BVerwG Urteil v. - 2 C 1/18

Erfordernis einer Anlassbeurteilung in einem Regelbeurteilungssystem

Leitsatz

1. Es liegt - bei Einhaltung der verfassungs- und einfachrechtlichen Vorgaben - im grundsätzlich weiten Organisationsermessen des Dienstherrn, wie er das Beurteilungssystem für seine Beamten regelt. Ein Beurteilungssystem, das auf im Drei-Jahres-Rhythmus zu erstellenden Regelbeurteilungen beruht, ist grundsätzlich nicht zu beanstanden. Bei der Frage, ob wegen einer Veränderung im Tätigkeitsbereich des Beamten eine Anlassbeurteilung zu erstellen ist, ist darauf zu achten, dass dadurch die Organisationsgrundentscheidung des Dienstherrn für ein Regelbeurteilungssystem nicht entwertet wird.

2. Eine dienstliche (Regel-)Beurteilung kann ihre für eine Auswahlentscheidung erforderliche hinreichende Aktualität verlieren, wenn der Beamte nach dem Beurteilungsstichtag der letzten Regelbeurteilung während eines erheblichen Zeitraums wesentlich andere Aufgaben wahrgenommen hat (im Anschluss an 2 A 7.06 - Buchholz 232 § 23 BBG Nr. 44 Rn. 20, vom - 2 C 19.10 - BVerwGE 140, 83 Rn. 23 und Beschluss vom - 2 VR 2.15 - BVerwGE 155, 152 Rn. 23).

3. Ein erheblicher Zeitraum im vorstehenden Sinne liegt vor, wenn bei einem dreijährigen Regelbeurteilungszeitraum die anderen Aufgaben während des (deutlich) überwiegenden Teils (zu zwei Dritteln) des Beurteilungszeitraums wahrgenommen wurden, also zwei Jahre lang. Bei einem zweijährigen Regelbeurteilungszeitraum fehlt es an einem - eine Anlassbeurteilung erforderlich machenden - erheblichen Zeitraum.

4. Wesentlich andere Aufgaben im vorstehenden Sinne liegen vor, wenn der Beamte in seinem veränderten Tätigkeitsbereich Aufgaben wahrnimmt, die einem anderen (höherwertigen oder einer anderen Laufbahn zugehörigen) Statusamt zuzuordnen sind. Bei sog. gebündelten Dienstposten ist dies nur der Fall, wenn dieser nicht auch derjenigen Besoldungsgruppe zuzuordnen ist, der die bisherigen Aufgaben des Beamten entsprachen.

5. Muss für einen Beamten wegen einer veränderten Aufgabenwahrnehmung eine Anlassbeurteilung erstellt werden, hat dies nicht zwangsläufig zur Folge, dass allein deswegen auch für alle Mitbewerber, bei denen keine solche Tätigkeitsänderung eingetreten ist, ebenfalls Anlassbeurteilungen zu erstellen sind. Auch größere Zeitdifferenzen zwischen einer Regel- und einer Anlassbeurteilung sind hinzunehmen, solange ein Qualifikationsvergleich auf der Grundlage dieser Beurteilungen ohne ins Gewicht fallende Benachteiligung eines Bewerbers nach Bestenauslesegrundsätzen möglich bleibt.

6. Einer Begründung des Gesamturteils bei einer im sog. Ankreuzverfahren oder allein anhand von Zahlen- oder Buchstabenwerten erstellten dienstlichen Beurteilung bedarf es nicht, wenn diese eine vergleichsweise geringe Zahl von Einzelmerkmalen (hier: sieben) betrifft, denen der Dienstherr zulässigerweise eine gleich große Bedeutung (dasselbe Gewicht) zumisst.

7. Die sog. Kollegialgerichtsregel, bei deren Vorliegen das für einen Schadensersatzanspruch erforderliche Verschulden ausgeschlossen sein kann, gilt auch für Auswahlentscheidungen und dienstliche Beurteilungen des Landesamtes für Ausbildung, Fortbildung und Personalangelegenheiten (LAFP) der Polizei NRW.

Gesetze: § 22 Abs 1 S 2 BBG, § 19 Abs 6 S 1 BG NW, § 48 Abs 1 Alt 2 BLV, § 48 Abs 1 Alt 1 BLV, § 9 BeamtStG, Art 33 Abs 5 GG, Art 33 Abs 2 GG, Art 83ff GG, Art 83 GG, § 6 Abs 2 LOrgG NW, § 43 Abs 1 VwGO, § 46 VwVfG

Instanzenzug: Oberverwaltungsgericht für das Land Nordrhein-Westfalen Az: 6 A 2335/14 Urteilvorgehend VG Gelsenkirchen Az: 1 K 2064/13 Urteil

Tatbestand

1Die Beteiligten streiten über eine beamtenrechtliche Auswahlentscheidung.

2Die Klägerin steht im Polizeivollzugsdienst des beklagten Landes. Im Jahr 2008 wurde sie zur Polizeikommissarin (Besoldungsgruppe A 9) ernannt. Unter dem erhielt sie eine Regelbeurteilung für den Beurteilungszeitraum bis . Während dieses Zeitraums und danach noch bis August 2011 nahm sie einen mit A 9 bis A 11 bewerteten (sog. gebündelten) Dienstposten im Wach- und Wechseldienst einer Kreispolizeibehörde wahr. Im September 2011 wurde sie zum Landesamt für Ausbildung, Fortbildung und Personalangelegenheiten der Polizei Nordrhein-Westfalen (LAFP) versetzt und fortan als Lehrende in der polizeipraktischen Aus- und Fortbildung auf einem ebenfalls mit A 9 bis A 11 bewerteten ("gebündelten") Dienstposten eingesetzt. Vom 23. Oktober bis wurde sie zur Praxisfortbildung an ein Polizeipräsidium abgeordnet. Im November 2012 beantragte sie die Erstellung einer Anlassbeurteilung, weil sie nunmehr mit ihrer Verwendung als Lehrende eine wesentlich andere Tätigkeit ausübe als zuvor. Das LAFP lehnte diesen Antrag ab.

3Im April 2013 beabsichtigte das LAFP die Ernennung von 69 Beamten auf ihm zur Verfügung stehenden Beförderungsstellen der Besoldungsgruppe A 10. In der dazu erstellten Beförderungsrangliste war die Klägerin auf Rang 81 aufgeführt. Mit Schreiben vom bat das LAFP die Gleichstellungsbeauftragte um die Wahrnehmung der ihr gesetzlich eingeräumten Rechte. Die Gleichstellungsbeauftragte antwortete unter dem , sie stimme den beabsichtigten Ernennungen der im Schreiben vom "namentlich aufgeführten Polizeivollzugsbeamtinnen und -beamten" zu; die Namen der über Rang 69 hinaus platzierten Beamten waren aus dem Schreiben nicht ersichtlich.

4Am informierte das LAFP in seinem behördlichen Intranet über das Ergebnis seiner Auswahlentscheidung in Gestalt einer Liste der zur Beförderung vorgesehenen Beamten. In der Folgezeit stellte sich heraus, dass eine auf Platz 4 der Rangliste geführte Beamtin bereits Polizeioberkommissarin war. Daraufhin entschied das LAFP noch im April 2013, ohne die Gleichstellungsbeauftragte erneut zu beteiligen, dass die bislang auf Platz 70 der Rangliste aufgeführte Polizeikommissarin D. in den Kreis der zu befördernden Beamten nachrücke.

5In zwei sodann angestrengten Verfahren des vorläufigen Rechtsschutzes haben die Klägerin und der Kläger des gleichgelagerten Verfahrens BVerwG 2 C 2.18 in der Beschwerdeinstanz beim Oberverwaltungsgericht jeweils erreicht, dass dem Beklagten einstweilen bis zu einer neuen Auswahlentscheidung untersagt wurde, zwei frei gehaltene Beförderungsstellen mit den Beigeladenen jener Eilverfahren zu besetzen.

6Die Klage auf Neubescheidung ihres Beförderungsbegehrens hat das Verwaltungsgericht nach Durchführung einer mündlichen Verhandlung in Kammerbesetzung abgewiesen, weil die Auswahlentscheidung rechtlich nicht zu beanstanden sei. Während des Berufungsverfahrens wurde die Klägerin zur Polizeioberkommissarin (Besoldungsgruppe A 10) befördert. Daraufhin hat sie ihr Klagebegehren angepasst und beim Berufungsgericht beantragt, das erstinstanzliche Urteil zu ändern und festzustellen, dass die Auswahlentscheidung des Beklagten rechtswidrig und der Beklagte verpflichtet war, über ihre Beförderung neu zu entscheiden. Das Berufungsgericht hat das erstinstanzliche Urteil aufgehoben und die beantragte Feststellung getroffen. Zur Begründung hat es im Wesentlichen ausgeführt:

7Die Klage sei zulässig. Die Klägerin habe ein berechtigtes Interesse an der beantragten Feststellung, weil sie beabsichtige, wegen ihrer verspäteten Beförderung Schadensersatz zu verlangen und dieses Begehren nicht offensichtlich aussichtslos sei. Ein Verschulden des Beklagten sei nicht bereits deshalb auszuschließen, weil die Auswahlentscheidung im erstinstanzlichen Urteil für rechtmäßig erachtet worden sei. Diese sog. Kollegialgerichtsregel gelte u.a. nicht bei Maßnahmen oberster Dienststellen, die nach umfassender Abwägung und Prüfung sowie unter Benutzung allen einschlägigen Materials entschieden haben, sich mithin nicht weniger sach- und rechtskundig machen konnten als ein Gericht. Dies sei hier der Fall, weil das LAFP sein Vorgehen mit dem Ministerium für Inneres und Kommunales (MIK) abgestimmt habe und es fernliegend erscheine, dass das MIK nicht alles einschlägige Material ausgewertet und alle Aspekte erschöpfend abgewogen habe.

