Instanzenzug:
Gründe
I
1Die Klägerin ist ein gewerbliches Unternehmen und unterhält im Gebiet des beklagten Ruhrverbandes eine Betriebsstätte. Der Beklagte ist eine öffentlich-rechtliche Körperschaft und nimmt in seinem Verbandsgebiet für seine Mitglieder u.a. Aufgaben der Abwasserbeseitigung wahr. Hierfür erhebt er von seinen Mitgliedern Verbandsbeiträge. Seit 2008 reduziert die Klägerin ihre Abwassereinleitungen in die Kanalisation nach Menge und Schädlichkeit. Der Beklagte zog sie mit Beitragsbescheid vom für das Veranlagungsjahr 2008 zu Verbandsbeiträgen in Höhe von insgesamt 85 206 € heran. Darin enthalten war eine auf die reduzierten Abwässer bezogene Summe von 35 438 € als sog. nachwirkende Veranlagung. Klage und Berufung hiergegen hatten keinen Erfolg.
II
21. Die allein auf den Zulassungsgrund der grundsätzlichen Bedeutung der Rechtssache gemäß § 132 Abs. 2 Nr. 1 VwGO gestützte Beschwerde der Klägerin hat keinen Erfolg.
3a) Die Beschwerde will geklärt wissen:
"Führt das bundesrechtlich normierte Verursacherprinzip dazu, dass ein Abwassererzeuger, der seine Schadstofffracht ganz erheblich reduziert hat, auch eine Begünstigung erfahren muss, wenn er als Mitglied eines Wasserverbandes aus diesem ausscheidet oder seine Teilnahme erheblich reduziert?
Gilt dies insbesondere auch dann, wenn der Abwassererzeuger als Mitglied eines Verbandes sein Abwasser in die Kläranlage eines Verbandes einleitet und der Verband damit direkt Einleiter ist?
Folgt aus dem bundesrechtlich verankerten Verursacherprinzip, dass die Abgabenbelastung eines Abwassererzeugers sich an der Schadstofffracht und der Menge des von Ihm erzeugten Abwassers orientieren muss, und zwar insbesondere dann, wenn er seine Schadstoffbelastung erheblich vermindert hat? Muss sich dann nicht konsequenterweise in entsprechendem Maß auch die wirtschaftliche Belastung in Form einer Abgabe reduzieren?
Folgt aus dem bundesrechtlich verankerten Verursacherprinzip, dass auch im Rahmen einer Typisierung bei der Bemessung von Abgaben zumindest die Tatsache der Schadstoffverursachung als solche feststehen muss, um eine Abgabe zu erheben?"
4Grundsätzlich bedeutsam im Sinne des § 132 Abs. 2 Nr. 1 VwGO ist eine Rechtssache nur, wenn für die angefochtene Entscheidung der Vorinstanz eine konkrete, fallübergreifende und bislang ungeklärte Frage des revisiblen Rechts von Bedeutung war, deren Klärung im Revisionsverfahren zu erwarten ist und zur Erhaltung der Einheitlichkeit der Rechtsprechung oder zur Weiterentwicklung des Rechts geboten erscheint. Den Darlegungen der Beschwerde lässt sich nicht entnehmen, dass diese Voraussetzungen im vorliegenden Fall erfüllt sind.
