das bei fast gleich bleibenden Kosten. Hierbei haben insbesondere die Fixkosten geschmerzt, die in vielen Fällen letztlich zu einem Liquiditätsengpass geführt haben. Um schnell zu Ergebnissen zu kommen, können Sie für die Analyse das neue Berechnungsprogramm „Fixkosten reduzieren“ einsetzen. Jörgen Erichsen beschreibt die Funktionsweise des Tools .

Beste Grüße

Heiko Lucius

Fundstelle(n):
NWB-BB 9/2020 Seite 261
NWB XAAAH-56244