StuB Nr. 5 vom Seite 1

Nachruf für den Herausgeber Prof. Dr. Wolf-Dieter Hoffmann

WP/StB Dr. Norbert Lüdenbach

Am ist Wolf-Dieter Hoffmann nach langer, mit bewundernswerter Disziplin gelebter Erkrankung von uns gegangen. Nicht nur in meinem Leben hinterlässt er eine große Lücke.

Wolf-Dieter Hoffmann war vor allem eins: Ein feiner Mensch. Nicht vorrangig in seiner Geistesbildung und Erscheinung – dies auch – vor allem aber in dem, was man altertümlich Herzensbildung nennt. Eine Wesensart, die sich durch Feinfühligkeit für das Wohl und Wehe der Nächsten und Bescheidenheit kundtut und unwiderstehlich anzieht. Diejenigen, die ihm näher gestanden haben als ich, die Familie, Frau Monika Gabrysiak als seine rechte Hand, seine beiden Sozietätspartner, mögen diese Beschreibung als unzureichend empfinden, aber es fällt nicht leicht, so unmittelbar nach dem traurigen Ereignis schon die rechten Worte zu finden.

Verlag und Lesern wird Wolf-Dieter Hoffmann vor allem als leidenschaftlicher und unabhängiger Geist in Erinnerung bleiben. Sein Œuvre ist beispiellos. Mehr als tausend Aufsätze, viele Herausgeberschaften, führende Tätigkeiten an Kommentaren, etwa zur Steuerbilanz, Handelsbilanz oder zur Rechnungslegung nach IFRS. Stets hat er dabei im Interesse seiner Leser die Maxime verfolgt, kleine Dinge so zu tun, als wäre es etwas Großes, und sein Talent eingesetzt, große Dinge zu tun, als wäre es etwas Kleines. In beidem hat er nicht nur Leidenschaft, sondern Pflicht gefühlt und – um Marc Aurel zu zitieren – wer seine Pflicht tut, dem muss gleichgültig sein, ob ihn Leute schmähen oder preisen.

An diesem Zitat hätte Wolf-Dieter Hoffmann vielleicht Freude gefunden, auch wegen seiner Bildungsanfänge, dem Abitur an einem altsprachlichen Gymnasium. Wer so an römischen und griechischen Philosophen geschult wird, bewahrt sich auch auf dem weiteren Weg in Universität (Freiburg) und Beruf einen unvoreingenommenen Blick. Unverständlich waren ihm daher stets Formulierungen der Art, „es ist bisher (!) noch nicht gelungen, das Konzept der Wesentlichkeit (oder dies und jenes) exakt zu definieren und abzugrenzen.“ Hatten nicht die Griechen schon im vierten vorchristlichen Jahrhundert nachgewiesen, dass es nie (!) eine Lösung der Frage geben wird, wie viele Körner einen Haufen ergeben? Aus solcher Erkenntnis erwuchs die theoretische Einsicht in die Grenzen der Erkenntnis, und die rechtspraktische Einsicht, dass die von Standardsettern verfolgte immer höhere Belastung des Jahresabschlusses (Anhang) und Lageberichts mit Angabepflichten kein Königsweg sein kann.

Bei allem hatte Wolf-Dieter Hoffmann auch ein erfülltes Leben außerhalb seines Berufs, mit seinen Söhnen und Enkeln und natürlich in erster Linie mit seiner Frau, mit der ihn vielfältige Interessen, etwa die profunde Liebe zu barocker Kirchenkunst, verbanden.

So schmerzlich für sie alle der Verlust ist, so bleibt doch möglicherweise ein kleiner Trost. Wolf-Dieter Hoffmann hatte ein unabhängiges, liebendes und erfülltes Leben. Zu früh ist er von uns gegangen. Nicht nur ich werde ihn sehr vermissen.

Norbert Lüdenbach

Fundstelle(n):
StuB 5/2017 Seite 1
NWB RAAAG-39077