5Das Oberverwaltungsgericht ist in Auslegung irrevisiblen Landesrechts (§ 25 Abs. 4 Satz 2 Ruhrverbandsgesetz vom , GV. NRW. S. 178, für den hier maßgeblichen Zeitraum zuletzt geändert durch Gesetz vom , GV. NRW. S. 808, - RuhrVG) zu dem Ergebnis gekommen, Anknüpfungspunkt für die Heranziehung der Klägerin zum nachwirkenden Beitrag seien die Aufwendungen des Beklagten, die durch die Klägerin als (ihre Teilnahme einschränkendes) Mitglied "verursacht" worden seien und die nach der Teilnahmeeinschränkung nicht vermieden werden könnten (BA S. 24). Der nachwirkende Beitrag stelle einen Ersatz für vor der eingeschränkten Teilnahme der Klägerin getätigte Aufwendungen des Beklagten dar, die sich für die Klägerin vorteilhaft darstellten. Die nachwirkende Beitragspflicht sanktioniere keine abwassermindernden Maßnahmen der Klägerin, sondern sei "lediglich" Folge des Umstandes, dass die Klägerin in der Vergangenheit Aufwendungen des Beklagten mitverursacht habe (BA S. 25). Nach dieser die Revisionsinstanz bindenden Auslegung des Landesrechts war für die Höhe der Umlage die Reduktion der Schadstofffracht ohne Bedeutung. Hiermit setzt sich die Beschwerde nicht in der von § 133 Abs. 3 Satz 3 VwGO gebotenen Weise auseinander. Sie legt insbesondere nicht dar, warum angesichts der vom Oberverwaltungsgericht festgestellten Funktion des nachwirkenden Beitrags als eines Ersatzes für die in der Vergangenheit durch die Klägerin mitverursachten Aufwendungen des Beklagten eine erst in die Zukunft wirkende Reduktion der Schadstofffracht aufgrund des bundesrechtlichen Verursacherprinzips Berücksichtigung hätte finden müssen.
6Unabhängig davon rechtfertigen die aufgeworfenen Fragen nach der Bedeutung des Verursacherprinzips für Indirekteinleiter im Abwasserabgabenrecht die Zulassung der Revision auch deswegen nicht, weil sie sich auf der Grundlage der Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichts ohne Weiteres beantworten lassen.
7In der Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichts ist geklärt, dass die Wasserverbandsumlage ein nach näherer Maßgabe der Satzung geschuldeter Solidarbeitrag ist, den die Pflichtigen als Nutznießer der Verbandstätigkeit zu erbringen haben, um das Finanzierungssystem der Unterhaltungsverbände unter weitgehender Schonung steuerlicher Einnahmequellen zu stützen. Bei den Verbandslasten handelt es sich nicht um Beiträge im Rechtssinne, sondern um solche Lasten, die der Erfüllung bzw. der Finanzierung einer den Verbandsmitgliedern selbst obliegenden Aufgabe dienen. Ein Zusammenhang zwischen der Höhe der Umlage und dem Nutzen, den der Abgabenpflichtige haben könnte, wird weder vom Verhältnismäßigkeitsgrundsatz noch vom Willkürverbot gefordert ( 9 B 15.02 - NVwZ 2002, 1508 und Urteil vom - 9 C 1.07 - Buchholz 445.20 Wasserverbandsrecht Nr. 1 Rn. 40). In der Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichts ist ferner geklärt, dass sich zwar die nach dem Abwasserabgabengesetz vom Direkteinleiter zu entrichtende Abgabe in Verwirklichung des Verursacherprinzips grundsätzlich nach der im Rahmen der Inanspruchnahme des Allgemeinguts "Gewässer" objektiv eingetretenen Umweltschädigung richtet ( 8 C 30.96 - BVerwGE 107, 345 <347>). Für den Indirekteinleiter hingegen enthält das Abwasserabgabengesetz keine Anordnung, dass die von ihm zu entrichtende abwasserrechtliche Umlage ebenfalls nach dem Maß seiner Mitverursachung der Schädlichkeit des in ein Gewässer eingeleiteten Abwassers zu bemessen ist (vgl. 8 C 49.86 - BVerwGE 78, 275 <277>). Dies ist auch mit Blick auf den Gleichbehandlungsgrundsatz nicht geboten. Selbst wenn aus dem Gesichtspunkt der Sachgerechtigkeit herzuleiten sein sollte, dass das Verursachungsprinzip des Abwasserabgabengesetzes auch bei der Abwälzung auf die Indirekteinleiter zu berücksichtigen ist, hätte eine Reduktion der Schadstofffracht durch den Indirekteinleiter nicht notwendig Einfluss auf die Höhe einer Umlage, die ausschließlich für Aufwendungen erhoben wird, die ihren Entstehungsgrund in der Zeit vor der Verringerung der Schadstofffracht haben und vom Indirekteinleiter mitverursacht worden sind. Soweit die Beschwerde geklärt wissen will, ob "zumindest die Tatsache der Schadstoffverursachung als solche feststehen muss", um eine Abgabe dem Verursacherprinzip entsprechend zu erheben, würde sich diese Frage auf der Grundlage des vom Oberverwaltungsgericht festgestellten Sachverhalts in dem erstrebten Revisionsverfahren nicht stellen. Denn danach hat eine bei der Klägerin gezogene Wasserprobe einen nicht unerheblichen Konzentrationswert für Nickel ergeben. Zudem hat das Oberverwaltungsgericht berücksichtigt, dass der Beklagte eine Vorhalteleistung erbringt, um bei etwaigen Störfällen im Betrieb eines Mitgliedes Schwermetallfrachten zurückzuhalten und Gewässerschäden zu vermeiden. Damit setzt sich die Grundsatzrüge nicht auseinander.
