NWB-BB Nr. 3 vom Seite 65

Digitalisierung: Der doppelte Ausbruch aus der Berater-Routine

Dipl.-Kfm. Heiko Lucius | Verantw. Redakteur | nwb-bb-redaktion@nwb.de

Das Thema „Digitalisierung“ ist in den letzten Monaten in aller Munde: Artikel in Zeitungen, Seminare, Vorträge – man kann sich dem Hype kaum entziehen. Viele fragen sich, wieso wir plötzlich intensiv über etwas diskutieren, was ohnehin schon die letzten Jahre unseres Lebens bestimmt hat. Warum wird das Thema jetzt derart gepuscht?

Ganz einfach: Weil die Digitalisierung nun auch mehr und mehr in den Unternehmen angekommen ist. Das lässt sich gut an Deutschlands Gründern belegen: Laut aktueller KfW-Studie ist bereits etwa jeder fünfte Gründer „digital“, d. h. ihre Angebote lassen sich nur mithilfe digitaler Technologien nutzen. Und da die Gründer von heute das Geschäftsleben von morgen bestimmen, sind sie ein verlässlicher Zukunftsindikator.

Nicht die neuen, sondern vor allem die etablierten Unternehmen müssen also ihr Geschäftsmodell auf den Prüfstand stellen, um in der zukünftigen digitalen Welt wettbewerbsfähig zu bleiben. Viele alteingesessene Unternehmen denken jedoch noch ausschließlich „offline“, obwohl sich der Umbruch schon frühzeitig andeutete. Einige Beispiele gefällig? Durch das Steuererleichterungsgesetz 2011 wurde der Umgang mit elektronischen Rechnungen wesentlich vereinfacht, für Wirtschaftsjahre ab 2012 ist die E-Bilanz zu erstellen, Ende 2013 wurde durch Umbenennung das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur gegründet und die GoBD konkretisieren seit 2015 die Anforderungen der Finanzverwaltung u. a. an den Einsatz von IT bei der Buchführung. Soll also keiner jammern, man hätte nichts gewusst.

Was für Unternehmen gilt, gilt für Sie als Berater umso mehr – denn Sie sind quasi doppelt betroffen. Zum einen müssen Sie Ihr eigenes Geschäftsmodell in Ihrer Funktion als Unternehmer auf den Prüfstand stellen. Zum anderen müssen Sie in der Lage sein, Ihre Mandanten bei der digitalen Umstellung zu begleiten, ggf. durch Kooperationen. Für Unternehmensberater sind in diesem Zusammenhang die Ergebnisse des „KMU-Beratermonitors zur Zukunft der Arbeit online“ interessant, kostenlos abrufbar unter http://go.nwb.de/2wva0. Insbesondere bei Steuerberatern kommt hinzu, dass viele bisherige Tätigkeiten in der Zukunft wegfallen werden, weil sie durch die Digitalisierung automatisiert erfolgen können. Damit bricht auch ein erheblicher Umsatzanteil weg. Steltemeier hat zur Zukunft der Steuerberater eine eigene Meinung, die Sie in seinem Kommentar ab lesen können.

Grund genug, den Kopf in den Sand zu stecken? Keineswegs! Letztlich sind jetzt – wie grundsätzlich bei Veränderungen auch – Tugenden wie Flexibilität, Veränderungsbereitschaft und auch eine Portion Neugier gefragt. Dass wir diese Eigenschaften besitzen, haben wir alle schon bewiesen – indem wir heutzutage wie selbstverständlich Smartphones, Tablets und E-Mails nutzen. E-Mails? Ja richtig, diese „elektronische Post“ gab es tatsächlich früher nicht und verbreitete sich erst langsam in den 90ern. Wir haben uns derart daran gewöhnt, dass sie für uns im Berufsleben als Selbstverständlichkeit wahrgenommen wird. So wird es auch bald bei den nächsten digitalen Neuerungen sein, die auf uns zukommen.

Beste Grüße

Heiko Lucius

Fundstelle(n):
NWB-BB 3/2017 Seite 65
NWB UAAAG-37683