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WP Praxis Nr. 1 vom Seite 26

Umsatzsteuer und Nachfrageelastizität

Prof. Dr. Stephan Sommer und Prof. Dr. Henner Klönne

Nach § 4 WiPrPrüfV ist die Angewandte Betriebswirtschaftslehre und Volkswirtschaftslehre ein Prüfungsgebiet im WP-Examen. Dieses Prüfungsgebiet umfasst u. a. Aspekte der betrieblichen Steuerlehre sowie der Volkswirtschaftspolitik. Beide Teilgebiete umfassen wie im vorliegenden Examensfall aus dem 2. Halbjahr 2021 (Aufgabe 10) die Auswirkungen von Steuern (hier der Umsatzsteuer).

I. Einordnung

Steuern sind gem. § 3 AO „Geldleistungen, die kein Entgelt für eine besondere Leistung darstellen und von einem öffentlich-rechtlichen Gemeinwesen zur Erzielung von Einnahmen erhoben werden“. Sie knüpfen an Zahlungen, Umsätzen oder Erträgen an und belasten im Allgemeinen die Einkommen der Steuerpflichtigen. Der Umsatzsteuer kommt dabei für Unternehmen eine besondere Rolle zu, da sie für Unternehmen i. d. R. (buchtechnisch) lediglich ein Durchlaufposten ist. Unternehmen können die an Lieferanten gezahlte Umsatzsteuer auf Produkte vorgelagerter Produktionsstufen (Vorsteuer) mit der erhaltenen Umsatzsteuer verrechnen. Entsprechend belastet die Umsatzsteuer lediglich Konsumierende, so dass es sich de facto um eine Verbrauchsteuer handelt.

Die betriebliche Steuerlehre analysiert, wie sich Steuern allgemein auf den Unternehmenserfolg auswirken. In der Volkswirtschaftslehre werden Steuern hingegen aus gesamtwirtschaftlicher Sicht betrachtet. Steuern können aus gesamtwirtschaftlicher Perspektive bspw. eingesetzt werden, um Verhalten zu steuern (z. B. die CO 2-Steuer) oder um Einnahmen für öffentliche Aufgaben zu generieren (z. B. die Umsatzsteuer). Unabhängig von dem Ziel der Steuer steht in der Volkswirtschaftslehre die Analyse der Veränderung der gesamtwirtschaftlichen Wohlfahrt, also der Summe aus Konsumenten- und Produzentenrente, im Vordergrund.

Üblicherweise entfällt die Last einer Steuer (Inzidenz) sowohl auf die Angebots- als auch auf die Nachfrageseite. Dabei gilt, dass die unelastischere Marktseite den prozentual größeren Teil der Steuerlast trägt. Aus gesamtwirtschaftlicher Sicht führt die Einführung einer Steuer insgesamt zu einem Wohlfahrtsverlust.

II. Aufgabenstellung

Im Zuge des Konjunkturpakets zur Bewältigung der Coronakrise senkte die Bundesregierung den Regelsteuersatz der Umsatzsteuer für einen begrenzten Zeitraum von 19 % auf 16 %.

  1. Berechnen Sie den Liquiditätsvorteil, den ein Unternehmen durch die Senkung des Regelsteuersatzes bei einem Nettoumsatz (Entgelt) von 100 Mio. € erfährt, wenn das Unternehmen den Endpreis (Preis inklusive Umsatzsteuer) nicht anpasst. Die Steuersatzsenkung wird also nicht an den Endverbraucher weitergegeben. (5 Punkte)

  2. Seit der Senkung der Umsatzsteuersätze waren vermehrt Werbeslogans wie „Wir schenken Ihnen die Mehrwertsteuer“ zu sehen. Berechnen Sie auf der Grundlage eines Regelsteuersatzes von 16 % den Liquiditätsverlust eines Unternehmers in Prozent des ursprünglichen Entgelts, wenn er dem Endverbraucher die Mehrwertsteuer „schenkt“. (5 Punkte)

  3. Erläutern Sie das Ziel, das die Bundesregierung mit der Senkung der Umsatzsteuersätze verfolgte, und erläutern Sie einen Grund, weshalb das Ziel nicht erreicht werden könnte. (5 Punkte)

  4. Erläutern Sie, was man unter Steuerüberwälzung im Allgemeinen und unter Steuervorwälzung und Steuerrückwälzung im Speziellen versteht. Nennen Sie jeweils ein Beispiel für die Steuervor- und -rückwälzung. (10 Punkte)

  5. Die Preiselastizität der Nachfrage wird formal wie folgt bestimmt:

    Erläutern Sie kurz, was ε = 2 aussagt und begründen Sie, ob es sich um eine elastische oder unelastische Reaktion handelt. (5 Punkte)

  6. Skizzieren Sie eine völlig elastische und eine völlig unelastische Nachfragefunktion jeweils in einer separaten Grafik. Beschriften Sie Ihre Grafik aussagekräftig! (5 Punkte)

  7. Erläutern Sie, was man unter der Einkommenselastizität der Nachfrage versteht. Erläutern Sie zudem, was man in diesem Kontext unter S. 27einem normalen, was unter einem inferioren Gut versteht, und nennen Sie jeweils ein Beispiel. (5 Punkte)

  8. Berechnen Sie die Preiselastizität der Nachfrage eines Gutes im Fall der Nachfragefunktion

    Tabelle in neuem Fenster öffnen
    x (p) =
    336
    4 p

    und interpretieren Sie Ihr Ergebnis! Berechnen Sie im Anschluss die prozentuale Nachfrageänderung, wenn sich der Preis, ausgehend von p=10, um 1 % erhöht. (20 Punkte)

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€5,00
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30 Tage

Seiten: 3
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