8b) Die weiteren von der Beschwerde aufgeworfenen Fragen,
"Ergibt sich aus dem Gleichheitsgrundsatz in Art. 3 Abs. 1 GG, dass ein Wasserverband kommunale und gewerbliche Mitglieder bei der Berechnung der Beiträge entsprechend Menge und Schädlichkeit der jeweils erzeugten Abwässer gleich behandeln muss oder darf eine Mitgliedergruppe - hier die Gruppe der gewerblichen Abwassererzeuger - stärker belastet werden, als kommunale Mitglieder?
Ergibt sich aus dem grundgesetzlichen Gleichheitsgrundsatz, dass Abwassererzeuger, die ihre Schadstofffracht um mehr als 20 % reduzieren, nicht schlechter behandelt werden dürfen als Abwassererzeuger, die ihre Schadstofffracht um weniger als 20 % vermindern?
Ergibt sich aus dem Gleichheitsgrundsatz in Art. 3 Abs. 1 GG, dass bei der Berechnung der Höhe von Abwassergebühren nicht einfach ein Referenzzeitraum von drei fixen Jahren herausgegriffen werden darf, um die Beitragshöhe zu bestimmen?"
bedürfen ebenfalls nicht der Klärung in einem Revisionsverfahren. Sie betreffen die Vereinbarkeit von Landesrecht mit Bundes(verfassungs)recht, ohne dass ein bundesrechtlicher Klärungsbedarf erkennbar wäre.
9Die Klägerin wendet sich sowohl gegen die alleinige Heranziehung der gewerblichen Verbandsmitglieder zu nachwirkenden Beiträgen als auch dagegen, dass der Beklagte bei Verbandsbeiträgen mit dem Ziel der Umverteilung differenziere, um gewerbliche Abwassererzeuger besonders und überproportional zu belasten, während die übrigen (vor allem kommunalen) Abwassererzeuger entsprechend entlastet würden. Ferner sei auch innerhalb der Gruppe der gewerblichen Verbandsmitglieder der Beitragsmaßstab aufgrund der Relevanzschwelle von 20 % (vgl. § 28a Abs. 2 Satz 1 Ruhrverbandssatzung vom , GV. NRW. S. 110, für den hier maßgeblichen Zeitraum zuletzt geändert am , GV. NRW. 2006 S. 145, - RuhrVS) sachwidrig und objektiv willkürlich.
10Das Oberverwaltungsgericht hat die alleinige Heranziehung der gewerblichen Abwasserableiter in der satzungsrechtlichen Beitragsregelung (§ 28a Abs. 2 Satz 1 RuhrVS) an Art. 3 Abs. 1 GG gemessen und einen Verstoß gegen den Gleichbehandlungsgrundsatz verneint, da sich der Beklagte als Satzungsgeber auf eine Prognoseentscheidung gestützt und diese von sich aus der Beobachtung unterworfen habe. Die Relevanzschwelle von 20 %, mit der die satzungsrechtliche Beitragsregelung die maßgebliche Schwelle für das Einsetzen nachwirkender Beitragspflichten normiere, sei ihrerseits ohne Verstoß gegen das Willkürverbot vom Gestaltungsspielraum gedeckt, der dem Beklagten bei der Festlegung des Beitragsmaßstabs zukomme (BA S. 30 ff.).
