IWB Nr. 9 vom Seite 1

Die Neuvermessung der Steuerwelt

Nils Henrik Feddersen | Verantw. Redakteur | iwb-redaktion@nwb.de

[i]BMF, Begrüßungsrede des Finanzministers unter http://go.nwb.de/e25niDas internationale Steuerrecht ist eine spannende und weitgespannte Materie. Jüngst lenkte Finanzminister Scholz in seiner Begrüßung zu einem Symposium das Augenmerk auf die weltweite steuerpolitische Diskussion. Er plädierte für eine globale Mindestbesteuerung als Mittel gegen das „race to the bottom“ im Steuerwettbewerb der Staaten. Den Fortgang dieser Debatte, vor allem im Rahmen der OECD, verfolgen Sie und ich.

Die Veränderungen im Steuerrecht durch Globalisierung und Digitalisierung sind quasi Allgemeingut. Nicht ganz so definitiv scheint mir die Berücksichtigung der Schwellen- und Entwicklungsländer in diesem Prozess. Angesichts der oft ernsthaft, oft auch nur vordergründig ins Feld geführten „one tax word“ ist die Steuerwelt gar nicht so bunt und auf Gleichheit bedacht. Jedenfalls hat sie weiße Flecken, oder?

[i]Berichterstattung über die „one tax world“ hat weiße FleckenNatürlich ist der Einwand berechtigt, dass die steuerlichen Probleme nun einmal im Verhältnis zwischen den wichtigen Wirtschaftsnationen entstehen. Eine Steuerreform in Nigeria sendet keine Schockwellen um den Globus wie die US-Steuerreform – keine Frage. Aber meine Hypothese ist doch, dass es sehr beträchtliche Infrastrukturaufgaben in diesem „weißen“ Teil der Steuerweltkarte geben muss. Neben einem reichlichen Dutzend Städten in China und Indien liegen drei, der am schnellsten wachsenden Städte nicht etwa in Europa, sondern in Afrika: Lagos (Nigeria), Kinshasa (Demokratische Republik Kongo) und Luanda (Angola). Ich weiß wenig über diese Staaten, geschweige denn über ihr Steuersystem. Die Finanzverwaltung in Abuja muss ihre Aufgaben aber auch bewältigen – vielleicht fördert der Mangel an Elaboriertheit den Ideenreichtum und den Verzicht auf unnötige Vorschriften?

Keine [i]In dieser IWB dominiert wieder das Steuerrecht wichtiger Standorte Angst, wir streben in der IWB nicht nach einem neuen „Kosmos“ Humboldtscher Prägung und streben keine Gesamtschau der steuerlichen Welterforschung an. Wir widmen uns den praktischen und oft naheliegenden steuerfachlichen Themen: Dazu gehören die ATAD-Umsetzung in Luxemburg (s. Wittenstein ab ) sowie die neuen Verrechnungspreisvorschriften in Hongkong (s. Schmierer ab ). Dazu zählt Grundsätzliches (s. Ruiner ab ) und auch Aktuelles (s. Kurznachricht zu einem neuen BMF-Schreiben auf S. 355) zur Grenzgängerbesteuerung. Und nicht zuletzt ist auch die Rechtsprechung des EuGH (s. Linn/Pignot zu Fragen des Nachweises von steuerlichem Missbrauch ab ) Gegenstand der vertrauten Steuerwelt.

Ich wünsche Ihnen viele hilfreiche Erkenntnisse

Nils Henrik Feddersen

Fundstelle(n):
IWB 9 / 2019 Seite 1
NWB UAAAH-14215