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Thüringer FG Urteil v. - 1 K 408/15 EFG 2017 S. 1152 Nr. 14

Gesetze: EStG 2002 § 9 Abs. 1 S. 1EStG 2002 § 9 Abs. 1 S. 3 Nr. 5 S. 1 EStG 2002 § 9 Abs. 1 S. 3 Nr. 5 S. 3 EStG 2002 § 3c Abs. 1GG Art. 6 Abs. 1

Vorweggenommene Werbungskosten während des Bezugs von Arbeitslosengeld

notwendige Unterkunftskosten

Verlagerung des Mittelpunkts der Lebensinteressen und Entfallen einer doppelten Haushaltsführung bei mehrjährigem Unterbleiben von Heimfahrten zum vermeintlichen Hauptwohnsitz

kein Werbungskostenabzug für umgekehrte Besuchsfahrten des anderen Ehegatten

Leitsatz

1. Arbeitet die Steuerpflichtige während des Bezugs von Arbeitslosengeld ohne Anstellungsvertrag und ohne Bezahlung an einem Forschungsprojekt in Räumlichkeiten einer Universität mit, an der die Steuerpflichtige eine Professur anstrebt, so handelt es bei den dafür entstandenen Aufwendungen um vorweggenommene Werbungskosten, für die die Abzugsbeschränkung des § 3c Abs. 1 EStG nicht gilt.

2. Unterkunftskosten am Beschäftigungsort sind notwendig i. S. v. § 9 Abs. 1 S. 3 Nr. 5 S. 1 EStG 2002/2007, wenn sie den Durchschnittsmietzins einer 60 qm-Wohnung am Beschäftigungsort nicht überschreiten.

3. Hat sich der Mittelpunkt der Lebensinteressen der Ehefrau an den auswärtigen Beschäftigungsort verlagert, z. B. weil die Ehefrau ihren vermeintlichen Hauptwohnsitz am Ort des bisherigen Lebensmittelpunkts aus freier eigener Entscheidung in einem Zeitraum von mehreren Jahren nicht mehr aufgesucht hat, so unterhält die Ehefrau keine doppelte Haushaltsführung mehr. In einem solchen Fall sind auch die Aufwendungen für die stattdessen durchgeführten Besuchsfahrten des anderen Ehemanns zum Beschäftigungsort der Ehefrau keine Werbungskosten.

4. Es ist zweifelhaft, ob der Rspr. der „umgekehrten Familienheimfahrten” noch gefolgt werden kann.

Auf diese Entscheidung wird Bezug genommen in folgenden Gerichtsentscheidungen:

Fundstelle(n):
EFG 2017 S. 1152 Nr. 14
KÖSDI 2017 S. 20431 Nr. 9
EAAAG-62515

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Thüringer FG, Urteil v. 11.05.2017 - 1 K 408/15

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