11Mit ihren Angriffen gegen die Wertung des Oberverwaltungsgerichts greift die Beschwerde die rechtsfehlerfreie Anwendung des Grundgesetzes durch das Berufungsgericht an. Diese ist jedoch im Verfahrensstadium der Zulassungsbeschwerde nicht zu prüfen. Zu entscheiden ist vielmehr auf der Grundlage des Beschwerdevorbringens allein, ob Anlass zu der Annahme besteht, in einer bestimmten Frage sei die Auslegung des Grundgesetzes einschließlich der bundesverfassungsrechtlichen Grundsätze durch die höchstrichterliche Rechtsprechung bisher nicht ausreichend, um eine zutreffende Umsetzung in dem landesrechtlich geprägten Ausgangsfall zu gewährleisten. Ob das Berufungsgericht den verfassungsrechtlichen Grundsätzen im Einzelnen gerecht geworden ist, ist indes keine Frage der weiteren Klärung dieser Grundsätze, sondern deren korrekter Anwendung im Einzelfall. Dies zu überprüfen, ist nicht Aufgabe des Zulassungsverfahrens ( 4 B 266.94 - NVwZ 1995, 601). Höchstgerichtlichen Klärungsbedarf zu Inhalt und Reichweite von Art. 3 Abs. 1 GG zeigt die Beschwerde damit nicht auf. Ein solcher liegt auch nicht vor.
12Nach der ständigen Rechtsprechung des Bundesverfassungs- und des Bundesverwaltungsgerichts verwehrt Art. 3 Abs. 1 GG dem Normgeber nicht jede Differenzierung. Differenzierungen bedürfen jedoch stets der Rechtfertigung durch Sachgründe, die dem Differenzierungsziel und dem Ausmaß der Ungleichbehandlung angemessen sind. Lassen sich dagegen mehrere Regelungen denken, die sich im Rahmen des allgemeinen Gleichheitssatzes halten, so ist es nicht Angelegenheit der Gerichte, sondern der rechtsetzenden Organe, die zweckmäßigste Lösung auszuwählen ( - BVerfGE 135, 126 Rn. 52; 4 C 21.70 - BVerwGE 42, 210 <216>). Dass der Satzungsgeber bei einem notwendigen Ausgleich beteiligter Interessen dabei in wertender Entscheidung auf eine mögliche andere als die getroffene Regelung der Lastenverteilung verzichtet, genügt daher nicht, um einen Verstoß gegen Art. 3 Abs. 1 GG darzutun ( 4 C 3.81 - Buchholz 11 Art. 28 GG Nr. 55 S. 45).
13Gemessen hieran wirft die satzungsmäßige Festlegung des Verbandsbeitragsmaßstabs, wozu die auf der gesetzlichen Grundlage des § 25 Abs. 4 RuhrVG basierende nähere Ausgestaltung nachwirkender Beiträge gehört, keine grundsätzlich klärungsbedürftigen Fragen auf. Da die Umlage von Verbandslasten auf Verbandsmitglieder keinen Entgeltcharakter hat und daher nicht des Nachweises eines äquivalenten Vorteils für die Umlagepflichtigen bedarf, ist dieser Spielraum im Wesentlichen nur durch das Willkürverbot begrenzt. Der Beitragsmaßstab darf nicht sachwidrig und für das Wirken des Verbandes völlig unpassend sein ( 6 C 2.06 - Buchholz 445.1 Allgemeines Wasserrecht Nr. 11 Rn. 13, Beschluss vom - 10 B 72.04 - Buchholz 445.1 Allgemeines Wasserrecht Nr. 9 S. 14 f.). Die Beschwerde zeigt nicht auf, inwiefern der Gleichheitssatz über diese Grundsätze hinaus noch klärungsbedürftig ist. Dass die Kriterien der Vorteilsgerechtigkeit unter den oben genannten Vorzeichen einzuhalten sind, wird vom Oberverwaltungsgericht nicht in Abrede gestellt. Zwar rügt die Beschwerde eine sachgrundlose Umverteilung im Verhältnis der verschiedenen Verbandsmitgliedergruppen und bezweifelt damit die Einhaltung des Gestaltungsspielraums durch den Beklagten. Doch führt dies über Fragen der konkreten Rechtsanwendung durch das Berufungsgericht nicht hinaus und rechtfertigt nicht die Zulassung der Revision wegen grundsätzlicher Bedeutung der Rechtssache.
