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Bestehensquoten in den StB/WP-Berufsexamen erhöhen
Dreh- und Angelpunkt für Nachwuchssicherung und Mitarbeiterbindung
Die Steuerberatungs- und Wirtschaftsprüferbranche kämpft mit einem gewaltigen Problem: Nachwuchsgewinnung und dauerhafte Bindung. Hohe Durchfallquoten in den Berufsexamen sind ein bekanntes Phänomen; der enorme Vorbereitungsaufwand und die hohe Wahrscheinlichkeit durchzufallen, schreckt junge Leute ab, die Berufslaufbahn einzuschlagen. Auch das Team steht unter dem belastenden Einfluss der Durchfallquoten: Wenn ein Kollege in der Prüfungsvorbereitung gebunden ist oder nach missglückter Prüfung die Branche verlässt, steigt die ohnehin hohe Arbeitsbelastung noch einmal an. Die Motivation erodiert. Somit erweist sich die Examens-Bestehensquote als ein bedeutender Dreh- und Angelpunkt für die Gewinnung und Bindung von Mitarbeitern und letztlich der Zukunft der Branche. Sie muss sich deutlich verbessern, und zwar schnell.
Dieser Beitrag beschäftigt sich auf der Grundlage von Interviews und einer repräsentativen Umfrage mit der Frage, was die beteiligten Gruppen bereits dafür tun und was sie künftig zusätzlich tun können, um die Mitarbeitergewinnung und -bindung zügig durch verbesserte Bestehensquoten in den Berufsexamen in den Griff zu bekommen.
Mujkanovic, Warum merkt nur keiner, wie toll der WP-Beruf ist?, WP Praxis 1/2014 S. 23, NWB GAAAE-50959
Die hohen Durchfallquoten in den Berufsexamen belasten nicht nur den betroffenen Einzelnen, sondern stellen eine große personelle und finanzielle Belastung für die Steuerberatungs- und Wirtschaftsprüfungsgesellschaften dar. Die Mitarbeitergewinnung und -bindung steht und fällt auch mit der Durchfallquote.
Viele Examenskandidaten brauchen mehr Freistellungszeit und Arbeitgeberunterstützung, um sich fachlich und mental angemessen vorbereiten zu können. Ferner helfen ihnen Methoden aus dem Profisport, um effizient und gehirngerecht zu lernen und unter Prüfungsdruck eine ausreichende Performance zu zeigen.
Alle Beteiligten sind aufgerufen, etwas zu verändern. Die Unternehmen stehen jedoch an erster Stelle. Es liegt in ihrem eigenen Interesse, die Durchfallquoten deutlich zu reduzieren und damit die Zukunft der Branche zu optimieren – auch wenn dies im ersten Schritt weitere, gezielte Investitionen nach sich ziehen könnte. Doch die dadurch mögliche Erhöhung der Bestehensquoten wird einen deutlichen ROI liefern.
I. Grundlagen der Untersuchung
Grundlage dieses Beitrags ist eine repräsentative Online-Umfrage, deren Fragen und Antwortoptionen in Kooperation mit dem NWB Verlag, Führungskräften und Personalern unterschiedlicher Unternehmensgrößen abgestimmt wurden. 331 Mitarbeitende verschiedener Unternehmensgrößen nahmen an der anonymen Umfrage teil, unabhängig davon, ob sie das Examen bestanden hatten oder nicht. Das Examen oder der Versuch lag maximal vier Jahre zurück. In die Wertung und Analyse gingen diejenigen ein, die per alle Fragen ausgefüllt hatten: 226 Personen. Mehrfachankreuzen war bei vielen Fragen möglich.
Zusätzlich wurden erst kürzlich „Examinierte“ befragt. Letztere hatten zum großen Teil ein mehrmonatiges, mentales und motivatorisches Online-Examens-Coaching-Programm der Autorin absolviert, welches auch fachliche Unterstützung von Dozenten umfasst.
Weitere Basis der Studie sind ausführliche, persönlich geführte Interviews mit über 50 Führungskräften/Personalverantwortlichen sowie Mitarbeitenden aus allen „Big10“ und weiteren, mittelständischen Wirtschaftsprüfungsgesellschaften. Dozenten der Anbieter von Vorbereitungslehrgängen kamen ebenfalls zu Wort, Hochschullehrer sowie Mitglieder der jeweiligen Prüfungskommissionen für das StB- und WP-Examen. S. 174