IWB Nr. 24 vom Seite 1

Ein Wort zum Jahresende

Nils Henrik Feddersen | Verantw. Redakteur | iwb-redaktion@nwb.de

[i]Beginn eines „postfaktischen Zeitalters“?Wort des Jahres 2016 ist das Adjektiv „postfaktisch“. Der Begriff, so die Begründung der Gesellschaft für deutsche Sprache, habe die öffentliche Diskussion dominiert und das abgelaufene Jahr wesentlich geprägt. Das Kunstwort verweise darauf, „dass es in politischen und gesellschaftlichen Diskussionen heute zunehmend um Emotionen anstelle von Fakten geht“. Nun ja, vom Brexit (den die GfdS auf Platz 2 wählte) und vom künftigen US-Präsidenten D. Trump – die in diesem Kontext gern genannt werden – wird tatsächlich noch oft die Rede sein. Ob wir indes am Beginn eines postfaktischen Zeitalters stehen, darf man dennoch ernsthaft bezweifeln. Neu sind emotionale Aufwallungen im politischen Bereich nicht. Sie dringen sogar bis in das Steuerrecht vor. Darum ist es ein gutes Omen, wenn der Finanzausschuss des Bundesrates nun die Zustimmung zum Ersten BEPS-Umsetzungsgesetz empfohlen hat (vgl. Kurznachricht auf S. 891). BEPS war zwar mitnichten das einzige wichtige internationale Steuerthema des ablaufenden Jahres, doch hat es einigen Entwicklungen seinen Stempel aufgedrückt. Insofern ist es mein Wort für 2016.

[i]Keine „Fake News“ im internationalen SteuerrechtEinerseits zeigt die Wahl der GfdS, dass Deutschland spät dran ist, denn der Begriff post truth era stammt aus einem Buch von Ralph Keyes von 2004 und schlug in den USA bereits im Jahr darauf Wellen. Andererseits war er wohl allgemein auch 2016 nicht sehr gebräuchlich. Dies mag die isolierte Sicht aus der Nische sein. Aber die verwandten „Fake News“ (frei erfundene Falschmeldungen) spielen im internationalen Steuerrecht praktisch keine Rolle. Vielleicht ist die Materie dafür etwas zu komplex. Postfaktisches fand also bislang in der IWB keine Erwähnung und das wird ganz und gar so bleiben. International Taxation post truth? Naa, we don’t do that.

[i]Die Aussichten sind trotzdem nicht märchenhaftDas fiskalische Umfeld war 2016 unter dem Strich zumindest nicht spürbar von Erleichterungen gekennzeichnet. Die deutschen Exporte werden 2016 wohl nur um etwa 1 % zulegen (zum Vergleich: die Wachstumsrate von 2015 lag noch 6,4 % über dem Vorjahr). Das DIW-Institut sagt für 2017 nur noch einen Budgetüberschuss der öffentlichen Haushalte in Deutschland von 4 Mrd. € voraus – in der Schätzung für 2018 wird die schwarze Null bereits rot. Faktisch ist also nicht alles märchenhaft.

[i]Wir bleiben bei den FaktenWir wollen Ihnen auch im kommenden Jahr möglichst viele erfolgversprechende Chancen und erlaubte Gestaltungen vorstellen. Den Abschluss für 2016 bildet insofern der Top-Beitrag zu österreichischen Privatstiftungen von Gahleitner/Stalleiken ab . Mehr Informationen zu den wichtigen steuerlichen Themen folgen im Januar 2017.

Ich wünsche Ihnen fröhliche Weihnachten und ein gesundes neues Jahr!

Nils Henrik Feddersen

Fundstelle(n):
IWB 24 / 2016 Seite 1
NWB PAAAF-88661