14c) Für grundsätzlich klärungsbedürftig hält die Beschwerde auch die Fragen:
"Folgt aus dem bundesrechtlich verankerten Äquivalenzprinzip, dass ein Mitglied eines Wasserverbandes, das seine Teilnahme beendet oder stark einschränkt, nicht mehr für einen Zeitraum von 15 Jahren zu Beitragslasten herangezogen werden kann?
Folgt aus dem bundesrechtlich verankerten Äquivalenzprinzip, dass Abwassergebühren beim Abwassererzeuger nur dann erhoben werden können, wenn Schadstoffe in seinem Abwasser auch tatsächlich nachgewiesen werden können?
Ergibt sich aus Art. 12 GG, dass ein Zwangsmitglied eines Wasserverbandes nicht zu Beitragsleistungen herangezogen werden darf, wenn es seine Teilnahme beendet oder stark einschränkt?
Ergibt sich aus Art. 14 GG, dass ein Zwangsmitglied eines Wasserverbandes nicht zu Beitragsleistungen herangezogen werden darf, wenn es seine Teilnahme beendet oder stark einschränkt?"
15Die Fragen rechtfertigen die Zulassung der Revision nicht. Die Beschwerde legt entgegen § 133 Abs. 3 Satz 3 VwGO den - trotz der bereits vorhandenen höchstrichterlichen Rechtsprechung bestehenden - weiteren Klärungsbedarf nicht dar, sondern erschöpft sich in der Kritik der angegriffenen Entscheidung als fehlerhaft. Damit lässt sich die grundsätzliche Bedeutung der Sache jedoch nicht begründen.
16d) Schließlich rechtfertigt auch die letzte Frage der Beschwerde,
"Verlangt das in Art. 9 Abs. 1 der Wasserrahmenrichtlinie geregelte Gebot, kostendeckende Wasserpreise zu erheben, dass Abwassererzeuger, die die Menge und/oder Schädlichkeit ihre Abwässer erheblich reduzieren, auch entsprechend wirtschaftlich in Bezug auf die Abgaben entlastet werden müssen?"
nicht die Zulassung der Revision.
17Zwar kann es nach der ständigen Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichts für die Revisionszulassung wegen grundsätzlicher Bedeutung genügen, dass in einem zukünftigen Revisionsverfahren voraussichtlich gemäß Art. 267 AEUV eine Vorabentscheidung des Europäischen Gerichtshofs einzuholen sein wird (statt vieler 3 B 43.86 - Buchholz 310 § 132 VwGO Nr. 243 S. 26). Indes lässt sich hier eine Vorlagepflicht ohne Durchführung eines Revisionsverfahrens verneinen.
