IWB Nr. 6 vom Seite 1

Bitcoin hat die Aufmerksamkeit, Blockchain verdient sie

Nils Henrik Feddersen | Verantw. Redakteur | iwb-redaktion@nwb.de

[i]Bitcoin und Kryptowährungen in den NachrichtenDie extremen Wertsteigerungen von Bitcoins haben die Allgemeinheit auf sog. Kryptowährungen aufmerksam gemacht. Die Zugewinne der Bitcoin sind zwischenzeitlich stark geschmolzen und die Kurse digitaler Währungen sind sehr volatil. Doch ist das Interesse von großen Investoren geweckt. Initial Coin Offerings (ICO) als virtuelle Börsengänge dienen der Unternehmensfinanzierung. Tausende digitaler Coupons (Tokens) sind im Umlauf – längst nicht alle sind legal.

[i]Wie werden Coin- Geschäfte und ICO besteuert?Was gilt für die Besteuerung von Kursgewinnen und -verlusten? Was für die Leihe und unentgeltliche Erwerbsvorgänge? Wie werden ICO behandelt? Auch die umsatzsteuerrechtliche Behandlung ist noch nicht völlig geklärt (s. Pielke ab ). Inzwischen nehmen sich die nationalen Aufsichtsbehörden des Themas an. In einigen Staaten (etwa China und Südkorea) sind ICO bereits verboten. Einzelne Kantone der Schweiz und Liechtenstein bemühten sich dagegen um ein günstiges Klima (s. Langer/Nägele ab ). Hinweise vor dem Treffen der G20-Finanzminister und -Notenbankchefs am 19. und 20. März in Buenos Aires klangen eher wie ein Abgesang auf den Traum von einem dezentralen, staatsfreien Finanzsystem. „Der Bitcoin ist Blase, Schneeballsystem und Umweltdesaster“, so Agustin Carstens, Chef der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich.

[i]Anwendungsideen für die Blockchain gehen weit über Kryptogeld hinausDie dafür grundlegende Blockchain ist von der rein technologischen Seite genial. Ihr potenzieller Anwendungsbereich ist viel breiter; ganze Industrien und viele staatliche Dienstleistungen könnte sie revolutionieren. Denn für die Blockchain werden alle Transaktionen als identische Datenpakete in einer Vielzahl von Rechenzentren gespeichert. Diese dezentrale Infrastruktur und der enorme Rechenaufwand für neue „Blöcke“ in der Kette sollen das System manipulationssicher machen. Die Technik hätte das Zeug, den vertrauensstiftenden Mittler zwischen zwei Parteien, die etwas Werthaltiges austauschen oder festschreiben wollen, entbehrlich zu machen. Nur steht und fällt der Erfolg der Technologie mit dem Vertrauen und der Akzeptanz der Nutzer.

[i]Venezuela: Ölreich und trotz eigener Digitalwährung praktisch pleiteDass digitales Geld nicht stets Rettung verheißt, belegt Venezuela. Es hat am 22. Februar als erster Staat den digitalen „Petro“ gemünzt. Sein Wert soll durch Öl-Vorkommen gedeckt werden – immerhin verfügt das Land über die größten Erdölreserven der Erde. Und doch ist Venezuelas Bankrott absehbar. Ein Allheilmittel ist auch die Blockchain nicht.

Ich wünsche Ihnen viele hilfreiche Erkenntnisse

Nils Henrik Feddersen

Fundstelle(n):
IWB 6 / 2018 Seite 1
NWB BAAAG-78584