PiR Nr. 6 vom Seite 157

Rechnungslegungspolitik nach ESRS?

Christoph Linkemann | Verantw. Redakteur | pir-redaktion@nwb.de

Liebe Leserinnen und Leser,

dass die erstmalige Anwendung der Nachhaltigkeitsberichterstattung das Feld der Rechnungslegung in diesem und im nächsten Jahr erheblich erweitert, ist in den Unternehmen mittlerweile angekommen. Die CSRD und ihre vielfach noch unbestimmten Ausführungsbestimmungen, wie etwa in den ESRS, halten dabei eine Vielzahl neuer Einschätzungs- und Ermessensspielräume oder Wahlrechte bereit, die auszufüllen nicht einfach werden wird. Absehbar wird sein, dass es immer dann zu irritierten Nachfragen der interessierten Öffentlichkeit kommen wird, wenn trotz einer positiven Einschätzung in der Prüfung der Nachhaltigkeitsberichterstattung „Umweltsünden“ oder „Menschenrechtsverstöße“ in der Lieferkette bekannt werden – die vielzitierte Erwartungslücke erreicht so eine neue Dimension. In dieser Ausgabe analysieren Prof. Dr. Stefan Müller, Dr. Jens Reinke und Lina Warnke das Spannungsfeld „Gestaltung“ auf der einen und „Greenwashing“ auf der anderen Seite vor dem Hintergrund einer zielorientierten Darstellung in Anlehnung an die Rechnungslegungspolitik. Sie zeigen dabei, dass es zwar eher eingeschränkte Gestaltungsoptionen gibt, gleichwohl sollte die Nachhaltigkeitsberichterstattung an den Erwartungen der Nutzer und Stakeholder ausgerichtet sein; hierzu bestehen im Rahmen einer unternehmensindividuellen Berichtsstrategie vielfältige Möglichkeiten, die Sie in ihrem lesenswerten Beitrag ab finden.

Außerdem in dieser Ausgabe: Dr. Benjamin Roos widmet sich in seinem Beitrag ab Zweifelsfragen bei der bilanziellen Behandlung von Materialausschuss, insbesondere dann, wenn der Ausschuss oder die Abfälle nicht gleich wieder in die Produktion eingehen. In der Rubrik „Kompaktwissen“ fasst Jordi Geuken zusammen, welchen Einfluss klimabezogene Aspekte auf die Durchführung von Wertminderungstests nach IAS 36 haben, dabei geht er vor allem auf die Auswirkungen auf die ewige Rente ein. In der Rubrik „Pro & Contra“ geht es diesmal um die schon lange und immer wieder diskutierte Frage einer Freigabe der IFRS im Einzelabschluss – diesmal aber bereichert um ein neues Argument: Ein von der Last des HGB befreiter Einzelabschluss könnte dazu beitragen, den Fachkräftemangel im gesamten Rechnungswesen zu mindern. Lesen Sie das Für und Wider ab . Die Rubrik „IFRS aktuell“ aus der Feder von WP Prof. Dr. Daniel T. Fischer hält diesmal eine erste Analyse der EFRAG-Hinweise zu Unternehmenszusammenschlüssen und zur Goodwill-Bilanzierung bereit, während WP/StB Dr. Norbert Lüdenbach in seiner Rubrik „Praxisfälle“ gewohnt kompakt und instruktiv zeigt, wie sich Vertragsboni oder Vertragsstrafen für die Termineinhaltung in der Gewinn- und Verlustrechnung des Auftragnehmers auswirken.

Beste Grüße

Christoph Linkemann

Fundstelle(n):
PiR 6/2024 Seite 157
UAAAJ-68276