8Die Klage sei auch begründet. Die Auswahlentscheidung des Beklagten sei schon deswegen rechtswidrig, weil die Gleichstellungsbeauftragte nicht ordnungsgemäß beteiligt worden und dies nicht offensichtlich ohne Einfluss auf die Entscheidung gewesen sei. Zudem habe der Beklagte den Bewerbungsverfahrensanspruch der Klägerin verletzt, weil die der Auswahlentscheidung zugrunde liegende Regelbeurteilung der Klägerin nicht aktuell gewesen sei. Für die Klägerin hätte eine Anlassbeurteilung erstellt werden müssen, weil sie als Lehrende beim LAFP nach dem Beurteilungsstichtag der letzten Regelbeurteilung während eines erheblichen Zeitraums grundlegend andere Aufgaben wahrgenommen habe als zuvor. Die hiernach notwendige Neubeurteilung der Klägerin mache es im Übrigen erforderlich, auch für sämtliche ihrer Konkurrenten Anlassbeurteilungen zu erstellen, um aus Gründen der Chancengleichheit einen Aktualitätsvorsprung der anlassbeurteilten Klägerin zu vermeiden und eine größtmögliche Vergleichbarkeit der Beurteilungen zu gewährleisten.

9Dagegen wendet sich die Revision des Beklagten.

10Der Beklagte beantragt,

das Urteil des Oberverwaltungsgerichts für das Land Nordrhein-Westfalen vom aufzuheben und die Berufung der Klägerin gegen das Urteil des Verwaltungsgerichts Gelsenkirchen vom zurückzuweisen.

11Die Klägerin verteidigt das Berufungsurteil und beantragt,

die Revision zurückzuweisen.

12Der Vertreter des Bundesinteresses beim Bundesverwaltungsgericht unterstützt die Revision des Beklagten. Er legt eine vom Senat erbetene Umfrage bei anderen Verwaltungen im Bund und in den Ländern zu dortigen Erfahrungen mit Konstellationen wie der des Streitfalls vor. Ein Großteil der befragten Länder und Ressorts teile die Ansicht des revisionsführenden Landes, dass die dem Berufungsurteil zugrunde liegende Rechtsauffassung in Verwaltungen mit großem Personalkörper zu erheblichen praktischen Schwierigkeiten und Verwaltungsmehraufwand führe. Andere Äußerungen (insbesondere von Verwaltungen mit einem zweijährigen Regelbeurteilungszeitraum) hielten die Folgen des Berufungsurteils für überschaubar und beherrschbar.

Gründe

13Die Revision ist begründet. Das Urteil des Berufungsgerichts verletzt revisibles Recht (§ 137 Abs. 1 Nr. 1 und Nr. 2, § 191 Abs. 2 VwGO, § 127 Nr. 2 BRRG, § 63 Abs. 3 Satz 2 BeamtStG).

14Die Klage ist bereits unzulässig. Der Klägerin fehlt das erforderliche Interesse an der begehrten Feststellung, dass die Auswahlentscheidung der Beklagten vom April 2013 rechtswidrig war. Das von ihr zur Begründung ihres Feststellungsantrags angeführte Schadensersatzverlangen ist wegen fehlenden Verschuldens der für den Beklagten bei dieser Auswahlentscheidung handelnden Amtswalter offensichtlich aussichtslos, weil das Verwaltungsgericht in der Besetzung nach § 5 Abs. 3 Satz 1 VwGO nach mündlicher Verhandlung diese Auswahlentscheidung für rechtmäßig erachtet hat (1.). Die vom Berufungsgericht angenommene Ausnahme von dieser sog. Kollegialgerichtsregel greift im Streitfall nicht ein (2.). Dem Urteil des Verwaltungsgerichts haften auch keine gravierenden Mängel an, die die Anwendung der Kollegialgerichtsregel ausschließen (3.). Entgegen der Ansicht des Berufungsgerichts musste für die Klägerin wegen ihrer veränderten Verwendung nunmehr als Lehrende beim Landesamt für Ausbildung, Fortbildung und Personalangelegenheiten der Polizei Nordrhein-Westfalen (LAFP) keine Anlassbeurteilung erstellt werden (4.). Erst recht - unabhängig von der Änderung im Tätigkeitsbereich der Klägerin - bestand keine Notwendigkeit, auch für die weiteren, mit ihr konkurrierenden Beamten, bei denen keine Änderung im Tätigkeitsbereich vorlag, Anlassbeurteilungen zu erstellen (5.). Die danach hinreichend aktuelle Regelbeurteilung der Klägerin ist auch nicht deshalb rechtswidrig, weil das Gesamturteil nicht näher begründet wurde (6.). Dass die Gleichstellungsbeauftragte bei der nachträglichen Berücksichtigung der Polizeikommissarin D. nicht erneut beteiligt wurde, ist für die Beurteilung des Schadensersatzbegehrens im Ergebnis unerheblich (7.). Dies führt zur Aufhebung des Berufungsurteils und zur Wiederherstellung des die Klage abweisenden erstinstanzlichen Urteils.

151. Das ursprüngliche, auf eine erneute (rechtsfehlerfreie) Auswahlentscheidung gerichtete Rechtsschutzbegehren (Neubescheidungsbegehren) der Klägerin hat sich erledigt, nachdem sie während des Berufungsverfahrens zur Polizeioberkommissarin (Besoldungsgruppe A 10) ernannt worden ist. Dieser Änderung der Prozesslage hat sie bereits in der Berufungsinstanz dadurch Rechnung getragen, dass sie ihr Begehren umgestellt hat auf eine Feststellungsklage (§ 43 Abs. 1 VwGO) mit dem Antrag festzustellen, dass die ursprüngliche Auswahlentscheidung rechtswidrig war (und der Beklagte verpflichtet war, über ihr Beförderungsbegehren erneut zu entscheiden).

16Die Feststellungsklage ist unzulässig, weil die Klägerin kein berechtigtes Interesse an einer baldigen Feststellung des begehrten Inhalts hat (§ 43 Abs. 1 VwGO).

17Soll die Feststellung - wie hier - dazu dienen, ggf. in einem weiteren Prozess Ersatzansprüche geltend zu machen, ist das berechtigte Interesse zu bejahen, wenn der beabsichtigte Schadensersatzanspruch jedenfalls nicht offensichtlich aussichtslos ist. Dahinter steht die Erwägung, dass der Rechtsschutzsuchende durch die Erledigung nicht um die Früchte seiner bisherigen Prozessführung gebracht werden soll; dies gilt auch in der - hier gegebenen - Fallkonstellation einer allgemeinen Feststellungsklage (stRspr, vgl. etwa 3 C 90.90 - BVerwGE 92, 172 <175>, vom - 8 C 37.93 - BVerwGE 100, 83 <91 f.>, vom - 2 C 19.10 - BVerwGE 140, 83 Rn. 12 und zuletzt vom - 2 C 45.17 - Buchholz 232.01 § 35 BeamtStG Nr. 5 Rn. 11).

18Voraussetzung eines hiernach in Betracht kommenden sog. beamtenrechtlichen Schadensersatzanspruchs ist, dass der Dienstherr bei der Vergabe eines Beförderungsamtes den aus Art. 33 Abs. 2 GG folgenden Anspruch des Beamten auf leistungsgerechte Einbeziehung in die Bewerberauswahl schuldhaft verletzt hat, dem Beamten das Amt ohne diesen Rechtsverstoß voraussichtlich übertragen worden wäre und dieser es nicht schuldhaft unterlassen hat, den Schaden durch Gebrauch eines Rechtsmittels abzuwenden (stRspr, vgl. etwa 2 A 7.09 - BVerwGE 141, 361 Rn. 15, vom - 2 C 12.14 - BVerwGE 151, 333 Rn. 12 und zuletzt vom - 2 C 19.17 - BVerwGE 162, 253 Rn. 11, jeweils m.w.N.).

19Ein solcher sog. beamtenrechtlicher Schadensersatzanspruch steht der Klägerin im Streitfall offensichtlich nicht zu, weil es an einem Verschulden der für den Beklagten handelnden Amtswalter bei der streitgegenständlichen Auswahlentscheidung vom April 2013 fehlt.

20Ein Verschulden der handelnden Amtswalter ist regelmäßig dann zu verneinen, wenn ein mit mehreren Rechtskundigen besetztes Kollegialgericht nach nicht nur summarischer Prüfung, also regelmäßig in einem Hauptsacheverfahren, die Amtstätigkeit als objektiv rechtmäßig gebilligt hat. Dem liegt die Erwägung zugrunde, dass von einem Beamten eine bessere Rechtseinsicht als von einem Kollegialgericht nicht erwartet werden kann (sog. Kollegialgerichtsregel; stRspr, vgl. etwa 2 C 37.04 - BVerwGE 124, 99 <105 ff.> und vom - 8 C 14.12 - BVerwGE 146, 303 Rn. 47; - BGHZ 97, 97 <107>).

21Eine solche nach mündlicher Verhandlung von einem Kollegialgericht getroffene Entscheidung liegt hier in Gestalt des die Klage abweisenden erstinstanzlichen Urteils des Verwaltungsgerichts vor.

222. Allerdings soll nach der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs die Kollegialgerichtsregel bei grundlegenden Maßnahmen zentraler Dienststellen bei Anwendung eines ihnen besonders vertrauten Spezialgesetzes nicht greifen (vgl. - NJW 1962, 793 <794> und vom - III ZR 111/68 - NJW 1971, 1699 <1701>). Entgegen der Ansicht des Berufungsgerichts ist diese Ausnahme von der Kollegialgerichtsregel hier nicht gegeben.

