BBK Nr. 18 vom Seite 849

Zombifizierung der Unternehmen durch die Aussetzung der Insolvenzantragspflicht?

Christoph Linkemann | verantw. Redakteur | bbk-redaktion@nwb.de

Mitunter zeigen sich in der öffentlichen Debatte zum Beispiel der staatlichen Finanzhilfen für die von den Corona-Einschränkungen betroffenen Unternehmen etwas seltsame Argumentationsmuster wie die so genannten Zombieunternehmen. Mit diesem auch hypermedial griffigen Schlagwort sind nicht optisch entstellte Unternehmen gemeint, die aus toten mehr oder weniger passenden (Körper-)Teilen zu einem mehr recht als schlecht lebenden oder jedenfalls nicht toten Organismus (?) zusammengeschraubt wurden. Der damit beschriebene Erklärungsansatz beschränkt sich vielmehr auf untot, und zwar im Sinne von Unternehmen, die „noch nicht“ oder vielmehr „immer noch nicht“ insolvent sind, und so, entgegen der Natur, durch „den Staat“ am Leben gehalten werden. Die Aussetzung der Insolvenzantragspflicht und auch die in einem beispiellosen Umfang gewährten staatlichen Coronahilfen erzeugten in der Diskussion vorher nicht wenige Warnungen vor diesen Zombieunternehmen, die dadurch am Leben gehalten würden, obwohl doch der ausbleibende Markterfolg sie längst hätte hinwegfegen sollen. Ein wenig wirkt das dann aber wie das ewige Narrativ von Eingriffen des „Staats“ wider die bereinigende Natur des „Markts“, und der „Staat“ wird dabei fast zum ökonomischen Doktor Frankenstein, der in der Laborküche gruselige Dinge zusammenbraut oder -schraubt.

Der Zusammenhang zu den Zombies ist dabei zum Allgemeingut geworden; die Bundesbank bleibt in der Definition dabei angenehm nüchtern und meint solche Unternehmen, die es nicht schaffen, ihren Zinsaufwand zu verdienen, also gravierend ertragsschwach sind, oder einen negativen Cashflow über einen längeren Zeitraum verzeichnen. analysiert das Phänomen der Zombieunternehmen in seinem Beitrag ab Seite 873, stellt die unterschiedlichen Definitionen nebeneinander und bringt sie in einen Zusammenhang mit den Coronahilfen und der Aussetzung der Insolvenzantragspflicht. Er zeigt dabei, dass die Hilfen die erwünschte Wirkung hatten, das heißt eher niedrige Insolvenzzahlen derzeit. Und er zeigt auch, dass der Druck auf ertragsschwache Unternehmen mit dem Auslaufen der Hilfen natürlich steigen wird. Gesamtwirtschaftlich wirkt das Phänomen Zombieunternehmen allerdings ohnehin eher überschätzt und stellt die staatlichen Stützungsmaßnahmen so nicht in Frage.

Außerdem finden Sie in diesem Heft im Buchführungs-Seminar von eine praktische Anleitung, wie das mit dem Mehrwertsteuer-Digitalpaket geschaffene besondere Besteuerungsverfahren funktioniert und in der Buchführung umgesetzt wird. neue Arbeitshilfe unterstützt bei der Analyse von Stornoquoten, und zeigt, wann Excel bei der Berechnung des Internen Zinsfußes (IZF) ins Straucheln geraten kann.

Beste Grüße

Christoph Linkemann

Fundstelle(n):
BBK 2021 Seite 849
NWB NAAAH-88822