BBK Nr. 12 vom Seite 569

Kaufpreisaufteilung für Grund und Boden 2.0

Christoph Linkemann | verantw. Redakteur | bbk-redaktion@nwb.de

Im Frühjahr 2014 hat das BMF eine [i]Berechnungsprogramm „Kaufpreisaufteilung: Berechnung für bebaute Grundstücke“ NWB LAAAE-61859 Arbeitshilfe veröffentlicht, mit der die Finanzverwaltung die Aufteilung des Kaufpreises für eine Immobilie auf Grund und Boden einerseits und Gebäude andererseits qualifiziert schätzen wollte. Diese Aufteilung ist nicht nur zur Bemessung der AfA wichtig, sondern hat vor allem Bedeutung für die Berechnung der gesetzlichen 15 %-Grenze für die Abgrenzung der anschaffungsnahen Aufwendungen. Daher überrascht es nicht, dass die Finanzverwaltung versucht, diese Aufteilung mittels einer Arbeitshilfe typisierend zu berechnen und dadurch zu objektivieren.

Gleichwohl stieß die Arbeitshilfe [i]Rätke, Editorial zu BBK 7/2016 S. 305 NWB LAAAF-69733 auf massive Kritik, weil das Ausmaß der Typisierung in vielen Fällen, vor allem bei aufwendigen Sanierungen der Immobilien, zu sachlich unzutreffenden Ergebnissen führte und teure Verkehrswert-Gutachten erforderte. Ulrich Burkhardt, Thomas Müller und Matthias Schuster hatten die Arbeitshilfe und deutlich kritisiert. Das BMF hat die Kritik aufgenommen und nun Anfang des Jahres eine überarbeitete Version der Arbeitshilfe veröffentlicht. Die Neuauflage der Arbeitshilfe kann nun die Modernisierungen besser abbilden, kommt insbesondere für die teuren Ballungsräume aber immer noch zu fiskalisch eher vorteilhaften Ergebnissen. Eine echte Hilfe ist die Arbeitshilfe also eher nicht, das Ergebnis ist nicht mehr als ein erster Anhaltspunkt. Zudem ist die konkrete Berechnung, also wie die einzelnen Punkte für das Bewertungsobjekt vergeben werden, nach wie vor im Detail nicht offen gelegt, der Nutzer kann die Berechnung also nicht einsehen und nur mittels des trial-and-error-Prinzips versuchen nachzuvollziehen. Es bleibt das bereits von Bernd Rätke in BBK 7/2016 an dieser Stelle gezogene Fazit: Bleiben Sie misstrauisch.

Im Top-Beitrag dieser Ausgabe [i]Hänsch, Gesellschafter-Verrechnungskonten bei einer GmbH – Vermeidung steuerlicher Risiken in der Praxis, BBK 13/2015 S. 604 NWB XAAAE-93416 lesen Sie von Falco Hänsch eine Analyse des zur Bilanzierung von Zinsen aus einem wertberichtigten Darlehen. Das Urteil betraf ein Darlehen, das eine GmbH eine dem Alleingesellschafter nahe stehende Person gewährt und mittels Teilwertabschreibung wertberichtigt hatte, die wiederum als verdeckte Gewinnausschüttung zu beurteilen war. Strittig war nun, ob mit den aufgelaufenen Zinsen ebenso zu verfahren war. Das Ergebnis: Auch an sich wertlose Zinsansprüche aus einem wertberichtigten Darlehen führen zu einer Erhöhung des steuerlichen Einkommens der GmbH, weil die Wertberichtigung der Zinsforderungen eine vGA ist. Verzichtet die GmbH auf die Rückzahlung, führt dies jedoch zum Zufluss der vGA beim Anteilseigner. Falco Hänsch zeigt, ähnlich wie in seinem Beitrag zu den Verrechnungskonten bei Kapitalgesellschaften, wie sorgfältig die Finanzbeziehungen zwischen einer GmbH und ihrem Gesellschafter zu gestalten sind.

Beste Grüße

Christoph Linkemann

Fundstelle(n):
BBK 2016 Seite 569
NWB PAAAF-75250