23a) Dabei kann dahinstehen, ob den genannten bereits länger zurückliegenden Entscheidungen, auf die in der Vergangenheit auch der Senat in einem Fall Bezug genommen hat ( 2 C 37.04 - BVerwGE 124, 99 <106>), vom Ansatz her weiter zu folgen ist. Diese Rechtsprechung ist in jüngerer Zeit - soweit ersichtlich - (auch) vom Bundesgerichtshof nicht fortgeführt worden. Zum einen erscheint es in rechtlicher Hinsicht zweifelhaft, ob die daraus folgende verschärfte Haftung von Beamten solcher "zentralen Dienststellen", namentlich also der Ministerialverwaltung, sachlich gerechtfertigt ist. Zum anderen erscheint in tatsächlicher Hinsicht fraglich, ob die dieser Rechtsprechung zugrunde liegende Annahme zutrifft und empirisch belegt ist, wonach diese Dienststellen ihre Entscheidungen regelmäßig in ruhiger Abwägung aller Gesichtspunkte, ohne dem "Drange der Geschäfte" ausgesetzt zu sein, und unter Benutzung einschlägigen Materials, "also wie ein Gericht", treffen können (so wörtlich - NJW 1962, 793 <794>).

24b) Jedenfalls hat das Oberverwaltungsgericht zu Unrecht die Voraussetzungen dieser Rechtsprechung angenommen: Weder handelt es sich bei der streitgegenständlichen Auswahlentscheidung um eine "grundlegende Maßnahme" noch wurde sie von einer "obersten Dienststelle" getroffen noch ist sie in Anwendung eines der Behörde besonders vertrauten "Spezialgesetzes" ergangen.

25aa) Die streitgegenständliche Auswahlentscheidung war keine "grundlegende Maßnahme", sondern schloss - wie die Vertreter des Beklagten in der mündlichen Verhandlung vor dem Senat (von Klägerseite unwidersprochen) erläutert haben - eine regelmäßige jährlich durchgeführte Beförderungsrunde ab. Sie war eine turnusgemäß wiederkehrende Verwaltungsentscheidung; für die zu ihrem Zweck herangezogenen oder neu zu erstellenden dienstlichen Beurteilungen galt nichts anderes. Dass die durch den Fall der Klägerin aufgeworfene Rechtsfrage - schon wegen des Grundsatzes der Gleichbehandlung - Bedeutung auch für andere, gleichgelagerte Fälle hat, ist bei Verwaltungen mit großen Personalkörpern nichts Unübliches und macht die in Rede stehende Auswahlentscheidung nicht zu einer "grundlegenden Maßnahme".

26bb) Das Landesamt für Ausbildung, Fortbildung und Personalangelegenheiten der Polizei Nordrhein-Westfalen (LAFP) ist auch keine "zentrale Dienststelle" oder "oberste Dienststelle" im Sinne der erwähnten Rechtsprechung, sondern eine Landesoberbehörde (vgl. § 6 Abs. 2 Landesorganisationsgesetz - LOG NRW - vom , GV. NRW. S. 421>, zuletzt geändert durch Art. 2 des Gesetzes über die Errichtung des Landesamtes für Finanzen und zur Änderung weiterer Gesetze vom , GV. NRW. S. 482). Die in Rede stehende Beförderungsrunde vom April 2013 betraf - wie die Beklagtenvertreter ebenfalls in der mündlichen Verhandlung vor dem Senat erläutert haben - ausschließlich einem bestimmten Referat des LAFP zugewiesene Polizeibeamte, nicht dagegen etwa eine landesweite Beförderungsrunde für sämtliche Kreispolizeibehörden. Dass das LAFP - worauf das Berufungsgericht abhebt - seine Rechtsauffassung mit dem Ministerium für Inneres und Kommunales (MIK) abgestimmt hat, stellt ein übliches Vorgehen in einer hierarchischen Verwaltungsstruktur dar und macht die angegriffene Auswahlentscheidung nicht zu einer Entscheidung des Ministeriums, sondern diente der Absicherung der eigenen Rechtsansicht des LAFP, dass die Klägerin keinen Anspruch auf eine Anlassbeurteilung habe.

27cc) Schließlich handelt es sich bei der streitgegenständlichen Beförderungsauswahl nicht um eine Entscheidung anhand eines "Spezialgesetzes" im Sinne der angeführten Rechtsprechung. Zwar mag das Landesamt für Ausbildung, Fortbildung und Personalangelegenheiten der Polizei, weil es - wie bereits aus seiner Behördenbezeichnung hervorgeht - als Landesoberbehörde auch und gerade für "Personalangelegenheiten" der Polizei zuständig ist, mit der Erstellung von dienstlichen Beurteilungen und Auswahlentscheidungen besonders vertraut sein. Doch sind die hierbei zu beachtenden Vorschriften des Beamtenstatusgesetzes (BeamtStG) und des Landesbeamtengesetzes (LBG NRW) keine "Spezialgesetze". Das Beamtenrecht ist vielmehr eine Querschnittsmaterie, die alle mit dienstlichen Beurteilungen und Auswahlentscheidungen befassten Bediensteten in allen Dienststellen des Landes anzuwenden haben und die ihnen gleichermaßen vertraut sein muss.

283. Allerdings kommt ein Ausschluss des Verschuldens in Anwendung der sog. Kollegialgerichtsregel nur dann in Betracht, wenn die gerichtliche Entscheidung, die eine behördliche Maßnahme als rechtmäßig gebilligt hat, ihrerseits auf einer umfassenden und sorgfältigen Prüfung der Sach- und Rechtslage beruht. Daran fehlt es, wenn das Kollegialgericht seiner rechtlichen Würdigung einen unzureichend ermittelten Sachverhalt zugrunde gelegt oder den festgestellten Sachverhalt nicht sorgfältig und erschöpfend gewürdigt hat, wenn es bereits in seinem Ausgangspunkt von einer verfehlten Betrachtungsweise ausgegangen ist, wesentliche rechtliche Gesichtspunkte unberücksichtigt gelassen oder eine eindeutige Bestimmung handgreiflich falsch ausgelegt hat ( 8 C 93.82 - NJW 1985, 876 und vom - 2 C 37.04 - BVerwGE 124, 99 <106 f.>; - NJW 1980, 1679; Schübel-Pfister, in: Eyermann, VwGO, 15. Aufl. 2019, § 113 Rn. 117).

29Derartige Mängel haften dem erstinstanzlichen Urteil nicht an. Es hat zu Recht angenommen, dass die Auswahlentscheidung des Beklagten vom April 2013 auf einer hinreichend aktuellen Beurteilungsgrundlage getroffen wurde. Insbesondere musste für die Klägerin wegen ihrer veränderten Verwendung nunmehr als Lehrende beim LAFP keine Anlassbeurteilung erstellt werden. Erst recht bestand keine Notwendigkeit, auch für die weiteren, mit der Klägerin in Konkurrenz stehenden Beamten, bei denen keine Änderung im Tätigkeitsbereich vorlag, ebenfalls Anlassbeurteilungen zu erstellen. Dass das Verwaltungsgericht nicht auf die unterbliebene Beteiligung der Gleichstellungsbeauftragten beim "Nachrücken" der Polizeikommissarin D. eingegangen ist, macht seine Entscheidung ebenfalls nicht defizitär, weil die unterbliebene Beteiligung für die Auswahlentscheidung im Ergebnis unerheblich war.

304. Entgegen der Ansicht des Berufungsgerichts beruht die Auswahlentscheidung des Beklagten vom April 2013 auf einer hinreichend aktuellen Beurteilungsgrundlage. Für die Klägerin musste wegen ihrer - gegenüber ihrer früheren Verwendung im Polizeiwachdienst bei einer Kreispolizeibehörde veränderten - Tätigkeit als Lehrende beim LAFP keine Anlassbeurteilung erstellt werden.

31a) Eine Auswahlentscheidung über die Vergabe eines öffentlichen Amtes muss den Anforderungen aus Art. 33 Abs. 2 GG genügen, wonach jeder Deutsche nach seiner Eignung, Befähigung und fachlichen Leistung gleichen Zugang zu jedem öffentlichen Amt hat. Der Grundsatz der Bestenauswahl vermittelt jedem Bewerber ein grundrechtsgleiches Recht auf ermessens- und beurteilungsfehlerfreie Einbeziehung in die Bewerberauswahl (sog. Bewerbungsverfahrensanspruch; stRspr, vgl. - BVerfGE 143, 22 Rn. 18; 2 VR 1.16 - BVerwGE 157, 168 Rn. 21).

32Der Vergleich unter den Bewerbern im Rahmen einer dienstrechtlichen Auswahlentscheidung nach Art. 33 Abs. 2 GG hat - vor allem - anhand dienstlicher Beurteilungen zu erfolgen (stRspr, vgl. BVerfG, Beschlüsse vom - 2 BvR 764/11 - BVerfGK 18, 423 <427> und vom - 2 BvR 1287/16 - NVwZ 2017, 46 Rn. 78; BVerwG, Beschlüsse vom - 2 VR 1.13 - BVerwGE 147, 20 Rn. 21 und vom - 2 VR 1.16 - BVerwGE 157, 168 Rn. 23). Eine dienstliche Beurteilung ist zu erstellen aufgrund der Erkenntnisse über die von dem jeweiligen Beamten auf dem konkret innegehabten Dienstposten gezeigten Leistungen, gemessen an den (abstrakten) Anforderungen des Statusamtes. Bezugspunkt der dienstlichen Beurteilung ist nicht der konkrete Dienstposten, sondern das Statusamt des Beamten.

