Umsatzsteuerbefreiung nach § 4 Nr. 14 UStG für ähnliche heilberufliche Tätigkeiten

1. Art der Tätigkeit (Heilbehandlung)

Nach § 4 Nr. 14 UStG sind Umsätze aus der Tätigkeit als Arzt, Zahnarzt, Heilpraktiker, Physiotherapeut (Krankengymnast), Hebamme, klinischer Chemiker oder aus einer ähnlichen heilberuflichen Tätigkeit im Sinne dieser Vorschrift steuerfrei, wenn sie der medizinischen Betreuung von Personen durch das Diagnostizieren und Behandeln von Krankheiten und anderen Gesundheitsstörungen dienen.

Dagegen sind Leistungen zur Prävention und Selbsthilfe i.S. des § 20 SGB V, die keinen unmittelbaren Krankheitsbezug haben, sondern lediglich den allgemeinen Gesundheitszustand verbessern sollen, keine nach § 4 Nr. 14 UStG befreite Heilbehandlung (BFH-Urteil vom 7.7.2005, V R 23/04, BStBl 2005 II S. 904).

2. Befähigungsnachweis

Die Umsätze eines Angehörigen anderer Heilberufe können unter die Steuerbefreiung fallen, wenn es sich um eine einem Katalogberuf ähnlichen heilberufliche Tätigkeit handelt und die weiteren Voraussetzungen von § 4 Nr. 14 UStG erfüllt sind.

Außer den in Abschn. 90 Abs. 2 UStR genannten ähnlichen heilberuflichen Tätigkeiten können folgende Tätigkeiten als ähnliche heilberufliche Tätigkeiten angesehen werden:

• Fachbiologen der Medizin, soweit sie zytologische/histologische Leistungen erbringen (Zytologie: Zellenlehre, Histologie: Wissenschaft von den Geweben des Körpers)

• Fachwissenschaftler der Medizin.

Ergänzend zu den Ausführungen in Abschn. 90 Abs. 3 UStR üben keine ähnliche heilberufliche Tätigkeit nach § 4 Nr. 14 UStG aus:

• Augenoptiker, da diese sogenannte Hilfsmittelerbringer i.S. des § 126 SGB V sind

• Familienhelfer (vgl. FG BW vom 27.11.1998, 12 K 158/98, EFG 1999, 508), die Leistungen können ggf. nach § 4 Nr. 25 UStG steuerfrei sein

• Gymnastiklehrer (auch mit staatlicher Prüfung)

• Haaranalysten (vgl. Urteil des Niedersächsischen FG vom 23.1.1992, V 309/91)

• Heilmagnetiseure (vgl. Urteil des Niedersächsischen FG vom 12.1.1995, V 99/94, EFG 1995, 735)

• Heilpädagogen (vgl. Urteil des FG München vom 21.4.2005, 14 K 5140/02, EFG 2005, 1389), die Leistungen können ggf. nach § 4 Nr. 25 UStG steuerfrei sein

• Kunstpädagogen und -therapeuten (auch mit Diplom)

• Kurpacker (vgl. Beschluss des FG München vom 9.7.1987, XIV 166/86 AusU, EFG 1988, 330)

• Legasthenie-Therapeuten. Leistungen im Rahmen der Eingliederungshilfe, die nach § 35a SGB VIII vergütet werden, können nach § 4 Nr. 25 UStG steuerfrei sein.

• Logotherapeuten (vgl. BFH-Urteil vom 23.8.2007, V R 38/04, BStBl 2008 II S. 37)

• Medizinischer Strahlenschutzphysiker

• Medizinphysiker (vgl. BFH-Urteil vom 15.9.1994, XI R 59/93, BFH/NV 1995, 647)

• Musiktherapeuten (vgl. BFH-Beschluss vom 26.10.1998, V B 78/98, BFH/NV 1999, 528)

• Orientierungs- und Mobilitätstrainer, die Leistungen können unter den Voraussetzungen des § 4 Nr. 16 Buchst. e UStG steuerfrei sein

• Reittherapeuten – Hippotherapie – (vgl. Beschluss des Hessischen FG vom 5.7.2002, 6 V 1707/02)

• Schwesternhelfer (vgl. FG Hamburg, Beschluss vom 23.11.1989, I 167/89, UR 1990, 186)

• Sozialpsychiatrische Kinder- und Jugendtherapeuten, die Leistungen können ggf. nach § 4 Nr. 25 UStG steuerfrei sein

• Wechseljahreberater

• Yogalehrer.

Folgende Leistungen sind ebenfalls nicht begünstigt:

• Epilation (vgl. Urteil des Hessischen FG vom 29.6.1998, 6 K 171/96, EFG 1998, 1365)

• Zilgrei-Selbsthilfekurse für gesetzliche Krankenversicherungen (vgl. Urteil des FG Niedersachsen vom 16.10.2002, 5 K 56/98, EFG 2003, 348).

Oberfinanzdirektion Karlsruhe v. 29.02.2008 - S 7170

Fundstelle(n):
UAAAC-75321