Änderungsbescheid während des Beschwerdeverfahrens gegen den ursprünglichen Bescheid
Instanzenzug:
Gründe
I. Das Finanzgericht (FG) hat die Klage der Kläger und Beschwerdeführer (Kläger) gegen den Einkommensteuerbescheid für das Streitjahr 1996 vom abgewiesen. Das Urteil wurde ihnen am zugestellt. Dagegen haben die Kläger mit Schriftsatz vom Beschwerde wegen Nichtzulassung der Revision eingelegt und diese auch rechtzeitig begründet.
Während des Beschwerdeverfahrens erging am ein nach § 175 der Abgabenordnung (AO 1977) geänderter Einkommensteuerbescheid für 1996. Dagegen haben die Kläger am Einspruch eingelegt, einen Antrag nach § 68 der Finanzgerichtsordnung (FGO) i.d.F. des Gesetzes zur Änderung der Finanzgerichtsordnung und anderer Gesetze (FGOÄndG) vom (BGBl I 1992, 2109, BStBl I 1993, 90) aber nicht gestellt. Der Beklagte und Beschwerdegegner (das Finanzamt —FA—) hat den Einspruch am als unbegründet zurückgewiesen. Der Änderungsbescheid wurde bestandskräftig.
Am hat das FA den Einkommensteuerbescheid für 1996 erneut geändert.
II. Die Beschwerde ist unzulässig, weil seit Eintritt der Bestandskraft des geänderten Einkommensteuerbescheides für 1996 vom ein Rechtsschutzbedürfnis der Kläger für die Nichtzulassungsbeschwerde mit dem Ziel, in einem nachfolgenden Revisionsverfahren eine Abänderung des ursprünglichen Bescheides zu erreichen, nicht anerkannt werden kann.
Das Beschwerdeverfahren gegen den ursprünglichen Einkommensteuerbescheid für 1996 vom ist nicht dadurch unzulässig geworden, dass der während des Beschwerdeverfahrens ergangene Änderungsbescheid vom nicht gemäß § 68 FGO zum Gegenstand des Verfahrens gemacht, sondern selbstständig angefochten wurde (vgl. , BFH/NV 1994, 814).
Die Beschwerde ist jedoch mit Eintritt der Bestandskraft des Änderungsbescheides vom unzulässig geworden. Die Kläger haben ihre Klage zu dem Zweck erhoben, eine Abänderung des ursprünglichen Einkommensteuerbescheides für das Jahr 1996 zu erreichen. An die Stelle dieses Bescheides ist jedoch der geänderte Einkommensteuerbescheid vom getreten, so dass der ursprüngliche Bescheid keine Wirkung gegen die Kläger mehr entfaltet. Die Kläger haben es unterlassen, ihren Antrag den veränderten verfahrensrechtlichen Verhältnissen anzupassen. Es ist deshalb davon auszugehen, dass sie ihr ursprüngliches Klagebegehren aufrecht erhalten (vgl. hierzu Beschluss des Großen Senats des , BFHE 127, 147, BStBl II 1979, 375). Unter diesen Umständen fehlt es an einem Rechtsschutzbedürfnis für das Beschwerdeverfahren, weil die Kläger in einem nachfolgenden Revisionsverfahren nicht die Aufhebung der angefochtenen Entscheidung und ihre Ersetzung durch eine ihnen günstigere erreichen könnten.
Wiedereinsetzung in den vorigen Stand gemäß § 56 FGO wegen der versäumten Frist nach § 68 Satz 2 FGO i.d.F. des FGOÄndG haben die Kläger nicht beantragt. Im Übrigen würde der Ablauf der Jahresfrist des § 56 Abs. 3 FGO einer Wiedereinsetzung entgegenstehen.
Der weitere Änderungsbescheid vom konnte nicht gemäß § 68 FGO i.d.F. des Zweiten Gesetzes zur Änderung der Finanzgerichtsordnung und anderer Gesetze vom (BGBl I 2000, 1757, BStBl I 2000, 1567) zum Gegenstand des Beschwerdeverfahrens werden, weil dieser Bescheid nicht den angefochtenen Einkommensteuerbescheid 1996 vom geändert oder ersetzt hat.
Fundstelle(n):
BFH/NV 2006 S. 594 Nr. 3
NAAAB-73874