NWB-BB Nr. 5 vom Seite 129

Finanzierung goes digital

Dipl.-Kfm. Heiko Lucius | Verantw. Redakteur | nwb-bb-redaktion@nwb.de

Die Digitalisierung schreitet stetig voran. Während sie bislang nur in einzelnen Branchen oder Teilprozessen Einzug gehalten hat, trifft sie mittlerweile nahezu jedes Unternehmen. Insbesondere Mandanten, die in traditionellen Branchen tätig sind, müssen ihr komplettes Geschäftsmodell auf den Prüfstand stellen. Sie zählen nämlich meistens zu den klassischen „Offline-Anbietern“ und sind am weitesten von einer digitalen Ausrichtung entfernt. In der Regel haben sie eingefahrene Wertschöpfungsketten und erzielen ihren Umsatz überwiegend mit einem Kernprodukt. Dieses bietet über den Produktnutzen hinaus keinen weiteren Nutzen, da es nicht mit einem anderen Produkt digital vernetzt ist.

Dieser Umbruch bereitet vielen Ihrer Mandanten verständlicherweise Sorgen, eröffnet für Sie als Berater aber auch neue Beratungschancen. Denn die Überprüfung des Geschäftsmodells ist eine umfangreiche Aufgabe und betrifft nahezu alle betriebswirtschaftliche Bereiche – vom Marketing über die Finanzierung bis hin zur Planung und Kostenrechnung.

Die Digitalisierung bietet aber nicht nur Ihnen Chancen, sondern auch Ihren Mandanten. Denn sie ist für Unternehmen mehr als nur ein notwendiges Übel. Nehmen wir als Beispiel die Finanzierung von Gründungen oder Produktentwicklungen. Während diese in der analogen Welt noch abgeschottet von der Öffentlichkeit stattfand, haben Mandanten durch die wachsende digitale Vernetzung nun die Chance, Ideen nicht nur schnell und kostengünstig mit vielen Menschen zu teilen, sondern auch direkt zu finanzieren. Das ganze nennt sich Crowdfunding oder Schwarmfinanzierung. Entscheidend ist ein gutes Konzept, das dann auf einer der zahlreichen Online-Plattformen nach einer Eingangsprüfung Kapitalgebern angeboten werden kann.

Mittlerweile werden zahlreiche Variationen des Crowdfundings praktiziert – vom klassischen Crowdfunding über Crowdinvesting und Crowdlending bis hin zum Spenden-Crowdfunding. Der Markt in Deutschland ist zwar noch recht klein, wächst aber prozentual deutlich: Laut einer Studie von PwC aus dem Jahr 2017 haben sich 2016 nur 1 % der Start-ups in Deutschland über Crowdfunding finanziert, ein Jahr später waren es bereits 5 %. Dass das Potenzial riesig ist, machen uns andere europäische Ländern wie beispielsweise Großbritannien vor: Hier investieren Kapitalgeber im Vergleich zu Deutschland etwa 14-mal so viel in Crowdfundingprojekte.

Behalten Sie daher diese Finanzierungsform im Blick und stellen Sie diese Möglichkeit bei Bedarf Ihren Mandanten vor. Einen guten Überblick über Chancen, Risiken und Online-Plattformen des Crowdfundings gibt Erichsen ab .

Beste Grüße

Heiko Lucius

Fundstelle(n):
NWB-BB 5/2018 Seite 129
NWB AAAAG-81181