PiR Nr. 1 vom Seite 1

Period of Work

WP/StB Prof. Dr. Wolf-Dieter Hoffmann | Herausgeber | pir-redaktion@nwb.de

Im letzten Editorial für das Vorjahr haben sich die Herausgeber und die Redaktion mit den Wünschen für ein paar ruhige Tage der IFRS-Anwender und Abonnenten unserer PiR geäußert: Mehr könne die friedlose Welt und die Hektik der IASB-Produktion nicht liefern. Der Wunsch nach einer Period of Calm wurde als illusorisches Wunschdenken dargestellt. Der umfassende Blick in die IASB-Agenda des Jahres 2013 und die schmalere Perspektive des Inhalts der vorliegenden PiR-Ausgabe belegen diese Skepsis. Die nach der Agenda-Consultation 2011 festgelegten vier Hauptprojekte des IASB – Erlösrealisation, Leasingverhältnisse, Versicherungsverträge und Finanzinstrumente – harren der Vollendung im Jahr 2013 und später. Am ehesten ist 2013 mit der Verabschiedung des Projekts der Erlösrealisation zu rechnen, dessen Inhalt nach derzeitigem Erkenntnisstand im Fokusbeitrag von Tobias Hagemann dargestellt ist. Wie zu jedem anderen Projekt des IASB wird es letztlich an kritischen Stellungnahmen nicht fehlen. Aber immerhin sollte man dem IASB doch Anerkennung aussprechen, wenn er dieses für die Gestaltung der Bilanzierungspraxis so hoch wichtige Thema überhaupt behandelt.

Der neue Standard wird auch eine Handhabe gerade für komplexe Geschäfte in langfristiger Abwicklung bieten müssen, für die es in der BFH-Rechtsprechung kein Echo gibt. Beispiel: Wie ist das gängige Geschäftsmodell von Rolltreppen und Laufbänderherstellern abzubilden, die für die Lieferung und Montage nur nach Deckungsbeiträgen kalkulieren, die erst im Laufe des Jahres durch die Serviceleistungen in schwarze Zahlen überführt werden können oder wenigstens sollen? Vom deutschen Ersatz-Standardsetter IDW ist zu solchen Fragen mit hoher Praxisrelevanz leider nichts zu erwarten, da durch die internen Abstimmungsdissensen die zweite Entwurfsversion des RS 13 n. F. wiederum zum Rohrkrepierer mutiert.

Einen Sonderfall der Projektentwicklung stellen die ständigen Standardverabschiedungen, -veränderungen und -ergänzungen zu den Finanzinstrumenten dar. Man weiß allmählich nicht mehr, ob die eine Hand des IASB noch sieht, was die andere tut. Kurzum: 2013 geriert sich nicht als Period of Calm, sondern als Period of Work as usual oder vielleicht sogar als Period of Trouble. Dazu liefern auch die beiden anderen Fokus-Beiträge dem geschätzten PiR-Leser das gewohnte Anschauungsmaterial. Das „ewige Thema” der Steuerlatenzierung von Verlust- und Zinsvorträgen wird von Volker Endert und Karsten Sepetauz hinsichtlich der strengen Anforderungen an den Bilanzansatz dargestellt, insbesondere im Hinblick auf die dazu benötigten Planungsrechnungen zur Entwicklung der steuerlichen Gewinne. Nur darf der Editor an dieser Stelle einmal mehr seine warnende Hand gegenüber dem „Wahrheitsgehalt” solcher Planungsrechnungen erheben. Denn schließlich ist eines bei allen entsprechenden Zukunftsszenarien sicher: Es kommt nicht so wie geplant. Im dritten Fokus-Beitrag stellt Agnes Aschfalk-Evertz die empirische Untersuchung zur Bilanzierungspraxis der DAX 30-Unternehmen zum eigentlich ständig und zurzeit noch mehr aktuellen Thema der Restrukturierungsrückstellungen dar. Das Gewicht, das diesem Bilanzposten in der Bilanzierungspraxis zukommt, kann der statistischen Auswertung sehr schön entnommen werden.

Beste Grüße

Wolf-Dieter Hoffmann

Fundstelle(n):
PiR 1/2013 Seite 1
NWB PAAAE-25992