PiR Nr. 2 vom Seite 1

Karlheinz Küting †

Gott fügt die Zeit, die Zeit der Geburt (am ) und die Zeit des Todes (am ). Der Psalmist findet hierzu die tröstenden Worte: Des Menschen Leben währet 70 Jahre, und wenn es hoch kommt, so sind es 80 Jahre, und wenn es köstlich gewesen ist, so ist es Mühe und Arbeit gewesen; denn es fährt schnell dahin, als flögen wir davon (Ps. 90.10).

Zu schnell war das Leben Karlheinz Kütings dahin. Noch stand er bis fast zuletzt in der Mühe und Arbeit des (Berufs-)Lebens. Und dieses ist – in den Worten des Psalmisten – köstlich gewesen. Die Laudationen und die Nachrufe bestätigen dies uni sono. Der PiR-Herausgeber hat Kütings Produkte auf dem Gebiet der externen Rechnungslegung und Prüfung von Anfang an mit großer Aufmerksamkeit verfolgt. Seit 1983 als Ordinarius der Universität des Saarlandes und gleichwohl mit Wohnsitz in seiner Heimatstadt Marl hat er die Landschaft der deutschen Bilanzierung wie kaum ein anderer geprägt. Das gelang ihm nicht nur durch hohe Fachkompetenz und die ausgefüllte Aura des Hochschullehrers früherer Prägung. Karlheinz Kütings Erfolgsgeheimnis – so wagt es der Herausgeber aus der Distanz zu beurteilen – lag in der Heranziehung eines jüngeren und stetig wachsenden Mitarbeiterstabs, sozusagen eines wissenschaftlichen Nachwuchses. Der kurze Nachruf mit umso umfangreicheren Unterzeichnern aus dieser Schule (es mögen 50 oder mehr gewesen sein) in der FAZ belegt diese Feststellung.

Dabei wurde am Lehrstuhl in Saarbrücken nicht der l'art pour l'art gefrönt – im Gegenteil. Die wissenschaftliche Beschäftigung mit der externen Rechnungslegung und Prüfung verlor nie den Praxisbezug, sondern belegte die notwendige und mögliche Symbiose dieser beiden sonst als gegensätzlich charakterisierten Pole. Wer von den Schülern Karlheinz Kütings seine approbierte Dissertation – verstanden im ursprünglichen Sinne – im Tornister hatte, der fand sich auf Bewerbungslisten für Lehrstühle oder leitende Positionen schnell in der obersten Linie. Das erwartet die Wirtschaft von der universitären Ausbildung.

Das besondere Forschungsinteresse Karlheinz Kütings lag im Konzernabschluss. Er begleitete dieses Thema seit der Neugestaltung durch das BiRiLiG, bei der Aufnahme der internationalen Variante durch die IAS-Verordnung in deutsches Recht bis hin zur teilweisen Neuausrichtung durch das BilMoG. Der Praxisbezug der Forschungstätigkeit kam hier (auch) zum Durchbruch. Am Telefon äußerte er mir vor einiger Zeit seinen Unmut über die Nichtvorlage eines konsolidierten Abschlusses des ADAC und mancher Fußballbundesligavereine. Diese scheuen den Konzernabschluss, weil sonst die Eigenkapitalgenerierung durch Einbringung von jeder Menge intangibles in Tochtergesellschaften ins richtige Bild gerückt würde.

Zuletzt kämpfte Karlheinz Küting beruflich gegen die fair value-Philosophie der IFRS mit der Gegenüberstellung zum löblichen Anschaffungskostenprinzip des HGB. Die Kritik an der fair value-Definition des IASB wird im Fachbeitrag von Niklas B. Homfeldt aufgegriffen – inhaltlich eine Reverenz der PiR an den verstorbenen Meister der (konsolidierten) Rechnungslegung.

Fundstelle(n):
PiR 2/2014 Seite 1
NWB AAAAE-54697