33Die Eignung von dienstlichen Beurteilungen als Grundlage für den Bewerbervergleich setzt voraus, dass diese zeitlich aktuell ( 2 VR 2.15 - BVerwGE 155, 152 Rn. 22 f.) und inhaltlich aussagekräftig ( 2 C 27.14 - BVerwGE 153, 48 Rn. 14) sind. Hierfür ist erforderlich, dass sie die dienstliche Tätigkeit im maßgebenden Beurteilungszeitraum vollständig erfassen, auf zuverlässige Erkenntnisquellen gestützt sind, das Leistungsvermögen hinreichend differenziert darstellen sowie auf gleichen Bewertungsmaßstäben beruhen ( 2 A 10.13 - BVerwGE 150, 359 Rn. 21; Beschlüsse vom - 2 VR 1.13 - BVerwGE 147, 20 Rn. 18, 21 f. und vom - 2 VR 1.16 - BVerwGE 157, 168 Rn. 24). Die Aktualität dienstlicher Beurteilungen bemisst sich nach dem verstrichenen Zeitraum zwischen ihrer Erstellung (bzw. dem Beurteilungsstichtag) und dem Zeitpunkt der Auswahlentscheidung ( 2 VR 2.16 - BVerwGE 161, 59 Rn. 53).

34b) Wie das Verwaltungsgericht und das Oberverwaltungsgericht im Ausgangspunkt zutreffend angenommen haben, ist eine Regelbeurteilung grundsätzlich hinreichend aktuell, wenn der Beurteilungsstichtag höchstens drei Jahre vor dem Zeitpunkt der Auswahlentscheidung liegt ( 2 VR 2.15 - BVerwGE 155, 152 Rn. 22, Urteil vom - 2 C 19.10 - BVerwGE 140, 83 Rn. 23 f. und Beschluss vom - 1 WB 59.10 - Buchholz 449 § 3 SG Nr. 60 S. 110 f.; OVG Saarlouis, Beschluss vom - 1 B 219/12 - LS 1 und Rn. 32 ff; VGH Mannheim, Beschluss vom - 4 S 585/16 - juris Rn. 5; s.a. den Überblick bei Bodanowitz; in: Schnellenbach/Ders., Die dienstliche Beurteilung der Beamten und der Richter, 3. Aufl., Teil B IV, Stand 9/2018, Rn. 230 m.w.N.). Für den Bereich der Bundesbeamten ist dies inzwischen in § 22 Abs. 1 Satz 2 BBG (in der seit dem geltenden Fassung) auch gesetzlich und verordnungsrechtlich (§ 48 Abs. 1 Alt. 1 BLV) so geregelt.

35Im Streitfall gilt nichts anderes: Nach Ziff. 3.1 der hier maßgeblichen Richtlinien für die dienstliche Beurteilung der Beamtinnen und Beamten im Bereich der Polizei (BRL Pol NRW) gemäß Runderlass des Innenministeriums - 45.2-26.00.05 - vom (MBl. NRW S. 677) und gemäß Runderlass des Ministeriums für Inneres und Kommunales - 403-26.00.05 - vom (MBl. NRW S. 226) sind Beamte grundsätzlich alle drei Jahre zu beurteilen.

36Der Stichtag der letzten (vom datierenden) Regelbeurteilung der Klägerin lag weniger als drei Jahre (nämlich 21 bis 22 Monate) vor der streitgegenständlichen Auswahlentscheidung. Stichtag für die ihr zugrunde liegenden dienstlichen Beurteilungen war der ; die Auswahlentscheidung selbst fiel (spätestens) im April 2013. Hiernach lag der Auswahlentscheidung auch in Bezug auf die Klägerin eine hinreichend aktuelle dienstliche Beurteilung zugrunde.

37c) Allerdings kann auch bei einem auf turnusgemäßen Regelbeurteilungen beruhenden Beurteilungssystem die Notwendigkeit entstehen, die Beurteilungsgrundlage im Hinblick auf eine zu treffende Auswahlentscheidung zu aktualisieren. Nach der Rechtsprechung des Senats kann das der Fall sein, wenn der Beamte nach dem Beurteilungsstichtag der letzten Regelbeurteilung während eines erheblichen Zeitraums (1) wesentlich andere Aufgaben (2) wahrgenommen hat (vgl. 2 A 7.06 - Buchholz 232 § 23 BBG Nr. 44 Rn. 20, vom - 2 C 19.10 - BVerwGE 140, 83 Rn. 23 und Beschluss vom - 2 VR 2.15 - BVerwGE 155, 152 Rn. 23).

38Zur Frage, wann das damit angesprochene zeitliche (1) und qualitative (2) Element erfüllt ist, hat sich eine breite, aber uneinheitliche Kasuistik der Tatsachengerichte entwickelt. Von daher besteht ein Bedarf an maßstäblicher Präzisierung beider Elemente. Der Senat ist - in Modifizierung und Fortentwicklung seiner Rechtsprechung - der Ansicht, dass ein erheblicher Zeitraum im vorstehenden Sinne dann vorliegt, wenn bei einem dreijährigen Regelbeurteilungszeitraum die anderen Aufgaben während des (deutlich) überwiegenden (mit zwei Dritteln anzusetzenden) Teils des Beurteilungszeitraums wahrgenommen wurden, also zwei Jahre lang. Bei einem zweijährigen Regelbeurteilungszeitraum ist das zeitliche Element hiernach regelmäßig nicht erfüllt. Wesentlich andere Aufgaben im vorstehenden Sinne liegen nur vor, wenn der Beamte in seinem veränderten Tätigkeitsbereich Aufgaben wahrnimmt, die einem anderen (regelmäßig höherwertigen) Statusamt zuzuordnen sind.

39aa) Es liegt im grundsätzlich weiten Organisationsermessen des Dienstherrn, wie er das Beurteilungswesen für seine Beamten regelt (vgl. Schnellenbach/Bodanowitz, Beamtenrecht in der Praxis, 9. Aufl. 2017, § 11 Rn. 5 m.w.N.). Innerhalb der durch das einschlägige Gesetzes- und Verordnungsrecht gezogenen Grenzen ist der Dienstherr weitgehend frei, Verfahren und Inhalt dienstlicher Beurteilungen durch Richtlinien festzulegen. Er kann, ggf. durch die einzelnen obersten Dienstbehörden, entsprechend seinen Vorstellungen über die Erfordernisse in den einzelnen Verwaltungsbereichen (etwa im Hinblick auf die Größe des Personalkörpers, dessen Zusammensetzung, die Stufigkeit oder örtliche Aufteilung der Verwaltungen) unterschiedliche Beurteilungssysteme einführen, eine Notenskala aufstellen und festlegen, welchen Begriffsinhalt die einzelnen Notenbezeichnungen haben. Andererseits ist es angesichts dieser Gestaltungs- und Ermessensfreiheit umso bedeutsamer, dass der Dienstherr das gewählte Beurteilungssystem tatsächlich gleichmäßig auf alle Beamten anwendet, die bei Auswahlentscheidungen über ihre Verwendung und über ihr dienstliches Fortkommen miteinander in Wettbewerb treten können. Die Einheitlichkeit des Beurteilungsmaßstabs ist unabdingbare Voraussetzung dafür, dass die Beurteilung ihren Zweck erfüllt, einen Vergleich der Beamten untereinander anhand vorgegebener Sach- und Differenzierungsmerkmale zu ermöglichen. Ihre wesentliche Aussagekraft erhält eine dienstliche Beurteilung erst aufgrund ihrer Relation zu den Bewertungen in anderen dienstlichen Beurteilungen (stRspr, vgl. etwa 2 C 13.80 - Buchholz 232 § 15 BBG Nr. 15 S. 4 f., vom - 2 C 26.78 - Buchholz 232 § 8 BBG Nr. 20 S. 12 und - 2 C 8.79 - Buchholz 232.1 § 40 BLV Nr. 1 S. 1 f. sowie vom - 2 C 7.99 - Buchholz 237.8 § 18 RhPLBG Nr. 1 S. 2 f.).

40Wenn der Dienstherr Richtlinien über die Erstellung dienstlicher Beurteilungen erlassen hat, kann das Gericht nur prüfen, ob die Richtlinien eingehalten sind und ob sie mit den rechtlichen Vorgaben, speziell denen der Laufbahnverordnung über die dienstliche Beurteilung, und mit sonstigen gesetzlichen Vorschriften in Einklang stehen. Auch die dienstliche Beurteilung selbst ist von den Verwaltungsgerichten nur beschränkt nachprüfbar; die Rechtmäßigkeitskontrolle hat sich darauf zu beschränken, ob die Verwaltung den anzuwendenden Begriff oder den gesetzlichen Rahmen, in dem sie sich frei bewegen kann, verkannt hat, ob sie von einem unrichtigen Sachverhalt ausgegangen ist, allgemeingültige Wertmaßstäbe nicht beachtet, sachfremde Erwägungen angestellt oder gegen Verfahrensvorschriften verstoßen hat (stRspr, vgl. etwa Urteile vom - 2 A 2.87 - Buchholz 232.1 § 40 BLV Nr. 12 S. 8 f. und vom - 2 A 3.97 - Buchholz 236.11 § 1a SLV Nr. 5 S. 11).

