NWB-EV Nr. 4 vom Seite 113

Tax Compliance im Privatvermögen

Beate A. Blechschmidt | Verantw. Redakteurin | nwb-ev-redaktion@nwb.de

Tax Compliance gehört im betrieblichen Bereich längst zum Standard. Zwar ist bei vermögenden Privatpersonen und Family Offices die Einrichtung eines Tax CMS nicht verpflichtend. Doch auch hier steigt mit zunehmend komplexer werdendem Steuerrecht und größerer Diversifikation der Vermögen das Bedürfnis, Regelungen zu treffen, die steuerlichen Risiken vorbeugen und Fehler vermeiden. Denn vermögende Privatpersonen stehen in den letzten Jahren deutlich mehr im Fokus der Finanzverwaltung als früher. Auch der Umstand, dass die maßgebliche Grenze für Haftstrafen für Steuerhinterziehung von 1 Mio. € bei Vorgängen, die fälschlicherweise nicht der Besteuerung unterworfen wurden, bei sehr großen Vermögen schnell erreicht wird, sorgt für ein höheres Sicherheitsbedürfnis bei Mandanten.

Zudem führt die Internationalisierung von Familien und Vermögen zu komplexen steuerlichen und rechtlichen Fragen. Denn gerade vermögende Familien investieren häufig international und breit gestreut; seien es internationale Aktienanlagen oder Bankkonten und Immobilien im Ausland. Doch nicht nur die Streuung des Vermögens ist international. Auch die einzelnen Familienmitglieder selbst leben häufig in unterschiedlichen Staaten: das Unternehmerehepaar, das die Wintermonate gerne in Spanien verbringt, oder der Sohn, der sein Studium in Italien antritt bzw. die Tochter, die nach dem Studium ein Jahr im Ausland jobbt, bevor sie einen gut dotierten Job in der Schweiz antritt. Hier treten bei vermögenden Privatpersonen neben die allgemeinen steuerlichen Erklärungspflichten häufig weitere steuerliche Fragestellungen und damit einhergehende Pflichten, etwa die jüngst eingeführten zusätzlichen Mitteilungspflichten bei internationalen Sachverhalten sowie die geplanten Mitteilungspflichten zu nationalen Sachverhalten.

Aus Sicht eines Family Offices ist eine funktionierende Tax Compliance ein besonderes Serviceangebot für die Familie. Denn gerade Privatpersonen wünschen sich häufig, dass die Erstellung ihrer Steuererklärungen fehlerfrei und reibungslos verläuft sowie einen möglichst geringen zeitlichen Aufwand, beispielsweise aufgrund von Nachfragen bzw. Nachfordern von Unterlagen, verursacht. Ein Tax CMS unterstützt also nicht nur dabei, die objektiven Risiken zu senken, sondern auch dabei, das subjektive Sicherheitsgefühl der Mandanten und ihr Vertrauen in den steuerlichen Berater zu steigern. Last but not least ist es zugleich eine Absicherung für die handelnden Personen, sich keinem steuerstrafrechtlichen Risiko auszusetzen.

Beste Grüße

Beate Blechschmidt

Fundstelle(n):
NWB-EV 4/2019 Seite 113
NWB EAAAH-10733