PiR Nr. 9 vom Seite 1

Entwertung des Superlativs ...

Dr. Jens Freiberg | Herausgeber | pir-redaktion@nwb.de

Liebe Leser*innen,

die höchste Steigerung eines Adjektivs ist der Superlativ. Mit der Verwendung wird zum Ausdruck gebracht, dass es nichts gibt, dass die beschriebene Eigenschaft überbietet. Nun soll der abgelaufene Monat der heißeste August seit Beginn der Wetteraufzeichnung gewesen sein. Erwartungsgemäß werden in der Zukunft im Durchschnitt noch weitere Hitzewellen und Extremwetterlagen zu verzeichnen sein. Mit der aktuellen Feststellung wird – eine weitere Steigerung der mittleren Temperaturen – der Superlativ entwertet. Man erwartet gar nicht mehr, dass die Aussagen zutreffen oder antizipiert bereits eine geringe Halbwertszeit. Bezogen auf die Finanzberichterstattung kann nur konstatiert werden, dass Informationen zur Nachhaltigkeit und klimabezogene Aspekte aus einer inside-out- und einer outside-in-Perspektive besonders wichtig, wenn nicht am wichtigsten sind.

Der Beitrag von Lorenzen/Regnery gibt einen Überblick zum aktuellen Stand der Anforderungen an Erstellung und Prüfung von nichtfinanziellen Informationen. Im Vordergrund steht die Weiterentwicklung der CSR-Richtlinie sowie das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz. Der Handlungsbedarf für die Unternehmen, aber auch der Nutzen einer frühzeitigen Auseinandersetzung werden herausgestellt.

In Erweiterung der bisher – in zahlreichen Studien adressierten – empirischen Forschung zur Bilanzierung des Geschäfts- oder Firmenwerts und den Herausforderungen des impairment only-Ansatzes der internationalen Rechnungslegung untersuchen Weigel et al. die Berichterstattung über eine Wertberichtigung im MDAX von 2018 bis 2020. Die Unternehmen des Index haben nahezu alle im Untersuchungszeitraum einen goodwill erstmals angesetzt, bei 40 % der einbezogenen Unternehmen entspricht der aktivierte Betrag mehr als der Hälfte des bilanzierten Eigenkapitals. Die Corona-Pandemie zeigt bezogen auf den Untersuchungszeitraum keine besondere Relevanz für die Wertberichtigungen dem Grunde und der Höhe nach. Neben der Bilanzierung des Geschäfts- oder Firmenwerts und einem impairment werden auch die qualitativen Informationen im Anhang gewürdigt.

Der Beitrag von Canitz/Zimniok widmet sich dem aktuellen Stand der EU-Gesetzesinitiative zur Digitalisierung und Zentralisierung des Zugangs zu europäischen Unternehmensdaten. Das europäische Projekt steht aktuell noch am Anfang, verspricht aber eine deutliche Verbesserung des Zugangs zu Informationen und damit einhergehend eine Reduzierung der Kosten der Informationsbeschaffung. Ob des noch nicht ausgereiften Projektstatus bleibt allerdings unklar, in welcher Höhe zusätzliche Kosten für die Informationsbereitstellung auf die Unternehmen zukommen.

Auch in unserem aktuellen Heft finden Sie die spannendsten (?) Themen aufbereitet in unseren Rubriken. Besonders hervorzuheben, also am besondersten (!) ist der Beitrag von Fischer, der sich mit dem Wertbeitrag/-potenzial von gesellschaftlichen Werten auseinandersetzt. Ich wünsche Ihnen – bei hoffentlich etwas angenehmeren Temperaturen und ohne Bemühung des Superlativs – viel Spaß mit der Lektüre, herzlichst

Jens Freiberg

Fundstelle(n):
PiR 9/2022 Seite 1
YAAAJ-20932