41bb) Was die Arten dienstlicher Beurteilungen angeht, unterscheidet man in zeitlicher Hinsicht zwischen turnusmäßig, d.h. in einem bestimmten zeitlichen Abstand und zu festen Stichtagen anzufertigenden Regelbeurteilungen (vgl. etwa § 22 Abs. 1 Satz 2 BBG, § 48 Abs. 1 Alt. 1 BLV) und Anlassbeurteilungen (Bedarfsbeurteilung), die angefertigt werden, "wenn es die dienstlichen oder persönlichen Verhältnisse erfordern" (vgl. etwa § 48 Abs. 1 Alt. 2 BLV). Letzteres ist insbesondere bei einer bevorstehenden Auswahlentscheidung der Fall. Das hauptsächliche Ziel von dienstlichen Beurteilungen, den Vergleich mehrerer Beamter miteinander bei Auswahlentscheidungen (Beförderungen) zu ermöglichen, wird "höchstmöglich" durch Regelbeurteilungen erreicht, wenn und weil sie auf einem grundsätzlich (annähernd) gleichen Beurteilungszeitraum mit einem gemeinsamen Stichtag beruhen. Diese Einheitlichkeit gewährleistet, dass die dienstliche Beurteilung für alle Beamten gleichmäßig die zu beurteilenden Merkmale nicht nur punktuell, sondern auch in ihrer zeitlichen Entwicklung unabhängig von einer konkreten Auswahlentscheidung erfasst (vgl. 2 C 54.82 - Buchholz 238.5 § 26 DRiG Nr. 2 S. 13 und vom - 2 A 2.10 - NVwZ-RR 2013, 54 Rn. 10). Demgegenüber rühren gerade aus der punktuellen Anlassbezogenheit von - wegen der anstehenden Auswahlentscheidung angefertigten - Anlassbeurteilungen damit verbundene "Gefährdungen" und eine "gewisse Skepsis" (so Schnellenbach/Bodanowitz, a.a.O. § 11 Rn. 15), dass sie zur Durchsetzung von vorgefassten, Art. 33 Abs. 2 GG nicht genügenden, Personalentscheidungen benutzt werden könnten. Auch deshalb muss nach der Rechtsprechung des Senats eine Anlassbeurteilung desselben Dienstherrn, die einen deutlich kürzeren Zeitraum als die Regelbeurteilung abbildet, aus der Regelbeurteilung entwickelt werden und darf diese lediglich fortentwickeln. Je kürzer der betrachtete Zeitraum seit der letzten Regelbeurteilung und je größer der einem Bewerber nunmehr attestierte Bewertungsunterschied ausfällt, desto mehr trifft den Beurteiler die Pflicht, einen solchen Leistungssprung oder Leistungsabfall zu begründen und ggf. zu plausibilisieren (vgl. 2 VR 5.12 - BVerwGE 145, 112 Rn. 30).

42cc) Mögliche "Anlässe" und Konstellationen, in denen sich - auch in einem auf Regelbeurteilungen basierenden Beurteilungssystem - der Bedarf nach einer Anlassbeurteilung unabweisbar aufdrängt, weil dem Dienstherrn ohne eine solche ein Bewerbervergleich nicht möglich ist, sind z.B., dass Bewerber wegen Überschreitens eines bestimmten Lebensalters oder wegen der Wertigkeit ihres Statusamtes nicht mehr der Regelbeurteilungspflicht unterliegen, dass ein Bewerber nach der letzten Regelbeurteilung schon einmal befördert worden ist und nun eine erneute Beförderung anstrebt, ggf. auch nach oder vor einer Versetzung oder mit Blick auf eine laufbahnrechtliche Erprobung (vgl. etwa Schnellenbach/Bodanowitz, a.a.O. § 11 Rn. 13 f. m.w.N.). Bedarf nach einer Aktualisierung der dienstlichen Beurteilung kann auch entstehen, wenn der Beamte nach dem Beurteilungsstichtag der letzten Regelbeurteilung während eines erheblichen Zeitraums wesentlich andere Aufgaben wahrgenommen hat (vgl. 2 A 7.06 - Buchholz 232 § 23 BBG Nr. 44 Rn. 20, vom - 2 C 19.10 - BVerwGE 140, 83 Rn. 23 und Beschluss vom - 2 VR 2.15 - BVerwGE 155, 152 Rn. 23). Allein zu dieser Konstellation verhalten sich die nachfolgenden Ausführungen.

43dd) Hat sich der Dienstherr für ein Beurteilungssystem entschieden, das auf turnusmäßigen (hier: im Drei-Jahres-Rhythmus zu erstellenden) Regelbeurteilungen beruht, so führen zusätzlich erforderlich werdende Anlassbeurteilungen - naturgemäß - zu neuem, zusätzlichen Verwaltungsaufwand. Die Revision macht geltend, dass dieser Aufwand bei Zugrundelegung des Berufungsurteils nicht mehr verhältnismäßig sei, führt insoweit Zahlenmaterial zu ihrem Personalkörper und Anlassfällen an und findet mit ihrem Vorbringen Unterstützung bei anderen Dienstherrn und Verwaltungen in vergleichbarer Lage. In der Tat bindet jede zu erstellende dienstliche Beurteilung Arbeitskraft, z.B. beim Verfasser eines Beurteilungsbeitrags, bei dem zuständigen (Erst-, Zweit- oder End-)Beurteiler sowie bei den Bediensteten der Personalverwaltung. Etwaige Einwände des Beamten können Plausibilisierungen erforderlich machen. Dem verständlichen Anliegen des Dienstherrn, den durch zusätzliche Anlassbeurteilungen verursachten Aufwand in Grenzen zu halten, stehen andererseits die Rechte des Beamten aus Art. 33 Abs. 2 GG entgegen, die ihm garantieren, dass bei einer Auswahlentscheidung über seine Bewerbung nur auf der Grundlage einer hinreichend aktuellen dienstlichen Beurteilung entschieden wird, und zwar auch dann, wenn sich nach dem Zeitpunkt der letzten Regelbeurteilung der von ihm wahrgenommene Tätigkeitsbereich wesentlich ändert und er sich deshalb eine bessere Bewertung seiner Tätigkeit erhofft.

44Somit handelt es sich im Streitfall letztlich um einen Ziel- oder Optimierungskonflikt zwischen zwei widerstreitenden Interessen, die jeweils eine verfassungsrechtliche Grundlage haben: Für den Dienstherrn streiten die objektiv-rechtliche Gewährleistung eines leistungsstarken öffentlichen Dienstes (Art. 33 Abs. 2 und 5 GG) und einer funktionsfähigen Verwaltung (Art. 83 ff. GG), für den Beamten dagegen die subjektivrechtliche Gewährleistung seines Bewerbungsverfahrensanspruchs aus Art. 33 Abs. 2 GG. Solche Interessengegensätze, gegründet auf konfligierende Verfassungsgüter, sind nach dem Grundsatz praktischer Konkordanz zu einem möglichst schonenden, verhältnismäßigen Ausgleich zu bringen (vgl. - BVerfGE 128, 1 <41>; 2 A 2.12 - BVerwGE 147, 127 Rn. 28 und Beschluss vom - 2 C 56.16 u.a. - BVerwGE 160, 1 Rn. 126).

45Hiervon ausgehend besteht die Gefahr, dass durch die Pflicht, wegen einer seit der letzten Regelbeurteilung eingetretenen Veränderung im Tätigkeitsbereich des Beamten eine Anlassbeurteilung zu erstellen, die grundlegende Organisationsentscheidung des Dienstherrn für ein Regelbeurteilungssystem entwertet wird, wenn dadurch in einem großen, unverhältnismäßigen Umfang Personal- und Verwaltungsaufwand gebunden wird. Es ist einer Entwicklung vorzubeugen, die einem Zustand permanenter Beurteilungstätigkeit nahekommt. Auf der anderen Seite wird dem durch Art. 33 Abs. 2 GG auch gewährleisteten berechtigten Interesse des Beamten an einem beruflichen Fortkommen im Grundsatz bereits dadurch hinreichend Rechnung getragen, dass er an den turnusmäßigen Regelbeurteilungen teilnimmt. Es ist dagegen nicht Aufgabe einer dienstlichen Beurteilung, auch nicht mit Blick auf eine Beförderungsentscheidung, jedwede zwischenzeitlich eingetretene Veränderung in dem einem Beamten zugewiesenen Tätigkeitsbereich kleinteilig - wöchentlich, monatlich, quartalsweise, halbjährlich - zu erfassen und nachzuzeichnen. Dergleichen folgt auch nicht aus Art. 33 Abs. 2 GG, zumal es das Wesen einer dienstlichen Beurteilung ausmacht, dass das Werturteil des Dienstherrn über den Beamten sich aus einer Vielzahl tatsächlicher Vorgänge und Einzelmomente zusammensetzt, die zu einem Gesamteindruck verschmelzen, ohne dass diese Eindrücke in einem "dauernden Leistungsfeststellungsverfahren" dokumentiert werden müssten (vgl. 2 C 8.78 - BVerwGE 60, 245 <248 ff.> und vom - 2 C 27.14 - BVerwGE 153, 48 Rn. 18).

46Bei einer langjährigen Zugehörigkeit zum öffentlichen Dienst ergibt sich (auch) bei einem dreijährigen (erst Recht bei einem kürzeren) Rhythmus von Regelbeurteilungen eine größere Zahl von dienstlichen (Regel-)Beurteilungen, in denen das Leistungsbild des Beamten erfasst und bewertet wird. Dabei liegt auf der Hand, dass die mit verschiedenen Dienstposten verbundenen Aufgaben einmal mehr, einmal weniger dem Leistungsvermögen eines Beamten (oder auch nur seinen Wünschen) entsprechen und dass er seine Stärken auf dem einen Dienstposten möglicherweise besser zur Geltung bringen kann als auf einem anderen. Dies ist hinzunehmen. So mögen etwa in einer Gemeinde- oder Stadtverwaltung im dortigen Planungsamt eher gestalterische Fähigkeiten gefordert sein, während im Rechnungsprüfungsamt vor allem Kontroll- und Zahlengenauigkeit oder in einem Amt mit größerem Publikumsverkehr wiederum andere (z.B. mehr kommunikative) Fähigkeiten im Mittelpunkt stehen, obwohl alle diese Tätigkeiten im gleichen Statusamt und in ein und derselben Laufbahn (des allgemeinen Verwaltungsdienstes) ausgeübt werden.