18Mit der Beschwerde ist davon auszugehen, dass Art. 9 der Wasserrahmenrichtlinie (Richtlinie 2000/60/EG des Europäischen Parlaments und Rates vom zur Schaffung eines Ordnungsrahmens für Maßnahmen der Gemeinschaft im Bereich der Wasserpolitik, ABl. L 327 S. 1) auch vor dem Jahr 2010 und damit für den hier relevanten Veranlagungszeitraum die Mitgliedstaaten und alle ihre Träger öffentlicher Gewalt jedenfalls dazu verpflichtete, jegliche Maßnahmen zu unterlassen, die geeignet waren, die Erreichung des in der Richtlinie vorgeschriebenen Ziels ernstlich zu gefährden ( [ECLI:EU:C:2012:560], Nomarchiaki Aftodioikisi Aitoloakarnanias u.a. - Rn. 57). Die Vorschrift verpflichtet dazu, unter Einbeziehung der wirtschaftlichen Analyse gemäß Anhang III der Richtlinie und insbesondere unter Zugrundelegung des Verursacherprinzips den Grundsatz der Deckung der Kosten der Wasserdienstleistungen einschließlich umwelt- und ressourcenbezogener Kosten zu berücksichtigen (Abs. 1 Unterabs. 1). Die Mitgliedstaaten haben bis zum Jahr 2010 dafür zu sorgen, dass die Wassergebührenpolitik angemessene Anreize für die Benutzer darstellt, Wasserressourcen effizient zu nutzen, und somit zu den Umweltzielen dieser Richtlinie beiträgt (Abs. 1 Unterabs. 2 Spiegelstrich 1). Dabei kann den sozialen, ökologischen und wirtschaftlichen Auswirkungen der Kostendeckung sowie den geographischen und klimatischen Gegebenheiten der betreffenden Region oder Regionen Rechnung getragen werden (Abs. 1 Unterabs. 3). Aus diesen Rahmenregelungen ergibt sich keine Anordnung, dass indirekteinleitende Wasserverbandsmitglieder bei der Reduzierung der von ihnen in das Abwassersystem des direkteinleitenden und damit allein abgabepflichtigen Verbandes eingebrachten Abwässer (nach Menge und Schädlichkeit) niedrigere Verbandsbeiträge auch dann zu tragen haben, wenn diese für Aufwendungen hinsichtlich solcher Investitionen erhoben werden, die in einem Zeitpunkt getätigt wurden, in dem die Schadstofffracht noch nicht verringert war. Dies liegt auf der Hand und bedarf keiner Klärung in einem Vorlageverfahren.
19Wasserpreise im Sinne von Art. 9 der Richtlinie haben zwar durch ihre Gestaltung eine hinreichende Anreizwirkung zu geben, zu einer ressourcenschonenden Verwendung des Umweltmediums Wasser beizutragen. Dieser Lenkungsfunktion entspricht es, Bemühungen des Wassernutzers um Reduzierung der Schadstofffracht kostenentlastend zu berücksichtigen (vgl. statt vieler Hansjürgens/Messner, in: Rumm/von Keitz/Schmalholz (Hrsg.), Handbuch der EU-Wasserrahmenrichtlinie, 2. Aufl. 2006, S. 414; Köck, in: Durner (Hrsg.), Wasserrechtlicher Reformbedarf in Bund und Ländern, 2011, S. 77; Gawel/Unnerstall, DVBl 2014, 963 <967>; Gawel, NuR 2014, 77 <79>). Diesem Anliegen trägt § 3 Abs. 1 AbwAG durch eine Ausrichtung der Abwasserabgabenlast des beitragspflichtigen Direkteinleiters an der Schädlichkeit des Abwassers Rechnung. Der Wasserverband, der, sei es durch Modernisierung seiner eigenen wasserwirtschaftlich-technischen Anlagen, sei es durch die Kumulation einzelner derartiger Maßnahmen von Seiten seiner Mitglieder, Wasserressourcen effizienter nutzt, wird entsprechend beitragsmäßig besser gestellt. Weitergehende Forderungen gerade auf die konkrete Umsetzung dieses Gebots im verbandsinternen Umlagegeflecht ergeben sich aber aus Art. 9 der Wasserrahmenrichtlinie ersichtlich nicht. Die Beschwerde verkennt, dass die Richtlinie 2000/60/EG eine auf der Grundlage von Art. 175 Abs. 1 EG (jetzt Art. 192 AEUV) erlassene