NWB-BB Nr. 3 vom Seite 65

Weniger ist manchmal mehr

Dipl.-Kfm. Heiko Lucius | Verantw. Redakteur | nwb-bb-redaktion@nwb.de

Der aus den USA stammende Begriff „Working Capital“ bedeutet wörtlich übersetzt „arbeitendes Kapital“. Dieses befindet sich im Umlaufvermögen und „arbeitet“ dort quasi für das Unternehmen; es ist somit gebunden. Auf den ersten Blick möchte man meinen: Je mehr, desto besser, denn viel Arbeit kann für das Unternehmen ja nicht schlecht sein. Doch auch wenn wir vereinfachende Regeln lieben – ganz so einfach ist es beim Working Capital nicht: Zwar sollte die Kennzahl möglichst immer einen positiven Wert haben, da dann die finanzielle Basis eines Unternehmens in der Regel gesichert ist. Aber „zu viel“ an Working Capital ist meistens nicht effizient. Unternehmen sollten nämlich nur so viel Kapital binden, wie unbedingt für die Leistungserstellung benötigt wird.

Wird das Working Capital nachhaltig gesenkt, wird nicht nur Liquidität freigesetzt, die für strategische Investitionen und Akquisitionen genutzt werden kann, sondern auch die Rentabilität erhöht. Unsere europäischen Nachbarn machen vor, wie es geht: Einer PwC-Studie zufolge ist das Kapital in deutschen Unternehmen durchschnittlich 77 Tage im Umlaufvermögen gebunden. So lange dauert es, bis der Zahlungsausgang für das Vorprodukt durch den Zahlungseingang für das Endprodukt ausgeglichen wird. Europas im Schnitt schnellste Unternehmen in Großbritannien schaffen den Umlauf stolze 22 Tage schneller. Sie haben somit schneller wieder Kapital zur Verfügung, das sie reinvestieren können.

Als Berater lohnt es sich für Sie, einen Blick auf diese wichtige Kennzahl zu werfen – und das nicht erst in einer Krisensituation. Denn die Optimierung des Working Capitals bietet zahlreiche Beratungsansätze, von der Optimierung der Lagerbestände und der Einkaufskosten über ein verbessertes Forderungsmanagement bis hin zu Hinweisen für Preis- und Konditionenverhandlungen. Es erübrigt sich fast die Bemerkung, dass die Kennzahl – da sie von Banken und Sparkassen auch in die Bonitätsbewertung einfließt – letztlich auch Einfluss auf die Kreditvergabe und die Höhe der Kreditkonditionen hat.

Der neue Working Capital-Rechner, abrufbar in der NWB Datenbank unter NWB GAAAF-48199, unterstützt Sie bei der Berechnung des Working Capitals und weiterer Kennzahlen, die vom Working Capital beeinflusst werden. Hinweise zum Berechnungsprogramm sowie zu weiteren Tools aus der Datenbank, mit denen Sie Bestandteile des Working Capitals analysieren und verbessern können, lesen Sie im Beitrag von Erichsen .

Beste Grüße

Heiko Lucius

Fundstelle(n):
NWB-BB 3/2016 Seite 65
NWB KAAAF-66894