47Der aufgezeigte Interessenkonflikt besteht vor allem in Verwaltungen, die - wie im Streitfall - ein breites, ausdifferenziertes Spektrum von ganz unterschiedlichen Tätigkeitsfeldern aufweisen und in denen die Beamten vielfach in ihren Tätigkeitsfeldern wechseln. Die Vertreter des Beklagten haben in der mündlichen Verhandlung für den Bereich der Polizei des beklagten Landes anschaulich erläutert, dass und wie der Einsatz der Polizeivollzugsbeamten zwischen einer Tätigkeit (z.B.) im Wach- und Wechseldienst in einer Kreispolizeibehörde, bei der Kriminalpolizei, im allgemeinen Verwaltungsdienst oder als Ausbilder beim LAFP wechseln kann. Jede dieser Tätigkeiten üben die betreffenden Beamten im selben Statusamt aus. Dienstliche Beurteilungen sind aber - wenngleich auf der Grundlage der auf dem jeweiligen Dienstposten erbrachten Leistung - bezogen auf das innegehabte Statusamt zu erstellen. Ändert sich dieses nicht, sondern nur das - statusamtsgemäße und laufbahnkonforme - Tätigkeitsfeld, in dem der Beamte sein Leistungsvermögen zeigen kann, erscheint es gerechtfertigt, ihn darauf zu verweisen, dass dieses (erst) turnusgemäß zum Stichtag der nächsten Regelbeurteilung wieder bewertet wird.

48ee) Ausgehend von den vorstehenden Erwägungen ist der Senat nach Überprüfung seiner bisherigen Rechtsprechung der Ansicht, dass die beiden oben angeführten Kriterien (vgl. Rn. 37 f.) wie folgt (neu) zu justieren und näher zu präzisieren sind:

49(1) In zeitlicher Hinsicht bildet § 22 Abs. 1 Satz 2 BBG und § 48 Abs. 1 Alt. 1 BLV eine Orientierung, wonach spätestens alle drei Jahre eine Regelbeurteilung zu erstellen ist. Ein gewisser Anhaltspunkt kann auch der Regelung entnommen werden, dass Probebeamte spätestens nach der Hälfte der regelmäßig dreijährigen Probezeit zu beurteilen sind (§ 28 Abs. 1 und Abs. 4 Satz 1 BLV). Weiter ist zu bedenken, dass eine wesentliche Veränderung der Tätigkeit in der Regel zunächst eine Phase der Einarbeitung erfordert und die neue Tätigkeit auch danach erst einmal über einen Zeitraum von gewisser Dauer ausgeübt werden muss und mit gewisser Konstanz Leistungen gezeigt werden müssen, ehe sie Grundlage einer Bewertung sein können. Dies spricht dafür, dass die verstrichene Zeitspanne, ab der der Beamte berechtigterweise beanspruchen kann, dass seine Leistungen erneut in einer dienstlichen Beurteilung dokumentiert werden, von hinlänglicher Dauer sein muss. Deshalb liegt ein erheblicher Zeitraum im vorstehenden Sinne erst vor, wenn die anderen Aufgaben bei einem dreijährigen Regelbeurteilungszeitraum während des (deutlich) überwiegenden Teils, d.h. zu zwei Dritteln, dieses Beurteilungszeitraums wahrgenommen wurden. Die Bestimmung dieser zeitlichen Grenze von zwei Jahren ist - zwangsläufig, wie offen zu legen ist - richterrechtlich "gegriffen". Der Senat hält eine solche klare (zeitlich bezifferte) Grenzziehung für erforderlich. Klare Grenzziehungen dienen der Rechtssicherheit und der Verwaltungspraktikabilität.

50Der Senat merkt klarstellend an, dass diese Grenzziehung für ein Beurteilungssystem mit einem zweijährigen Turnus von Regelbeurteilungen konsequenterweise dazu führt, dass das angesprochene zeitliche Element nicht erfüllt ist und eine Pflicht des Dienstherrn, in einem solchen System wegen einer wesentlichen Veränderung des Tätigkeitsbereichs des Beamten eine Anlassbeurteilung zu erstellen, entfällt.

51(2) Was das qualitative Element betrifft, d.h. wann eine "wesentlich" andere Tätigkeit im Sinne der oben (Rn. 37 f.) dargestellten bisherigen Rechtsprechung vorliegt, die eine Anlassbeurteilung erforderlich macht, ist dies dahin zu präzisieren, dass es sich um eine Tätigkeit handeln muss, die einem anderen (regelmäßig höheren) Statusamt zuzuordnen ist.

52Tragend dafür ist die bereits angesprochene Statusbezogenheit der dienstlichen Beurteilung. Aus ihr folgt: Voraussetzung dafür, dass eine Änderung des Tätigkeitsbereichs als wesentlich eingestuft werden kann, ist, dass sie "leistungs- und beurteilungsrelevant" ist (vgl. 2 C 19.10 - BVerwGE 140, 83 Rn. 23). Eine bloße Veränderung des konkreten Tätigkeitsbereichs, meist durch einen Wechsel des Dienstpostens, möglicherweise (wohl seltener) auch auf demselben Dienstposten (durch Zuweisung neuer Aufgaben) hat noch nicht diese Beurteilungsrelevanz. Denn die dienstliche Beurteilung ist zwar - wie erwähnt - auf der Grundlage der auf dem jeweiligen Dienstposten gezeigten Leistungen zu erstellen, doch ist ihr Maßstab und Bezugspunkt das innegehabte Statusamt. Der Dienstposten ist sozusagen (nur) die "Bühne" für die Erfüllung der Anforderungen, die das entsprechende Statusamt verlangt. Die Art und Weise der Wahrnehmung des Dienstpostens und der dort zu erfüllenden Aufgaben dient (nur) als sichtbare Erkenntnisquelle der statusamtsbezogenen Beurteilung. Die Sammlung und Auswertung solcher Erkenntnisse ist nicht endlos geboten und erfolgt nicht ziellos, sondern dient (nur) dem Zweck, dass sie das (ohnehin) zu einem Gesamteindruck "verschmolzene" Werturteil des Dienstherrn über Eignung, Befähigung und Leistung des Beamten plausibel tragen ( 2 C 8.78 - BVerwGE 60, 245 <248 ff.> und vom - 2 C 27.14 - BVerwGE 153, 48 Rn. 18).

53Tätigkeiten, denen diese Leistungs- und Beurteilungsrelevanz nicht zukommt, können daher nicht so "wesentlich" sein, dass sie die Pflicht begründen, im Rahmen einer dienstlichen (Anlass-)Beurteilung vorzeitig - vor dem Stichtag der nächsten Regelbeurteilung - erfasst und bewertet zu werden. Das gilt etwa für eine "Personalentwicklungsmaßnahme", bei der der Beamte durch Rotation, Hospitation, Aufgabenanreicherung und -erweiterung, Sonderaufgaben und Projektarbeit individuell gefördert wird, um seine Verwendungsbreite zu erhöhen (vgl. etwa OVG Lüneburg, Beschluss vom - 5 ME 241/11 - juris Rn. 11), ebenso für eine Fortbildungs- oder Qualifizierungsmaßnahme, wie sie etwa die Klägerin im Hinblick auf ihre Tätigkeit als Lehrende beim LAFP (für die Dauer von rund vier Wochen) erfahren hat.

54Die neuen Aufgaben sind einem anderen Statusamt nur dann zuzuordnen, wenn sie ausschließlich anderen Besoldungsgruppen entsprechen als die vorherigen Aufgaben des Beamten. Dies ist bei einem sog. gebündelten Dienstposten nur der Fall, wenn dieser nicht auch derjenigen Besoldungsgruppe zuzuordnen ist, der die bisherigen Aufgaben des Beamten entsprachen. Dies entspricht der Rechtsprechung des Senats zu § 46 BBesG a.F. (vgl. 2 A 2.06 - Buchholz 232.1 § 11 BLV Nr. 4 Rn. 12, vom - 2 C 19.10 - BVerwGE 140, 83 Rn. 30 und vom - 2 C 16.13 - BVerwGE 150, 216 Rn. 27). Auch das Bundesverfassungsgericht geht davon aus, dass auch bei gebündelten Dienstposten (erst) ein höheres Statusamt gesteigerte Anforderungen und ein größeres Maß an Verantwortung mit sich bringt (vgl. - BVerfGE 141, 56 Rn. 59 a.E.).

55Neue Aufgaben sind aber auch dann einem anderen Statusamt zuzuordnen, wenn sie zwar derselben Besoldungsgruppe, nicht aber derselben Laufbahn zuzuordnen sind wie die vorherigen Aufgaben des Beamten, so z.B. wenn ein Beamter vom technischen Verwaltungsdienst (vgl. etwa § 6 Abs. 2 Nr. 2 BLV) in den nichttechnischen Verwaltungsdienst (§ 6 Abs. 2 Nr. 1 BLV) wechselt. Hier folgt schon aus der normativen Entscheidung, Ämter in verschiedenen Laufbahnen zusammenzufassen und zu unterscheiden, dass die mit ihnen verbundenen Tätigkeiten "wesentlich" andere sind. Dies entspricht wiederum der Rechtsprechung des Senats, wonach sich das Statusamt anhand dreier Merkmale definiert, nämlich durch die Zugehörigkeit zu einer Laufbahn und Laufbahngruppe, die dem Beamten verliehene Amtsbezeichnung und das Endgrundgehalt der Besoldungsgruppe (vgl. 2 C 84.81 - BVerwGE 69, 303 <306> und vom - 2 C 26.05 - BVerwGE 126, 182 <183 f.> m.w.N.; vgl. auch - BVerfGE 130, 52 <69>).

