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IWB Nr. 21 vom Seite 1

Wie man eine Geschichte beendet

Nils Henrik Feddersen | Verantw. Redakteur | iwb-redaktion@nwb.de

[i]Bücher brauchen einen AbschlussJetzt haben Listen mit den „Büchern des Jahres“ Saison. Das verschafft dem Zeitungsleser an dunklen Wochenenden Kurzweil und bereits erste Ideen für Weihnachtsgeschenke. So geht es jedenfalls mir. Zusätzlich frage ich mich bei den kurzen Portraits der Geschichten und den oft geschmackvollen Covergestaltungen, wie diese oder jene Story wohl endet. Das verrät eine gute Besprechung nicht. Gibt es eine moralische Auflösung, eine schockierende Wendung, einen Epilog nach einem nachdenklich stimmenden Schlussdialog oder kehrt die Erzählung zum Beginn zurück, aber mit vertauschten Rollen oder in einem gewandelten Kontext? Für den Leser immer unbefriedigend bliebe noch der Cliffhanger. Diesen erleben wir ganz real oft genug.

[i]In realen Konflikten bestehen heute oft unversöhnliche PositionenDieses „Ende offen“ beherrscht leider auch viele gegenwärtige Handelsstreitigkeiten, Haushaltsberatungen und Investitionsentscheidungen. Die Lösung sucht man vernünftigerweise im Kompromiss – doch fällt das den Beteiligten heute offenbar schwerer als früher. Es gilt: Entweder ganz oder gar nicht! Das ist für uns nicht verhandelbar. Sonst sind wir raus! Dann müssen wir andere Optionen prüfen. Dies passt nicht zu unserer Strategie. Hier ziehen wir eine Linie. Wir kommen so nicht zusammen. Das ist unser letztes Angebot. Etc. etc. pp. Doch können Streitgegner im realen Leben den Konflikt nicht ad infinitum verlängern oder offen lassen. Es gibt ein Ende, so oder so. Hin und wieder bestehen schlicht bezwingende Sachzwänge.

[i]Neue Impulse und neue Steuer in den VAEEin Beispiel hierfür liefert die Domestic Minimum Top-up Tax in den Vereinigten Arabischen Emiraten, die Frank-Fahle/Trost präsentieren. Die Emirate halten im Prinzip an der nationalen Besteuerung von 9 % fest. Da aber die internationalen Vereinbarungen gelten und die Offenheit der Emirate für eine Vielzahl von Staaten erhalten bleiben soll, folgte ab Anfang 2025 eine Mindeststeuer von 15 % für große internationale Unternehmen nach den OECD-Regeln. Doch auch für die Emirate gilt: Wenn man sich dem GloBE-System anschließt, kassiert man die Top-up Tax lieber selbst.

[i]Teilweise Straffung und Vereinfachung von Vorschriften in der EUIn der EU führte der Unmut über überbordende Regelungen und letztlich nutzlosen Aufwand für Unternehmen und Finanzverwaltung bei sich überlappenden Steuervorgaben zu einem glücklichen Ende: Die ersten Steuerprojekte der EU-Kommission wurden eingefroren oder ganz beendet. Damit ist der Kernaussage von Cloer auf – mit positivem Vorzeichen – beizupflichten: Steuern standen während der polnischen Ratspräsidentschaft 2025 nicht im Fokus. Jedenfalls gab es keine Kaskade neuer Gesetzgebung, sondern es wurden Vorhaben wie die EU-Verrechnungspreisrichtlinie und die Unshell-Initiative beerdigt.

Ich wünsche Ihnen viel Spaß mit dieser Ausgabe

Nils Henrik Feddersen

Fundstelle(n):
IWB 21 / 2025 Seite 1
XAAAK-03672