PiR Nr. 7 vom Seite 1

Undue cost or effort

WP/StB Prof. Dr. Wolf-Dieter Hoffmann | Herausgeber | pir-redaktion@nwb.de

Ein aktiv-kreativer Kapitalismuskritiker trug jüngst in der paradiesisch oberbayerischen Landschaft das Werbeplakat: „Allen alles, und das umsonst.“ Also zurück ins Paradies, d. h. in ein Leben ohne Ökonomie, ohne äußere Zwänge, ohne Mühen, ohne Grenzen. Hienieden wird sich das Paradies einstweilen nicht einstellen, auch nicht für den treuen Leser der PiR. Ihnen wünschen Herausgeber und Redaktion anlässlich des Erscheinens dieser Doppelausgabe einige Tage oder besser Wochen eine gewisse Annäherung an, wenn nicht gerade paradiesische Welten, aber doch immerhin eine erfreuliche Abwechslung vom IFRS-Alltag.

Vielleicht erleichtert dabei der Gedanke an einen undue effort, also eine nutzlose Anstrengung, den Übergang in die Erholungsphase. Ausgerechnet im SME-Standard bzw. dessen Überarbeitung promulgiert der IASB den Gedanken in der Überschrift. Er sollte nicht nur auf den SME-Bereich, in Deutschland ohnehin ohne Zukunft, angewandt werden. Die Rechnungslegung generell ist ökonomischen Zwängen unterworfen und darf keine unnützen Kosten für die Anwender generieren. Hanno Kirsch stellt umfassend die Änderungen der ersten Amendments zum SME-Standard im dar.

Marco Meyer zeigt demgegenüber auf, wie sich die handelsrechtliche Rechnungslegung ohne Mühe, nur durch eine Gesetzesänderung, an dem darzustellenden wirtschaftlichen Gehalt eines umgekehrten Unternehmenserwerbs ausrichten könnte. Der besprochene E-DRS 30 unterwirft sich andererseits eher einem undue effort, wenn er das Residuum des Firmenwerts aus der Unternehmensakquisition noch in Geschäftsfelder zerlegen will mit der fast zwingenden Generierung negativer Unterschiedsbeträge.

Mit undue costs kann schnell einmal die Wertermittlung von Grundstücken verbunden sein. Preisvergleiche anhand eines offenen Markts sind hier kaum jemals möglich. Tobias Lange und Stefan Müller stellen in ihrem das bei einer Immobilienbewertung nach IFRS 13 notwendig obwaltende Ermessen des Bilanzierers dar. Sie zeigen, wie durch geringfügige Parameter-Variationen das Bewertungsergebnis erheblich beeinflusst werden kann. Bilanzpolitisch lässt sich mit geringem Aufwand, also mit due efforts, eine beachtliche Wirkung erzielen. Ob die Analyse hier durch Anhangangaben mithalten kann, dürfte eher zweifelhaft sein.

Einer verdienstvollen Anstrengung könnte sich der IASB an manch ungeregelten Sachgebieten von einiger praktischer Relevanz unterziehen. Georg Anders stellt in akribischer Feinarbeit die dar, die sich bei dem fast alltäglichen Thema der Abbildung von Unternehmenserwerben stellt.

Beste Grüße

Wolf-Dieter Hoffmann

Fundstelle(n):
PiR 7/2015 Seite 1
NWB XAAAE-93857