56ff) Bei Anwendung dieser Maßstäbe ist im Streitfall weder das zeitliche noch das qualitative Element für eine Anlassbeurteilung der Klägerin gegeben. Sie hat ihre neue Tätigkeit als Lehrende beim LAFP über einen Zeitraum von rund 21 Monaten seit der letzten Regelbeurteilung ausgeübt. Außerdem war ihre neue Tätigkeit keinem anderen (höherwertigen) Statusamt zugeordnet, sondern sie übte sie auf einem Dienstposten aus, der wie ihr früherer ("gebündelt") die Wertigkeit der Besoldungsgruppen A 9 bis A 11 hatte.

575. Selbst wenn für die Klägerin eine Anlassbeurteilung zu erstellen gewesen wäre, weil sie während eines erheblichen Zeitraums eine wesentlich andere Tätigkeit ausgeübt hätte, folgt daraus nicht, dass auch für alle Mitbewerber, bei denen eine solche Tätigkeitsveränderung nicht vorlag, nunmehr ebenfalls Anlassbeurteilungen angefertigt werden mussten. Ein (hier unterstellter) Aktualisierungsbedarf bei einem Bewerber führt nicht allein schon deshalb (zwangsläufig, "automatisch") zu einem "Nachziehen" und einer Aktualisierungspflicht auch bei allen anderen Mitbewerbern ohne originären eigenen Aktualisierungsbedarf.

58Allerdings hat der Senat in einer Fallkonstellation, in der mehrere Beamte erst nach der Regelbeurteilung die laufbahnrechtlich vorgeschriebene Erprobungszeit auf einem höherwertigen Dienstposten absolviert hatten und ihre vorherigen Regelbeurteilungen deswegen als nicht mehr hinreichend aktuell waren, entschieden, dass ein "Nachziehen" auch der Beurteilungen der anderen Bewerber "nicht zu beanstanden sei", obwohl dies für sie "an sich nicht erforderlich" war ( 2 VR 5.12 - BVerwGE 145, 112 Rn. 29). Insoweit ist zunächst hervorzuheben, dass der Senat in dem angeführten Streitfall den Dienstherrn nicht für hierzu verpflichtet gehalten hat, sondern ein solches (freiwilliges) Nachziehen der dienstlichen Beurteilungen der anderen Mitbewerber lediglich für "sachgerecht" gehalten hat. Soweit der Senat in der vorerwähnten Entscheidung zur Begründung auf eine aus Gründen der Chancengleichheit anzustrebende größtmögliche Vergleichbarkeit der Beurteilungszeiträume, insbesondere hinsichtlich ihres Endzeitpunktes, verwiesen hat, ist weiter klarzustellen, dass in einem Beurteilungssystem mit turnusgemäßen Regelbeurteilungen im Grundsatz die erwähnte "höchstmögliche" Vergleichbarkeit bereits durch deren gemeinsamen Stichtag und den gleichen Regelbeurteilungszeitraum erreicht wird (vgl. 2 A 2.10 - NVwZ-RR 2013, 54 Rn. 10). Auch beim Vergleich von Regelbeurteilungen gibt es zahlreiche Konstellationen, in denen Abweichungen hinsichtlich des gemeinsamen Stichtags und Zeitraums vorkommen können, z.B. weil für einen Bewerber früher ein anderes Beurteilungsregime mit anderen Zeiträumen und Stichtagen galt oder weil ein Bewerber für längere Zeit beurlaubt war (u.ä.). Daraus folgende Abstriche an dem erwähnten Grundsatz sind hinzunehmen (vgl. 2 A 2.10 - NVwZ-RR 2013, 54 Rn. 11). Es gibt keinen Rechtssatz, dass dienstliche Beurteilungen hinsichtlich Beurteilungszeitraum und Stichtag stets und "absolut" gleich sein müssen. Die "höchstmögliche" Vergleichbarkeit ist ein Optimierungsziel, das immer nur soweit wie möglich angestrebt werden kann.

59Auch soweit in der - nicht einheitlichen - Kasuistik der obergerichtlichen Rechtsprechung in Konkurrentenstreitverfahren darauf abgestellt wird, dass die Beurteilung jedes Bewerbers auch im Verhältnis zu den Beurteilungen der Mitbewerber hinreichend aktuell sein muss (vgl. etwa - juris Rn. 5; VGH Mannheim, Beschluss vom - 4 S 339/07 - IÖD 2007, 244 <246>; OVG Lüneburg, Beschluss vom - 5 ME 291/08 - NdsRpfl 2008, 376 <377>), gilt auch diese Forderung nicht absolut. Richtig daran ist, dass einem Bewerber durch die für ihn erstellte zeitnahe Anlassbeurteilung gegenüber anderen Bewerbern mit Regelbeurteilungen kein deren Bewerbungsverfahrensanspruch tangierender Vorteil dadurch erwachsen darf, dass bei dem Anlassbeurteilten neuere Erkenntnisse in die Beurteilung einfließen konnten. Dabei ist aber zu beachten, dass ein Beurteilungssystem, das nicht nur Regelbeurteilungen, sondern in bestimmten Fallgestaltungen ergänzend Anlassbeurteilungen vorsieht, zwangsläufig unterschiedliche Beurteilungszeiträume und unterschiedliche Aktualitätsgrade der Beurteilungen einer Auswahlentscheidung in Kauf nimmt. Solche Unterschiede sind aus Praktikabilitätsgründen hinzunehmen, solange ein Qualifikationsvergleich auf der Grundlage dieser Beurteilungen ohne ins Gewicht fallende Benachteiligung eines Bewerbers nach Bestenauslesegrundsätzen möglich bleibt (so zutreffend - ZBR 2009, 273 <274> und - NVwZ-RR 2014, 809 <810>).

60Dies gilt auch in der Konstellation des Streitfalls, in der das Berufungsgericht, weil es für die Klägerin eine Anlassbeurteilung für erforderlich gehalten hat, allein schon infolge des dadurch entstandenen "Aktualitätsvorsprungs" der Klägerin eine nicht hinnehmbare "Aktualitätsdifferenz" angenommen hat. Dem folgt der Senat nicht.

61Ob ein Aktualisierungsbedarf vorliegt, ist im Ausgangspunkt für jeden Bewerber gesondert zu betrachten. Liegen bei einem Mitbewerber die vorstehend (Rn. 37 ff.) erörterten Voraussetzungen, unter denen wegen einer während eines erheblichen Zeitraums wahrgenommenen wesentlich anderen Tätigkeit eine Anlassbeurteilung zu erstellen ist, nicht vor, dann ist dessen letzte Regelbeurteilung, soweit sie nicht länger als der Regelbeurteilungszeitraum (hier: drei Jahre) zurückliegt, hinreichend aktuell. Sie wird nicht schon allein deswegen zwangsläufig "inaktuell", weil bei einem (oder mehreren) Beamten ausnahmsweise - aus den genannten Gründen - eine Anlassbeurteilung erforderlich geworden ist. Denn Letzteres ist nur deswegen nötig geworden, weil nur so dem wesentlich veränderten Tätigkeitsbereich und dadurch bedingten (möglichen) Besonderheiten in der Leistungsentwicklung des Bewerbers Rechnung getragen werden konnte ( 2 C 19.10 - BVerwGE 140, 83 Rn. 23). Wenn sich dagegen bei dem Mitbewerber weder der Zuschnitt der Aufgaben oder deren Qualität verändert haben noch Anhaltspunkte für eine - dadurch bedingte - ins Gewicht fallende Veränderung in seinem Leistungsvermögen bestehen, gibt es keinen Grund, auch bei größeren Zeitdifferenzen in der Relation zwischen einer jüngeren Anlassbeurteilung und der letzten Regelbeurteilung die Letztgenannte als für den Leistungsvergleich untauglich anzusehen (so etwa - NVwZ-RR 2014, 809 <810> bei einer Differenz von etwas mehr als eineinhalb Jahren).

62Der Ausnahmefall, dass eine Anlassbeurteilung nötig wird, führt nicht dazu, dass alle Regelbeurteilten - allein deshalb - nunmehr ebenfalls der Ausnahmekategorie unterfallen und die Ausnahme somit zum überwiegenden Anwendungsfall wird. Andernfalls liefe das Aktualitätserfordernis darauf hinaus, dass dienstliche Beurteilungen in einer Art "perpetuum mobile" jeweils neuen Aktualisierungsbedarf erzeugen, etwa wenn weitere Bewerber hinzutreten, solange das Auswahlverfahren noch nicht zur Entscheidungsreife gelangt ist.

63Für den Streitfall folgt daraus: Nach den Feststellungen des Berufungsgerichts ist kein Anhaltspunkt dafür ersichtlich, dass im vorstehenden Sinne ein Qualifikationsvergleich zwischen der Klägerin und ihren Mitbewerbern auf der Grundlage der für diese vorhandenen Regelbeurteilungen nicht möglich oder nur infolge einer ins Gewicht fallenden Benachteiligung dieser Mitbewerber durchgeführt werden konnte.

646. Es stellt auch keinen die Durchbrechung der Kollegialgerichtsregel rechtfertigenden Mangel dar, dass das erstinstanzliche Urteil die Auswahlentscheidung nicht beanstandet hat, obwohl das Gesamturteil in der Regelbeurteilung der Klägerin vom , die der Auswahlentscheidung zugrunde liegt, nicht näher begründet ist. Denn hier ergibt sich das Gesamturteil unmittelbar aus der Bewertung der sieben Einzelmerkmale.

65Nach der Rechtsprechung des Senats bedarf das Gesamturteil einer dienstlichen Beurteilung, die im sog. Ankreuzverfahren erstellt worden ist, in der Regel einer gesonderten Begründung, um erkennbar zu machen, wie es aus den Einzelbegründungen hergeleitet wird. Gleiches gilt für die hier gegebene Verfahrensweise, dass die dienstliche Beurteilung allein durch Angabe eines Zahlenwertes (oder Angabe eines Buchstabens) erstellt wird, dessen inhaltliche Bedeutung in der Beurteilungsrichtlinie oder in der dienstlichen Beurteilung selbst näher (allgemein) definiert wird. Eine Ausnahme ist für die Konstellation anerkannt, dass im konkreten Fall eine andere Note nicht in Betracht kommt, weil sich die vergebene Note - vergleichbar einer Ermessensreduzierung auf Null - geradezu aufdrängt ( 2 C 27.14 - BVerwGE 153, 48 Rn. 30 und 37 und vom - 2 A 10.17 - BVerwGE 161, 240 Rn. 41 ff.).

