Digitale Nachfolgebörse und fehlendes Know-how in der Unternehmensbewertung
Die Suche nach einem Nachfolger wird immer schwieriger. Nach einer Erhebung der Deutschen Industrie- und Handelskammer erwägen daher fast ein Drittel der Unternehmen, den Betrieb zu schließen. Unternehmer sollten sich intensiv mit dem Thema befassen, wenn Probleme vermieden werden sollen. Es gilt die Faustregel: Fünf bis zehn Jahre vor einer geplanten Übergabe sollte mit den ersten Vorbereitungen begonnen werden.
Selbst vor diesem sehr komplexen Thema macht die Digitalisierung nicht halt. Um Nachfolge abseits der eigenen Familiendynamiken üben zu können und damit die Chancen auf erfolgreiche Unternehmensübergabe zu verbessern, hat die gemeinnützige EQUA-Stiftung die digitale Partnertauschbörse switch ins Leben gerufen. switch basiert auf den Mechaniken einschlägiger Dating-Apps, indem ein speziell entwickelter Algorithmus generationsübergreifend die nächste übernehmende Generation (Next Gens) und die scheidende Generation (Now Gens) unterschiedlicher Unternehmerfamilien zusammenbringt.
Das Zusammenbringen von passenden Parteien ist die erste Voraussetzung, dass es zu einer erfolgreichen Unternehmensübernahme kommen kann. Im weiteren Verlauf eines Nachfolgeprozesses gibt es jedoch einige weitere entscheidende Phasen. Vor allem der Frage nach dem Unternehmenswert kommt eine große Bedeutung zu. Sie ist häufig die erste Frage, die Unternehmer stellen, sobald sie die Vorbereitungsphase durchlaufen haben.
Es zeigt sich dabei, dass die Unternehmensbewertung eine unvermutete Sollbruchstelle in vielen Nachfolgeprozessen darstellt. Der Grund hierfür liegt in der Kombination aus dem durchschnittlich geringen Bewertungswissen deutscher Unternehmer und den psychologischen Auswirkungen auf den gesamten Nachfolgeprozess. Prof. Dr. Holger Wassermann erläutert ab im Rahmen seiner Beitragsreihe zur Unternehmensnachfolge, worauf Sie bei Bewertungen im Kontext von Unternehmensnachfolgen achten sollten. Ein kleiner Ausblick sei an dieser Stelle erlaubt: Aufgrund der großen Bedeutung des Themas wird der Autor in der kommenden Ausgabe 10/2024 speziell die Praktiker-Bewertungsmethode im Mittelstand erläutern – die Bewertung anhand von Multiplikatoren.
Beste Grüße
Heiko Lucius
Fundstelle(n):
NWB-BB 9/2024 Seite 253
MAAAJ-73389