Rahmenrichtlinie ist. Sie legt gemeinsame Grundsätze und einen allgemeinen Handlungsrahmen für den Gewässerschutz fest und stellt die Koordinierung, die Integration und die langfristige Weiterentwicklung der grundlegenden Prinzipien und Strukturen für den Schutz und einen ökologisch nachhaltigen Gebrauch von Wasser in der Europäischen Union sicher. Die gemeinsamen Grundsätze und der allgemeine Handlungsrahmen, die von ihr vorgegeben werden, sollen später von den Mitgliedstaaten weiterentwickelt werden, die eine Reihe besonderer Maßnahmen innerhalb der in der Richtlinie vorgesehenen Fristen erlassen müssen. Der Unionsgesetzgeber hat sich jedoch einer vollständigen Harmonisierung der wasserrechtlichen Vorschriften der Mitgliedstaaten gerade enthalten ( [ECLI:EU:C:2014:2202], Kommission/Deutschland - NVwZ 2014, 1442 Rn. 50). Dies deckt sich mit der insoweit einhelligen Auffassung des maßgeblichen Schrifttums, das den Mitgliedstaaten bei der Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie durch die Methoden- wie Instrumentenoffenheit von Art. 9 weite Bewertungs- und Ermessensspielräume zugesteht (Hansjürgens/Messner, a.a.O. S. 423 f.; Köck, a.a.O. S. 69, 74 f.; Gawel, VerwArch 2014, 99 <107, 122 f.>; derselbe, DÖV 2014, 330 <338>).
20Vor diesem Hintergrund bedarf es keiner revisionsgerichtlichen Klärung, dass sich die (bundes- oder unions-)umweltrechtliche Pflicht zur Abwasserminimierung gegenüber der aus der Binnenstruktur der Wasserverbände folgenden Veranlagung zu nachwirkenden Beiträgen neutral verhält. Auf Grundlage der in Auslegung des Landesrechts gewonnenen Erkenntnisse des Oberverwaltungsgerichts kann hieran jedenfalls deshalb kein Zweifel bestehen, weil die nachwirkende Beitragspflicht gerade an vor der Teilnahmeeinschränkung bzw. Reduzierung der Abwässer durch die Klägerin verursachte Aufwendungen des Beklagten anknüpft. Dies gilt umso mehr, als das Oberverwaltungsgericht auch darauf abgestellt hat (BA S. 24 f.), dass der Umfang der Heranziehung zum nachwirkenden Beitrag in jedem Veranlagungsjahr nach der Einschränkung der Teilnahme nach § 28a Abs. 2 Satz 2 RuhrVS jeweils um 1/15 sinkt (sog. Remanenzfaktor). Dies ist nach der berufungsgerichtlichen Auslegung des Landesrechts dem Umstand geschuldet, dass nicht gänzlich ausgeschlossen werden könne, dass über den Nachveranlagungszeitraum hinweg der Aufwand des Beklagten, den das ausgeschiedene Mitglied über die zuvor durch den Beklagten getätigten Investitionen nach wie vor verursacht, kontinuierlich abnehme. Ferner ende gemäß § 28a Abs. 2 Satz 3 RuhrVS die nachwirkende Beitragspflicht, wenn durch das die Teilnahme einschränkende Mitglied keine Aufwendungen mehr verursacht würden. Dass diese Regelung des Binnenverhältnisses zwischen Wasserverband und Verbandsmitglied den unionsrechtlich gezogenen Rahmen verletzt, kann ohne Vorlage an den Europäischen Gerichtshof ausgeschlossen werden.
212. Die Divergenzrüge (§ 132 Abs. 2 Nr. 2 VwGO) greift nicht durch.
22Sie genügt nicht den Darlegungsanforderungen des § 133 Abs. 3 Satz 3 VwGO. Die Beschwerde führt eine Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts zum Kirchensteuerrecht an, die in einem entscheidenden Punkt mit dem vorliegenden Sachverhalt vergleichbar sein soll. Es fehlt aber an der erforderlichen Gegenüberstellung abstrakter, in Anwendung derselben Rechtsvorschrift aufgestellter entscheidungserheblicher Rechtssätze einerseits des Oberverwaltungsgerichts, andererseits des Bundesverfassungsgerichts.
