Betriebsaufspaltung durch Verpachtung eines Grundstücks an mittelbar beherrschte Gesellschaft
Bewertung von GmbH-Anteilen bzw. von eigenkapitalersetzenden Darlehen bei der Ermittlung eines Betriebsaufgabegewinns durch
entsprechende Anwendung der Rechtsprechungsgrundsätze zu § 6 Abs. 1 Nr. 5 S. 1 Buchst. b EStG / § 17 EStG
Leitsatz
1. Erwirbt der Steuerpflichtige ein Grundstück, verpachtet er es an eine von ihm beherrschte GmbH 2, deren Anteile er mehrheitlich
mittelbar über eine andere GmbH 1 hält, und stellt das Grundstück eine wesentliche Betriebsgrundlage für die GmbH 2 dar, wird
hierdurch eine Betriebsaufspaltung begründet. Die Tatsache, dass zwischen dem Einzelunternehmen als Besitzunternehmen und
der GmbH 2 als Betriebsunternehmen kein unmittelbares Beteiligungsverhältnis bestand, sondern die GmbH 1 zwischengeschaltet
ist, steht der Annahme einer Betriebsaufspaltung nicht entgegen.
2. Veräußert der Steuerpflichtige später die Anteile an der GmbH 1 fast vollständig, führt das zu einer Beendigung der Betriebsaufspaltung
und zu einer Betriebsaufgabe. Hatte der Steuerpflichtige vor Begründung der Betriebsaufspaltung der GmbH 1 Finanzplandarlehen
u. a. zum Erwerb der Anteile der GmbH 2 gewährt und lag der Teilwert der Anteile an der GmbH 1 sowie der Wert der Darlehen
zum Zeitpunkt der Überführung ins Betriebsvermögen weit unter den Anschaffungskosten, so sind bei der Ermittlung des Betriebsaufgabegewinns
bzw. -verlusts hinsichtlich der Bewertung der Einlage der kapitalersetzenden Darlehens bzw. der Anteile an der GmbH 1die zu
§ 6 Abs. 1 Nr. 5 S. 1 Buchst. b EStG entwickelten Grundsätze und damit Rechtsgrundsätze zu § 17 EStG entsprechend anzuwenden
(hier: Berücksichtigung der Finanzplandarlehen sowie der darauf entfallenden, der Darlehensforderung zugeschlagenen Zinsen
in Höhe des Nennbetrags als nachträgliche Anschaffungskosten für den Erwerb der Anteile an der GmbH 1).
3. Indizien für das Vorliegen eines Finanzplandarlehens sind die Unentbehrlichkeit des Darlehens für die Erreichung des Gesellschaftszwecks,
ein zeitgleicher Abschluss von Gesellschafts- und Darlehensvertrag, die fehlende Kreditwürdigkeit der finanzierten Kapitalgesellschaft
für ein Darlehen in der gewährten Größenordnung, eine langfristig angelegte Darlehenshingabe, die Vereinbarung nicht marktüblicher,
sondern für die Gesellschaft besonders günstiger Bedingungen, das Fehlen einseitiger Kündigungsmöglichkeiten, ein frühzeitig
erklärter Rangrücktritt sowie schließlich der Umstand, dass ein Außenstehender ein entsprechendes Darlehen nicht gewährt hätte.
4. Es stellt zumindest ein starkes Indiz gegen die Annahme eines Finanzplandarlehens dar, wenn der Gesellschafter ein von
ihm hingegebenes Darlehen nach einer gewissen Frist jederzeit kündigen kann. Hiervon ist aber nicht auszugehen, wenn ein ausdrückliches
Kündigungsrecht gerade nicht vereinbart wurde, so dass lediglich das gesetzliche Kündigungsrecht nach § 489, 490 BGB zum Tragen
kommt, und wenn nach dem Gesamtbild aller Umstände feststeht, dass das Finanzplandarlehen vom Gesellschafter weder gekündigt
werden soll noch ohne die unvermeidliche Folge der sofortigen Insolvenz der Gesellschaft überhaupt gekündigt werden könnte.
Auf diese Entscheidung wird Bezug genommen in folgenden Gerichtsentscheidungen:
Fundstelle(n): DStR 2016 S. 6 Nr. 48 DStRE 2016 S. 1485 Nr. 24 EFG 2016 S. 1268 Nr. 15 GmbH-StB 2016 S. 311 Nr. 10 KÖSDI 2016 S. 19946 Nr. 9 Ubg 2017 S. 54 Nr. 1 YAAAF-77885
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Online-Dokument
FG Berlin-Brandenburg, Urteil v. 13.10.2015 - 5 K 5234/13
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