PiR Nr. 10 vom Seite 1

Zeit für Veränderung...

Jens Freiberg | Herausgeber | pir-redaktion@nwb.de

Der markiert den Beginn der Übergangsphase, in der €STR (Euro Short-Term Rate) etabliert und das für den vorgesehene Ende des Referenzzinssatzes EONIA (European OverNight Index Average) eingeläutet wird. Die IBOR-Reform, also die Suche nach dem tatsächlich „fairen“ Referenzzinssatz, der nur den Zeitwert des Geldes ausdrückt, ist in vollem Gange und bewegt die Finanzmärkte. In Großbritannien wird weiter debattiert (mit oder ohne Beteiligung des Parlaments), ob und wie man die Europäische Union verlässt. Nach der kurzfristigen Verschiebung auf den noch vor Mai durch May ist der Ausgang der BREXIT-Anstrengungen weiterhin ungewiss, auch für die Bilanzierung bleiben die Unwägbarkeiten. Sicher ist hingegen: Die Finanzberichterstattung kapitalmarktorientierter Unternehmen wird ab dem digitalisiert. Seit dem liegt der Referentenentwurf zur weiteren Umsetzung der Transparenzrichtlinie-Änderungsrichtlinie im Hinblick auf ein einheitliches elektronisches Format für Jahresfinanzberichte (RefE-ESEF) vor. Die in der Transparenzrichtlinie geforderte Digitalisierung wird in Deutschland ein Thema der Aufstellung und betrifft damit den bislang etablierten Prozess und verlangt eine Auseinandersetzung mit dem Tagging durch Aufsichtsrat und Abschlussprüfer.

Die Ablösung der Interbankenzinssätze, die bislang noch als Referenzzinssatz herangezogen werden konnten/durften, wirft ihren Schatten bereits voraus. Bereits vor dem tatsächlichen Ablauf der Übergangsperiode ist die Wirksamkeit von Sicherungsgeschäften, also hedge accounting nach IAS 39/IFRS 9 und die Abbildung von Bewertungseinheiten nach § 254 HGB kritisch zu beurteilen. Spanheimer, Weides und Hacker stellen in ihrem Beitrag die vorgeschlagenen „Erleichterungen zur Anwendung von hedge accounting im Lichte der IBOR-Reform“ vor. Unmittelbare Auswirkungen auf die Fortsetzung von Sicherungsbeziehungen sind nicht zu befürchten. Spannung garantiert auch der (kriminalistische) Beitrag von Rinker zur „Bilanzfälschung im IFRS-Jahresabschluss“. Aus dem Repertoire überführter Bilanzfälscher werden prominente Verstöße gegen bestehende Ansatz- und Bewertungsvorgaben vorgetragen. Einen Zusammenhang zwischen der aktuellen Klimadiskussion und der finanzwirtschaftlichen Lage der großen Energieversorger in Deutschland stellen Wulf und Gerloff her. Das Festhalten an fossilen Energieträgern hat nach der Untersuchung die Erfolgs- und Finanzlage signifikant beeinflusst. Die Wichtigkeit des Humankapitals lässt sich nicht bestreiten. Als Folge der Finanzkrise rückt Kleenlof die erfolgten Mitarbeiterentlassungen im Kreditgewerbe in den Vordergrund. Analysiert wird der empirische Zusammenhang zwischen Personalbestand, Humankapital und Entwicklung des Ergebnisses vor Steuern.

In unserer Rubrik IFRS Aktuell wird das Für und Wider einer begrenzten Nutzungsdauer und damit der Zugang zu einem planmäßigen Werteverzehr für den Geschäfts- oder Firmenwert (goodwill) präsentiert. Schaut man über den großen Teich, sieht man eine Öffnung hin zu der handels- und steuerrechtlich etablierten planmäßigen Abschreibung. Nach IFRS scheint man an dem Konzept des impairment-only festhalten zu wollen. Natürlich finden Sie auch in diesem Heft die gewohnten Rubriken Pro&Contra, IFRS News, Kompaktwissen und einen Praxisfall, der sich den Wechselwirkungen zwischen Leasingbilanzierung onbalance und Unternehmenserwerb widmet.

Trotz oder gerade wegen all der Veränderungen, wünsche ich Ihnen viel Spaß bei der Lektüre, herzlichst

Jens Freiberg

Fundstelle(n):
PiR 10/2019 Seite 1
NWB AAAAH-31706