66Die angeführte Rechtsprechung des Senats bezieht sich auf Konstellationen, in denen der Dienstherr den - regelmäßig zahlreichen - Einzelmerkmalen eine unterschiedliche Bedeutung beimisst. Die Begründung des Gesamturteils muss die Gewichtung der einzelnen Merkmale erkennen lassen und dieser vom Dienstherrn vorgegebenen Gewichtung auch Rechnung tragen. Anders verhält es sich, wenn sich der Dienstherr bei der dienstlichen Beurteilung auf eine vergleichsweise geringe Zahl von Einzelmerkmalen - hier sieben oder im Falle von Beamten mit Vorgesetztenfunktion acht - beschränkt und er diesen jeweils eine gleich große Bedeutung (dasselbe Gewicht) zumisst. Diese Gleichgewichtung ergibt sich hier sowohl aus der zugrunde liegenden Beurteilungsrichtlinie als auch aus dem Vortrag des Vertreters des Beklagten in der Revisionsverhandlung. Sie ist auch angesichts der Beschreibung der Einzelmerkmale in der Beurteilungsrichtlinie rechtlich nicht zu beanstanden (zu den Grenzen einer solche Gewichtung vgl. 2 A 10.17 - BVerwGE 161, 240 Rn. 46). In diesen Fällen lässt sich das Gesamturteil ohne weiteres aus der Verteilung der Einzelmerkmale ableiten.

677. Entgegen der Annahme des Berufungsgerichts ist die streitgegenständliche Auswahlentscheidung auch nicht deswegen rechtswidrig, weil die Gleichstellungsbeauftragte bei der nachträglichen Berücksichtigung der Polizeikommissarin D. nicht erneut beteiligt wurde. Für die Beurteilung des Schadensersatzbegehrens der Klägerin ist dies im Ergebnis unerheblich.

68Gemäß § 18 Abs. 2 Satz 1 des Landesgleichstellungsgesetzes vom (GV. NRW. S. 590) in der hier maßgeblichen, bis zum geltenden Fassung (nachfolgend LGG NW a.F.) ist die Gleichstellungsbeauftragte frühzeitig über beabsichtigte Maßnahmen zu unterrichten und anzuhören. Wird sie nicht rechtzeitig beteiligt, ist die Maßnahme gemäß § 18 Abs. 3 Satz 1 LGG NW a.F. grundsätzlich für eine Woche auszusetzen und die Beteiligung nachzuholen. Zu den Maßnahmen, an denen die Gleichstellungsbeauftragte mitwirkt, zählen gemäß § 17 Abs. 1 Nr. 1 LGG NRW a.F. insbesondere personelle Maßnahmen, einschließlich Stellenausschreibungen und Auswahlverfahren.

69Nach den Feststellungen des Berufungsgerichts ist die Gleichstellungsbeauftragte im Streitfall zwar insoweit ordnungsgemäß beteiligt worden, als sie den beabsichtigten Ernennungen der im Schreiben vom "namentlich aufgeführten Polizeivollzugsbeamtinnen und –beamten" zugestimmt hat. Bei der Ernennung der infolge eines Versehens erst nachträglich berücksichtigten "Nachrückerin" Polizeikommissarin D. ist sie dagegen nicht beteiligt worden.

70Die Annahme des Berufungsgerichts, dass die angefochtene Auswahlentscheidung deshalb rechtswidrig ist, weil sie hiernach unter Verletzung einer Verfahrensvorschrift zustande gekommen und nicht i.S.v. § 46 VwVfG NRW offensichtlich ist, dass dieser Verfahrensfehler die Entscheidung in der Sache nicht beeinflusst hat (also der Verfahrensfehler nicht "unbeachtlich" ist), verstößt gegen revisibles Recht i.S.v. § 137 Abs. 1 Nr. 2 VwGO.

71Dabei lässt der Senat offen, ob § 46 VwVfG NRW, der die Aufhebung eines Verwaltungsaktes ausschließt, also Anfechtungsklagen betrifft, auf die im Streitfall gegebene Konstellation einer Feststellungsklage nach erledigtem Neubescheidungsbegehren (evtl. entsprechend) anzuwenden ist. Dasselbe gilt für die Frage, ob der in von § 46 VwVfG NRW normierte Ausschluss des Aufhebungsanspruchs auch die hier gegebene andersgeartete, besondere Fehlerfolge des § 18 Abs. 3 Satz 1 LGG NRW erfasst, wonach die verfahrensfehlerhaft zustande gekommene Auswahlentscheidung (nur) auszusetzen und die Beteiligung nachzuholen ist. Selbst wenn dies der Fall sein sollte, ist jedenfalls offensichtlich i.S.v. § 46 VwVfG NRW, dass der in der Nichtbeteiligung der Gleichstellungsbeauftragten liegende Verfahrensfehler die Entscheidung in der Sache nicht beeinflusst hat.

72Ein Verstoß gegen eine Verfahrensvorschrift ist nur dann offensichtlich ohne Einfluss auf die Entscheidung in der Sache, wenn das Gericht zweifelsfrei und ohne jede Spekulation davon ausgehen kann, dass die Entscheidung ohne den Fehler genauso ausgefallen wäre. Ein Kausalzusammenhang ist dagegen zu bejahen, wenn nach den Umständen des jeweiligen Falles die konkrete Möglichkeit besteht, dass ohne den angenommenen Verfahrensmangel die Entscheidung anders ausgefallen wäre (stRspr, vgl. 4 C 58.81 - BVerwGE 69, 256 <270> und vom - 2 C 14.17 - Buchholz 11 Art. 33 Abs. 5 GG Nr. 148 Rn. 32; Emmenegger, in: Mann/Sennekamp/Uechtritz, VwVfG, 2. Auflage 2019, § 46 Rn. 92; Ramsauer, in: Kopp/Ramsauer, VwVfG, 20. Aufl. 2019, § 46 Rn. 34; Sachs, in: Stelkens/Bonk/Sachs, VwVfG, 9. Aufl. 2018, § 46 Rn. 80, 83).

73Dem wird das Berufungsurteil nicht gerecht. Das Berufungsgericht führt an, es sei nicht ausgeschlossen, dass die Gleichstellungsbeauftragte bei ordnungsgemäßer Beteiligung Einwendungen gegen die die Polizeikommissarin D. betreffende Auswahlentscheidung, insbesondere gegen die dieser Beamtin erteilte Regelbeurteilung, erhoben und das LAFP deshalb seine Auswahlentscheidung überdacht und von ihr Abstand genommen hätte. Damit stellt das Berufungsgericht einerseits spekulative (gerade nicht zulässige) Mutmaßungen an, während es andererseits wesentliche tatsächliche Umstände des konkreten Einzelfalles außer Acht lässt.

74Diese konkreten Umstände bestehen hier darin, dass es im Streitfall nicht um ein komplettes Übergehen der Gleichstellungsbeauftragten geht, sondern dass zunächst - hinsichtlich der ursprünglichen Beförderungsrangliste - eine ordnungsgemäße Beteiligung stattgefunden hat. Daran ist anzuknüpfen. Insoweit ist entscheidend, dass die Gleichstellungsbeauftragte keinerlei Einwendungen gegen das dieser Beförderungsrangliste zugrunde liegende Bewertungs- und Punktesystem erhoben hat. Auch hat die Gleichstellungsbeauftragte nicht verlangt, dass ihr die Namen der weiteren, nicht zum Zuge gekommenen Bewerber und die sie betreffenden Auswahlgesichtspunkte mitgeteilt werden. Vor diesem Hintergrund ist nicht ersichtlich, welche Einwendungen die Gleichstellungsbeauftragte gerade und allein gegen das Nachrücken der Polizeikommissarin D. hätte erheben sollen, nachdem sie die Beförderungsrangliste als solche unbeanstandet gelassen hatte. Die Erwägungen des Berufungsgerichts, die Gleichstellungsbeauftragte hätte möglicherweise Einwendungen gegen die Regelbeurteilung dieser Beamtin erheben und dadurch das LAFP zu einem Abstandnehmen von der Auswahlentscheidung veranlassen können, sind spekulativ. Zu den konkreten Umständen des Einzelfalls gehört dagegen, dass die auf Platz 81 der Rangliste platzierte Klägerin mit zwölf Plätzen deutlich hinter dem letzten Platz der Rangliste (Platz 69) lag, der bei der Beförderungsrunde noch Berücksichtigung fand. Dass die Klägerin bis auf Platz 69 hätte vorrücken können, ist aber ausgeschlossen, weil der Beklagte - wie dargelegt - nicht verpflichtet war, für sie wegen ihrer Lehrtätigkeit beim LAFP eine Anlassbeurteilung zu erstellen, und die auf der letzten Regelbeurteilung der Klägerin beruhende Auswahlentscheidung nach dem Vorstehenden insgesamt nicht zu beanstanden ist.

75Bei dieser Sachlage ist i.S.v. § 46 VwVfG NRW offensichtlich, dass die unterbliebene Beteiligung der Gleichstellungsbeauftragten hinsichtlich der nachgerückten Polizeikommissarin D. die Entscheidung in der Sache nicht beeinflusst hat.

768. Die Kostenentscheidung folgt aus § 154 Abs. 1 VwGO.

ECLI Nummer:
ECLI:DE:BVerwG:2019:090519U2C1.18.0

Fundstelle(n):
KAAAH-30119