SteuerStud Nr. 7 vom Seite 389

Die Ergebnisse der Steuerberaterprüfung 2015/2016

Prof. Dr. Oliver Zugmaier | Steuerrechts-Institut KNOLL

Liebe Leserinnen und Leser,

die schriftliche Steuerberaterprüfung findet bundesweit einheitlich immer Anfang Oktober statt. Die mündlichen Prüfungen werden von den einzelnen Steuerberaterkammern terminiert und sind manchmal erst Ende April/Anfang Mai abgeschlossen. Daher liegen die bundesweiten Ergebnisse der Steuerberaterprüfung 2015/2016 erst jetzt vor (vgl. hierzu auch die ausführliche Statistik auf S. 460, in dieser Ausgabe).

Interessant ist zunächst, dass an der Steuerberaterprüfung wieder mehr Prüfungsbewerber teilnehmen. 4.052 Kandidaten haben die schriftliche Prüfung im Oktober 2015 abgelegt. Die 4.000er-Marke, die im Vorjahr mit 3.988 unterschritten wurde, wurde wieder „geknackt“. Und dies, obwohl im Vorjahr die Prüfung durchschnittlich ausgefallen war und es damit nicht überdurchschnittlich viele Prüfungswiederholer gab. Der Beruf des Steuerberaters scheint wieder an Attraktivität zu gewinnen.

Ungebrochen ist der Trend der hohen Rücktritte während der Prüfung. Von den 4.636 Kandidaten, die im Oktober 2015 zur schriftlichen Prüfung erschienen sind, sind 584 während der Prüfung zurückgetreten – das sind 12,6 %! Während man bei anderen Prüfungen durchgefallen wäre, wartet die Steuerberaterprüfung mit einer Besonderheit auf: Die Prüfung gilt als nicht abgelegt! Dies wird auch für viele Prüfungsabbrecher der Grund für ihren Rücktritt gewesen sein. Denn man verliert bei nur zwei Wiederholungsmöglichkeiten keinen Prüfungsversuch.

Die bundesweite Durchfallquote beträgt 53,9 %. Sie liegt damit seit vier Jahren erstmals wieder über 50 %. Und das Prüfungsjahr 2015/2016 war im Vergleich der letzten zehn Jahre das schlechteste Jahr. Betrachtet man die Durchfallquoten der letzten zehn Jahre, liegen diese zwischen 40,2 % (2007/2008) und 53,9 % (2015/2016).

Hinzu kommen starke regionale Unterschiede: Während in Schleswig-Holstein „nur“ 42,7 % derjenigen, die die schriftliche Prüfung abgelegt haben, durchgefallen sind, sind es in Sachsen-Anhalt 77,4 %. Dies mag dort jeweils aufgrund der geringen Teilnehmerzahlen als „statistischer Ausreißer“ zu werten sein. Aber auch bei den teilnehmerstarken Steuerberaterkammern gibt es große Unterschiede: So sind bspw. in München 57,7 % der Kandidaten durchgefallen, während es in Nürnberg 44,8 % waren. Innerhalb Bayerns sind dies folglich mehr als zehn Prozentpunkte. Leider kann man sich als Prüfungsbewerber nicht aussuchen, wo man zur Prüfung antritt. Die Prüfung muss bei der Steuerberaterkammer abgelegt werden, in deren Bezirk der Bewerber im Zeitpunkt der Stellung des Zulassungsantrags vorwiegend beruflich tätig ist.

Was bedeutet das schlechte Ergebnis des abgelaufenen Prüfungsjahres für denjenigen, der im Oktober 2016 in die schriftliche Steuerberaterprüfung gehen wird? Eigentlich gar nichts. Es lässt sich keine Systematik in dem Sinne erkennen, dass auf ein „schlechtes Jahr“ ein „gutes Jahr“ folgt (und umgekehrt). Es kommt also auf Sie und Ihre individuelle Vorbereitung an!

PS Mithilfe der SteuerStud-Ausgabe 8/2016 können Sie Ihren aktuellen Lernstand überprüfen. Aufbauend auf einer Themenauswertung der letzten fünf Jahre (vgl. hierzu Beilage 1/2016 zu SteuerStud 3/2016 NWB QAAAF-47766) vertiefen Dozenten unterschiedlicher Steuerfachschulen in dieser Schwerpunktausgabe zur schriftlichen Steuerberaterprüfung 2016 ausgewählte Prüfungsthemen und geben Ihnen wertvolle Tipps für Ihren Erfolg.

Herzliche Grüße

Ihr

Oliver Zugmaier

Fundstelle(n):
SteuerStud 7/2016 Seite 389
NWB NAAAF-76266