233. Verfahrensfehler, die zur Zulassung der Revision führen könnten (§ 132 Abs. 2 Nr. 3 VwGO), ergeben sich aus dem Beschwerdevorbringen ebenfalls nicht.
24Die Rüge, das Oberverwaltungsgericht habe den Anspruch der Klägerin auf rechtliches Gehör verletzt, weil es ihren Vortrag zur Qualität des von ihr erzeugten Abwassers nicht berücksichtigt habe, vermag eine Gehörsverletzung schon deswegen nicht zu begründen, weil das Oberverwaltungsgericht auf diesen Vortrag der Klägerin in den Beschlussgründen (BA S. 36) eingeht und "im Übrigen" selbständig tragend darauf abgestellt hat, dass die Vorhalteleistung des Beklagten, um für Störfälle im Betrieb eines Mitgliedes hohe Schadstofffrachten zu vermeiden, einen beitragsrelevanten Vorteil darstelle. Auf diese Rechtsauffassung hatte das Gericht in seinem zweiten Anhörungsschreiben vom hingewiesen, mit dem es ankündigt hat, auch unter Berücksichtigung des nach der ersten Anhörung Vorgetragenen an seiner Absicht festzuhalten, im Beschlusswege zu entscheiden. Einer weiteren Anhörung allein aufgrund des Schriftsatzes der Klägerin vom , mit dem sie den Vortrag des Beklagten zu den Vorhalteleistungen als unsubstantiiert gerügt und die Anberaumung einer mündlichen Verhandlung beantragt hat, bedurfte es daher nicht (vgl. zu den Anforderungen an eine neue Anhörung 9 B 11.14 - [...] Rn. 5).
25Als weiteren Gehörsverstoß rügt die Klägerin, dass das Oberverwaltungsgericht seine Entscheidung hinsichtlich der Schädlichkeit der von der Klägerin eingeleiteten Metallanteile auf einen Schriftsatz der Beklagtenseite vom stütze, von dem die Klägerin erst durch den gerichtlichen Hinweis vom Kenntnis erlangt habe. Damit ist eine Verletzung des Gehörsanspruchs der Klägerin nicht den Anforderungen des § 133 Abs. 3 VwGO entsprechend dargetan. Der Schriftsatz vom ist der Klägerin auf ihre Anforderung am übersandt und es ist ihr Gelegenheit zur Stellungnahme bis zum gegeben worden. Mit dem daraufhin von der Klägerin eingereichten Schriftsatz vom setzt sich das Berufungsgericht in den Entscheidungsgründen ausdrücklich auseinander.
26Soweit die Klägerin mit der Rüge, das Oberverwaltungsgericht habe ungeprüft und ohne weitere Aufklärung die Angaben des Beklagten hinsichtlich der getroffenen Investitionsentscheidungen übernommen, schließlich der Sache nach eine Aufklärungsrüge erhebt (§ 86 Abs. 1 VwGO), führt die Beschwerde ebenfalls nicht zum Erfolg. Sie übersieht, dass, wie bereits dargelegt, ein Zusammenhang zwischen der Höhe der Umlage und dem Nutzen, den der Abgabenpflichtige haben könnte, weder vom Verhältnismäßigkeitsgrundsatz noch vom Willkürverbot gefordert wird ( 9 B 15.02 -NVwZ 2002, 1508 und Urteil vom - 9 C 1.07 - Buchholz 445.20 Wasserverbandsrecht Nr. 1 Rn. 40). Die Berücksichtigung von Vorhalteleistungen bedarf daher keiner kausalen Zuordnung zu einem bestimmten Einleiter.
274. Die Kostenentscheidung folgt aus § 154 Abs. 2 VwGO, die Streitwertfestsetzung aus § 47 Abs. 1 und 3, § 52 Abs. 1 und 3 GKG.
Fundstelle(n):
PAAAE-89675