WP Praxis Nr. 7 vom Seite 189

„Statistisch gesehen...

Yvonne Müller | Verantw. Produktmanagerin | wp-redaktion@nwb.de

...läßt sich alles verdrehen.“ Das einleitende Zitat von Erhard Horst Bellermann (*1937), einem deutschen Bauingenieur, Dichter und Aphoristiker, lässt die Statistik zunächst nicht im besten Licht erscheinen.

Dennoch sind die Statistiken zur Corona-Pandemie seit Monaten ein wichtiges – wenn nicht sogar das wichtigste – Instrument, um die aktuelle wirtschaftliche und gesellschaftliche Situation einschätzen und über Maßnahmen zur Eindämmung des Virus bzw. Verlangsamung der Ansteckungsfälle entscheiden zu können. Daher verwundert es kaum, dass das Statistische Bundesamt den amtlichen Statistiken während der Corona-Pandemie eine große Bedeutung zumisst. Nach seiner Auffassung bilden diese gerade in Krisenzeiten eine wichtige Grundlage für fakten­basierte Entscheidungen. Deshalb sei es auch wichtig, die Statistikproduktion während der Corona-Pandemie aufrechtzuerhalten.

Wie aussagekräftig und verlässlich die jeweiligen Zahlen bezogen auf die aktuelle Corona-Pandemie sind, vermag aber kaum jemand zu beurteilen. Innerhalb kürzester Zeit müssen große Datenmengen erhoben und ausgewertet werden – und das im internationalen sowie nationalen Vergleich unter sehr unterschiedlichen Bedingungen. Dass die Aussagekraft der erhobenen Statistiken und veröffentlichten Studien regelmäßig hinterfragt oder gar angezweifelt wird, liegt wohl in der Natur der Sache.

Prof. Dr. Udo Kamps von der RWTH Aachen definiert die Statistik als „umfassendes methodisch-quantitatives Instrumentarium zur Charakterisierung und Auswertung empirischer Befunde bei gleichartigen Einheiten (‚Massenphänomenen') mit universellen Einsatzmöglichkeiten“. Auch im Bereich der Wirtschaftsprüfung wird inzwischen wohl kein Bestätigungsvermerk oder Prüfungsbericht mehr erstellt, ohne in Berührung mit statistischen Methoden gekommen zu sein oder diese gar in vielfältiger Weise angewendet zu haben. Insbesondere bei der Auswertung großer Datenmengen und bei der Stichprobenerhebung lässt sich die praktische Anwendung kaum vermeiden, auch wenn sich vieles mit Erfahrung und Menschenverstand lösen lässt. Roger Odenthal befasst sich in seinem sowie in zwei Folgebeiträgen (WP Praxis 8/2020 und 9/2020) mit der praktischen Stichprobentechnik. Im ersten Beitrag stehen zunächst begriffliche Klärungen sowie die Frage, warum Stichprobenverfahren funktionieren, im Vordergrund. Auf dieser Grundlage ist schließlich die Erörterung der praktischen Anwendung dieser Verfahren in der Prüfung möglich.

Ich wünsche Ihnen gutes Gelingen bei Ihren Aufgaben. Bleiben Sie gesund!

Beste Grüße

Yvonne Mueller

Fundstelle(n):
WP Praxis 7/2020 Seite 189
NWB VAAAH-51058