PiR Nr. 12 vom Seite 1

Gemeinsamer Nenner

WP/StB Dr. Norbert Lüdenbach | Herausgeber | pir-redaktion@nwb.de

Mein Sohn, 6. Klasse, fragt mich, was ich gerade tue. Ich antworte, dass ich zu einigen Aufsätzen ein Vorwort schreiben muss und deshalb nach dem gemeinsamen Nenner der Beiträge suche. Das findet er eher einfach. Mathematik liebt er. Auf dem Lehrplan steht gerade Bruchrechnen, also die für ihn einfache Suche nach dem gemeinsamen Nenner. Ich hätte nun niveauarm mit dem Witz antworten können, dass 4/3 aller Menschen keine Ahnung vom Bruchrechnen und von gemeinsamen Nennern haben, oder gebildet mit Nietzsche, wonach die Erfindung der Gesetze der Zahlen auf dem Irrtum beruht, dass es mehrere gleiche Dinge überhaupt gebe.

Beides habe ich ihm erspart und mich stattdessen an die Arbeit begeben. Diese gestaltet sich so einfach, wie von meinem Sohn gedacht. In allen Fokus-Beiträgen dieser PiR-Ausgabe geht es nämlich um eine gemeinsame Sache: Um die Reibungen und Spannungen, die entstehen, wenn unterschiedliche Regelungskreise aufeinandertreffen.

Im Beitrag von Christian Koch, Thomas Tesche und Armin Pfirmann wird dies schon in der Überschrift erkennbar. Die ist das Thema der Autoren. Sie zeigen, dass der Erlösstandard IFRS 15 an verschiedensten Stellen in die Leasingbilanzierung nach IFRS 16 eingreift. Teilweise geschieht dies in systematisch vom Regelgeber gewollter Weise, etwa wenn IFRS 16 für Herstellerleasing oder die Aufteilung des Transaktionspreises bei Mehrkomponentengeschäften auf IFRS 15 verweist. Teilweise bleiben die Beziehungen zwischen den Standards aber auch hochgradig interpretationsbedürftig, so etwa bei der Abgrenzung von Lizenzgeschäften und Leasinggeschäften über immaterielle Vermögenswerte.

Der Beitrag von Julian Höbener, Yannic Dust und Nils Gimpel-Henning zur beleuchtet eine andere Art von Friktionen, nämlich die zwischen abstrakten Vorgaben ( Framework ) und konkreten Regeln (IFRS 3.42) bei der erfolgswirksamen Neubewertung von Altanteilen im Rahmen eines sukzessiven Unternehmenserwerbs. Der Beitrag legt überzeugend dar, dass die nach IFRS 3.42 zum Zeitpunkt der Beherrschungserlangung vorgesehene GuV-wirksame Neubewertung der Altanteile nicht im Einklang mit der in ED/2015/3 vorgeschlagenen Abgrenzung zwischen GuV-Ergebnis ( profit or loss) und sonstigem Ergebnis (OCI) steht. Die erfolgswirksame Neubewertung hätte danach in der GuV nichts (mehr) zu suchen.

Ein wieder anderes Spannungsverhältnis, nämlich jenes zwischen Steuerbilanz und IFRS-Bilanz behandelt der Beitrag von Christian Landgraf und Andreas Brunnhübner zur Die Autoren erklären, wie sich Steuergestaltung und Konzernsteuerquote zueinander verhalten und welche Rolle dabei die „Eingriffsintensität“ der Gestaltungsmaßnahmen spielt. Mit Blick in die Zukunft ist hier auch der Maßnahmenkatalog von OECD- bzw. G20-Staaten bedeutsam, der für multinationale Konzerne ein sog. country-by-country Reporting steuerlicher Belastungen vorsieht.

Beste Grüße

Norbert Lüdenbach

Fundstelle(n):
PiR 12/2016 Seite 1
NWB SAAAF-87542