IWB Nr. 9 vom Seite 1

Never waste a good crisis

Nils Henrik Feddersen | Verantw. Redakteur | iwb-redaktion@nwb.de

Noch [i]Durchbruch oder Rückfall nach der Krise? ist die Post-Corona-Zeit fern, darüber dürfen erste Erleichterungen im Alltag und für die Wirtschaft nicht hinwegtäuschen. Doch Krisen sind immer irgendwann zu Ende. Es fällt derzeit nicht leicht, sich einen hoffnungsvollen Schluss auszudenken. Inflation? Steuererhöhungen? Beides? Vielleicht wird das nur eine Seite des Neustarts sein. Wird es ein echter Reset sein? Dann könnten die zahllosen Telefon- und Video-Konferenzen sowie endlose E-Mail-Ketten der beiden letzten Monate etwas verändert haben. Es sagt sich leicht, dass Krisen stets auch die Chance bieten, bestehende Strukturen zu überdenken und zu verbessern. Aber es ist doch wahr. Wir können neue Expertise schaffen, vorher unwahrscheinliche Kooperationen bilden, unsere Angebote geschickt erweitern. Sicher hat sich zumindest die – auch ganz persönliche – digitale Fitness zuletzt gesteigert. Die Digitalisierung erlebt vielleicht gerade für mittelständische Anbieter von Waren und Dienstleistungen jetzt erst ihren Durchbruch. Not machte erfinderisch.

[i]Chancen durch Expertise und neue individuelle AngeboteIch stelle auch eine größere Wertschätzung für individuelle Angebote fest. Dies bietet Chancen, die vorher nicht evident waren. Expertise und guter Rat werden mehr denn je gesucht. Die Mitarbeitersuche sollte jetzt auf die Nach-Krisen-Agenda gesetzt werden. Denn auch insoweit bieten sich Chancen. Die Arbeiten an den strukturellen Änderungen im globalen Steuersystem (G20/OECD) sind durch die Krise offenbar nicht auf Eis gelegt worden. Die Chancen, dass die Staaten jetzt stärker ihre eigenen Fiskal- und Partikularinteressen betonen oder dass es einen evolutionären Sprung zu mehr Zusammenarbeit gibt – und sei es aus der Not heraus – sind etwa gleich groß.

[i]In dieser IWB: Standortfragen, Corona-Folgen, Hinzurechnungsbesteuerung und ein EuGH-UrteilZu den unmittelbaren Aufgaben zählt in vielen Staaten die Abfederung der COVID-19-Krise, gerade mittels steuerlicher Maßnahmen. Das gilt für das heftig getroffene Italien in besonderem Maße. Zu den Hilfen dort gibt Frei ab einen Überblick. Streule/Dietschi gehen für die Schweiz auch auf Corona-Maßnahmen ein, doch stehen allgemeine Standortbedingungen ab im Vordergrund. Die veränderten Markt- und Rahmenbedingungen infolge der Corona-Krise im Bereich der Verrechnungspreise schildern Endert/Ritter .

Der Top-Beitrag von Holle/Weiss ab geht einer grundsätzlichen Problematik der Hinzurechnungsbesteuerung nach. Wohl unberührt von der geplanten Reform bleibt hier die Frage vom Gesetz unbeantwortet, wie das „maßgebende Wirtschaftsjahr“ der ausländischen Gesellschaft zu bestimmen ist. Die EuGH-Entscheidung zur Rechtssache „AURES“ fasst ab Kahlenberg zusammen. Danach ist beim Wegzug einer verlustträchtigen Gesellschaft innerhalb der EU der Aufnahmemitgliedstaat nicht zum Verlustimport verpflichtet, wenn der Verlust außerhalb seiner Steuerhoheit entstanden ist.

Ich wünsche Ihnen viele hilfreiche Erkenntnisse

Nils Henrik Feddersen

Fundstelle(n):
IWB 9 / 2020 Seite 1
NWB SAAAH-48218