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Auswirkungen der gestiegenen Zinsen sowie der Covid-19-Pandemie auf die Werthaltigkeit von Geschäfts- und Firmenwerten
Empirische Analyse der DAX40-Konzernabschlüsse
Sowohl die Covid-19-Pandemie im Jahr 2020 als auch die mit dem Ukraine-Krieg einhergehenden gestiegenen Zinsen – und der Ukraine-Krieg selbst – im Jahr 2022 wurden von vielen Unternehmen in den jeweiligen Halbjahresfinanzberichten 2020 und 2022 als triggering events zur Überprüfung der Werthaltigkeit von Geschäfts- und Firmenwerten identifiziert. Der Beitrag untersucht die Auswirkungen dieser Ereignisse auf die Werthaltigkeit der Geschäfts- bzw. Firmenwerte der DAX40-Unternehmen in deren IFRS-Konzernabschüssen 2020 bzw. 2022. Außerdem ordnet er die Ergebnisse vor dem Hintergrund ein, dass sich sowohl der US Financial Accounting Standards Board (FASB) als auch der International Accounting Standards Board (IASB) jüngst dazu entschieden haben, am impairment-only-Ansatz festzuhalten.
Die Diskontierungszinssätze steigen zwischen 2020 und 2022 im Durchschnitt um gut 30 % an, was bei den Diskontierungszinssätzen vor Steuern +2,67 %-Punkte und Diskontierungszinssätzen nach Steuern +2,28 %-Punkte ausmacht.
Die ausgewiesenen Geschäfts- und Firmenwerte sind von 2020 bis 2022 um rund 57 Mrd. € von 291,8 Mrd. € auf 348,8 Mrd. € gestiegen (+19,5 %) und liegen im Jahr 2022 bei durchschnittlich 10,3 Mrd. €. Dies ist ein Zuwachs von rund 1,4 Mrd. € im Vergleich zum Jahr 2020 mit 8,8 Mrd. €.
Die Wertminderungen der Geschäfts- und Firmenwerte belaufen sich im Jahr 2020 auf insgesamt 8,3 Mrd. € (2,8 % des GFW) und im Jahr 2022 auf in Summe 2,5 Mrd. € (0,7 % des GFW), was damit eine Nutzungsdauer von rund 36 Jahren bzw. 140 Jahren impliziert.
I. Einleitung
Im Jahr 2020 waren die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie für viele Unternehmen ein triggering event für einen impairment test, was insbesondere den jeweiligen Halbjahresfinanzberichten 2020 entnommen werden konnte und dort von gut 70 % der Unternehmen aus einem Sample von 27 im DAX30 gelisteten Unternehmen angegeben wurde. Ähnlich stellte sich die Situation im Jahr 2022 dar, nachdem einhergehend mit dem Krieg in der Ukraine die Inflation und auch die Zinsen rasant gestiegen sind. So berichteten rund 50 % der Unternehmen aus einem Sample von 33 im DAX40 gelisteten Unternehmen in den jeweiligen Halbjahresfinanzberichten 2022 von einem der nachfolgenden triggering events für einen impairment test:
gestiegene Zinsen (sieben Unternehmen),
Ukraine-Krieg (sechs Unternehmen),
Marktkapitalisierung unterschreitet Nettovermögen (drei Unternehmen) und
andere Anhaltspunkte (vier Unternehmen).
Während in den Halbjahresfinanzberichten 2020 bei über 70 % der Unternehmen die Covid-19-Pandemie ein triggering event darstellte, findet sich diese Angabe nur noch in rund 30 % der Konzernabschlüsse 2020. Das bedeutet, dass neben dem obligatorischen auch mindestens ein weiterer ereignisbezogener impairment test durchgeführt wurde.
Ähnliches ist auch für die Konzernabschlüsse 2022 zu erwarten, wenngleich (nur) rund die Hälfte der Unternehmen in den Halbjahresfinanzberichten 2022 über die genannten triggering events berichtet haben.
Unabhängig von einem möglichen zusätzlichen ereignisbezogenen impairment test dürfte sich aus den stark gestiegenen Zinsen ein nicht unerheblicher Druck auch im Rahmen des jährlich für den Geschäfts- oder Firmenwert (GFW) verpflichtend durchzuführenden impairment test ergeben (haben). So lag die nach der Svensson-Methode geschätzte Zinsstrukturkurve für börsennotierte Bundeswertpapiere mit einer Restlaufzeit von 30 Jahren am und am jeweils bei rund 0 % (: -0,14 %; : +0,12 %). S. 285Zum war diese um gut 1,5 %-Punkte auf 1,64 % gestiegen und lag am mit 2,36 % um weitere gut 0,8 %-Punkte höher (siehe Übersicht 1).