SteuerStud Nr. 8 vom Seite 493

Ergebnisse der Steuerberaterprüfung 2021/2022

Alexandra Kandler | Steuerberaterin | Lehrgangsleitung beim Steuerrechts-Institut KNOLL

Liebe Leserinnen, lieber Leser,

Sie sind da, die bundesweiten Ergebnisse der Steuerberaterprüfung 2021/2022, und diese rufen nach lautem Applaus! Man möchte seinen Augen nicht trauen, dass nach dem schlechten Ergebnis im letzten Jahr nun eine überragende Bestehensquote von 58,4 % erzielt wurde. Diese ist ganze zehn (!) Prozentpunkte besser als im Vorjahr und die zweitbeste Quote der letzten zehn Jahre. Auch hinsichtlich der Zulassungsanträge haben wir in diesem Jahr einen Zehn-Jahres-Rekord zu verzeichnen: 5.635 Anwärter:innen (12,5 % mehr als im Vorjahr) hatten sich zum Anmeldeschluss für die Prüfung angemeldet. Hier kamen sicherlich verstärkt Kandidat:innen aus dem Jahr zuvor hinzu, aber es ist auch ein Zeichen, dass der Beruf durch die Zukunftssicherheit und die Digitalisierung der Kanzleien weiter an Attraktivität gewinnt.

Im Prüfungsjahr 2021/2022 haben 4.349 Kandidat:innen (Vorjahr: 3.476) die schriftliche Prüfung im Oktober 2021 abgelegt. Davon haben 2.538 Kandidat:innen – 724 mehr als im Vorjahr (1.814) – die Prüfung bestanden. Dies ist mit Abstand der höchste Zuwachs an potenziellen Steuerberater:innen in den letzten zehn Jahren: Im Prüfungsjahr 2018/2019 (Bestehensquote von 57,5 %) haben 2.392 Kandidat:innen die Prüfung bestanden, während es in 2013/2014 trotz einer Bestehensquote von 59,3 % nur 2.375 erfolgreiche Prüfungskandidat:innen gab. Der Markt ist aufgrund der Altersstruktur in den Kanzleien jedoch noch lange nicht gesättigt und Steuerberater:innen stehen weiterhin bundesweit die Kanzleitüren offen.

Wie in den Vorjahren ist der Blick auf die Steuerberaterkammern im regionalen Vergleich wieder sehr interessant, da die Ergebnisse in den einzelnen Kammerbezirken z. T. große Unterschiede aufweisen. Spitzenreiter in diesem Jahr ist die Kammer Schleswig-Holstein mit einer Bestehensquote von 65,5 %. Sie stößt damit Brandenburg vom letztjährigen Siegertreppchen. Überrascht hat Hamburg auf Platz 2 mit einer fantastischen Quote von 63,3 % und 17,1 % Verbesserung zum Vorjahresergebnis. Auch Bremen, Tabellenletzter des Vorjahres, hat sich mit 53,8 % wieder in ein gutes Mittelfeld gekämpft und sich um 17,6 % (!) verbessert. Ganz schlecht hat es für die Prüflinge der Kammer Thüringen ausgesehen: Nach dem Saarland mit einer Quote von nur 50 % und Berlin mit 47,9 % muss die Kammer Thüringen mit 43,8 % die niedrigste Bestehensquote vermelden.

Grundsätzlich hilft diese Erkenntnis allen aktuellen Kandidat:innen aber kaum, da die Prüfung nun mal bei der Steuerberaterkammer abgelegt werden muss, in deren Bezirk die überwiegende berufliche Tätigkeit des Prüflings im Zeitpunkt des Zulassungsantrages liegt (§ 37b Abs. 1 StBerG). Allerdings ist dies nicht zwingend der eigentliche Sitz des Arbeitgebers und eine verstärkte mobile Tätigkeit im Homeoffice kann durchaus dazu führen, dass sich die tatsächliche überwiegende berufliche Tätigkeit in einen anderen Kammerbezirk verschiebt.

Fazit: Lassen Sie sich von der Quote nicht verunsichern – die Prüfungsaufgaben für die Prüfung im Oktober 2022 sind längst erstellt. Sie allein haben mit einer konsequenten Prüfungsvorbereitung den Prüfungserfolg in Ihrer Hand! Die letzten fünf Jahre haben gezeigt, dass gute Bestehensquoten über 50 % möglich sind. Die Prüfungsaufgaben scheinen fairer geworden zu sein, und die Lehrgangsanbieter ermöglichen mit einem erweiterten Angebot an Digitalkursen ein Lernen in fast allen Lebenslagen. Der Berufsstand benötigt Sie als hochqualifizierte Nachfolger! Ich wünsche Ihnen viel Erfolg!

Herzliche Grüße
Ihre

Alexandra Kandler

Fundstelle(n):
SteuerStud 8/2022 Seite 493
NWB CAAAJ-15881