WP Praxis Nr. 7 vom Seite 181

Künstliche Intelligenz im Prüfer-Alltag

Christoph Linkemann | Verantw. Redakteur | wp-redaktion@nwb.de

Liebe Leserinnen und Leser,

mitunter ist Zukunft gleich jetzt, wie sich an der allgegenwärtigen Diskussion um die Künstliche Intelligenz zeigt, ihre Fähigkeiten, ihren mittlerweile weitverbreiteten Einsatz, ihre Grenzen und Auswirkungen. Wie Roger Odenthal und Kay Odenthal in WP Praxis 12/2023 Seite 358 zeigten, ist KI nicht nur ein Werkzeug. Vielmehr haben die Systeme das Potenzial, die Grenzen bisheriger Standardsoftware etwa für Recherche oder Datenanalyse verschwimmen zu lassen, versetzen sie doch praktisch jeden Nutzer in die Lage, auch ohne vertiefte Programmier- oder Anwendungskenntnisse, Programmcode zu erstellen und komplexe Aufgaben zu lösen. Die Eingabe der Prompts ist eher zu lernen wie eine spezielle Sprache und lässt sich nur durch Erfahrung sinnvoll bewerkstelligen.

Um den Einsatz von KI im prüferischen Alltag zu verdeutlichen, bündeln wir diese Themen künftig in einer neuen Rubrik „Angewandte Prüfungsmethodik“. Das Ziel ist dabei, konkrete prüferische Fragestellungen nachvollziehbar darzustellen und Lösungsvorschläge zu entwickeln. Inhaltlich sind die Themen dabei keineswegs auf den Einsatz von KI beschränkt, sondern sollen vielmehr Hilfe zur Selbsthilfe für den Anwender bieten und so die monographischen Fokus-Aufsätze mit ihrer wissenschaftlicheren Fundierung ergänzen. Wie leistungsfähig KI-Anwendungen sind, zeigten bereits WP Prof. Dr. Markus Widmann und Roger Odenthal in ihrem Beitrag in WP Praxis 2/2024 Seite 47 zur Regressionsanalyse als analytische Prüfungshandlung, in dem sie neben der manuellen Berechnung die Umsetzung mittels MS-Excel und ChatGPT+ veranschaulichten. In dieser Ausgabe ab stellen WP Prof. Dr. Markus Widmann und Roger Odenthal erstmals in der neuen Rubrik „Angewandte Prüfungsmethodik“ eine Trendanalyse mit einem ähnlichen Vorgehen vor.

Wasser im KI-Wein ist und bleibt aber die Anforderung an den Prüfer, die Ergebnisse stets kritisch zu würdigen, denn ohne vertiefte Kenntnisse bleibt die Gefahr, die Ergebnisse nicht zutreffend einzuschätzen. Hierin liegt allerdings der Trost für alle, die prüferisches Handwerk für obsolet halten, weil die Software das ja übernimmt; dies ist mitnichten so, allem KI-Hype und „Prüfung auf Knopfdruck“-Versprechen zum Trotz.

Kommen Prüfer in die Verlegenheit, ein in einem Unternehmen eingesetztes KI-System selbst zu prüfen, gibt es bisher nur wenig hilfreiche Vorschläge, wie sie hierbei strukturiert und gleichwohl effektiv vorgehen können. Diese Lücke schließen Vanessa Schramm, Prof. Dr. Andreas Wagner und Prof. Dr. Benjamin Kern nun ab und stellen einen Lösungsvorschlag vor in Form eines Auditprozesses, mit dem sich die Risiken des Prüfungsfelds abdecken lassen können.

Beste Grüße

Christoph Linkemann

Fundstelle(n):
WP Praxis 7/2024 Seite 181
FAAAJ-71715