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Digitale Transformation und Corporate Governance
Chancen und Herausforderungen technologischer Innovationen
Die letzten Jahre haben etliche Veränderungen in der Unternehmensumwelt mit sich gebracht und wurden vor allem durch zahlreiche technologische Innovationen bestimmt. Die Implementierung dieser neuartigen Technologien ermöglichte die Realisierung von Effizienz- und Effektivitätssteigerungen und transformierte dabei das gesamte Arbeitsleben. Entsprechend ist es eine zentrale Herausforderung geworden, die Geschäftsprozesse sowie die Corporate-Governance-Funktionen bereit für die digitale Zukunft zu machen. Der vorliegende Beitrag widmet sich daher den Chancen und Herausforderungen der digitalen Transformation. Es wird gezeigt, welche Technologien die Digitale Transformation antreiben, welche Chancen diese mit sich bringen, aber auch welche Herausforderungen hierdurch entstehen.
Lentfer/Weber, Corporate Governance, infoCenter NWB EAAAE-13065
Zahlreiche technologische Innovationen haben das Arbeitsleben in den vergangenen Jahren grundlegend verändert. Unternehmen müssen mit dieser digitalen Transformation Schritt halten, um langfristig konkurrenzfähig zu bleiben.
Auch für Wirtschaftsprüfungsgesellschaften ist es wichtig, neue Technologien zu verstehen und anzuwenden. Andernfalls besteht die Gefahr, dass wesentliche Risiken der Mandanten nicht erkannt werden. Ein Verständnis der Digitalisierung ist daher unabdingbar. Ferner sind die mit der Digitalisierung einhergehenden Vorteile wie bspw. die schnellere Durchführung von Prüfungshandlungen bei höherer Prüfungssicherheit im Konkurrenzkampf unter den Wirtschaftsprüfungsgesellschaften elementar.
Es bestehen zahlreiche Hürden wie bspw. Budgetrestriktionen oder Kompetenzprobleme, die eine erfolgreiche Digitale Transformation behindern. Praktiker sollten sich dieser Herausforderungen bewusst sein und die jeweiligen Hindernisse beseitigen.
I. Die Digitale Transformation
Die Begriffe „Digitalisierung“ und „Digitale Transformation“ werden sowohl in der Theorie als auch in der Praxis nicht einheitlich verwendet. Grundsätzlich bezieht sich Digitalisierung auf den Prozess der Konvertierung von der analogen zur digitalen Form. Exemplarisch für Digitalisierung in diesem Sinne wäre die Umwandlung physischer Aufzeichnungen wie Akten in die elektronische Form. Im Unternehmenskontext wird unter der Digitalen Transformation meist der Einsatz digitaler Technologien zur Veränderung eines Geschäftsmodells oder zur Schaffung neuer Umsatz- und Wertschöpfungsmöglichkeiten verstanden. Der Begriff beschreibt den Prozess des Übergangs zu einem digitalen Geschäft oder Prozess.
Aktuell wird diskutiert, dass wir momentan in die dritte Digitalisierungs-Ära eintreten, die durch Innovation jenseits der Prozessoptimierung, die Nutzung eines breiteren Repertoires an digitalen Technologien und Informationen, stärker integrierte Geschäfts- und IT-Innovationen und den Bedarf an schnelleren und agileren Fähigkeiten gekennzeichnet ist. Das Jahr 2000 und die Dotcom-Pleite beendeten zuvor die erste Ära der Unternehmens-IT und leiteten die zweite Ära der Industrialisierung von Prozessen, Dienstleistungen, Standards, intelligenter Beschaffung, IT-Transparenz usw. ein. Inwieweit sich Unternehmen momentan in der Phase zur Digitalisierung oder bereits in der Phase der Digitalisierung befinden, lässt sich nicht allgemein beantworten. Während sich zahlreiche Beispiele von hochdigitalisierten Unternehmen wie Google, Facebook und Microsoft finden lassen, gibt es daneben auch zahlreiche andere Unternehmen, die sich noch in der Phase zur Digitalen Transformation befinden.
Angetrieben wird die Digitalisierung von teils sehr unterschiedlichen Faktoren. So erlauben bspw. technologische Fortschritte in der Datenverarbeitung die Analyse riesiger Datenmengen, die teilweise allein wegen ihres Formates als nicht verwendbar galten. In diesem Zusammenhang hat sich die Verwendung nutzerspezifischer Daten zu einer lebenswichtigen Ressource vieler Unternehmen entwickelt. Daher S. 370gilt die Digitale Transformation oftmals als Schlüssel für den langfristigen Unternehmenserfolg. Während die technologisch versierten Marktführer hierbei einen First-Mover-Vorteil anstreben, sehen sich auch die Verfolger gezwungen, schnell aufzuholen, um nicht zu sehr ins Hintertreffen zu geraten. Einem derartigen Druck zur Digitalen Transformation sehen sich auch Wirtschaftsprüfungsgesellschaften ausgesetzt. So kann der Einsatz technologischer Innovationen die Qualität der Prüfungs- und Beratungsleistungen verbessern und gleichzeitig die Kosten hierfür reduzieren. Im Kontext der Abschlussprüfung kann dies im besten Fall heißen, dass Wirtschaftsprüfer bei weniger Aufwand eine höhere Prüfungssicherheit erreichen. Auf diese Weise kann die Digitalisierung zu einem Wettbewerbsvorteil führen.
Für die Wirtschaftsprüfungspraxis ist die Digitale Transformation daher aus zwei Gründen relevant. Erstens müssen die technologischen Veränderungen bei den Mandanten von den Wirtschaftsprüfern verstanden werden, um die damit einhergehenden Risiken angemessen beurteilen zu können. Zweitens verschafft der Einsatz technologischer Innovationen einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft einen Wettbewerbsvorteil und den weniger digitalisierten Wettbewerbern einen entsprechenden Nachteil, der langfristig existenzgefährdend sein kann.