PiR Nr. 1 vom Seite 1

Internes und externes Rechnungswesen

WP/StB Prof. Dr. Wolf-Dieter Hoffmann | Herausgeber | pir-redaktion@nwb.de

„Jährlich“ wird in „Zyklen“ das IFRS-Regelwerk „verbessert“. Wie immer gehen diesem Verfahren Entwürfe voraus, die mitunter (wiederum) einer jährlichen Bearbeitungsfrist unterliegen, bis sie denn in endgültiger Form den Anwendern offeriert werden. Zeitlich resultieren daraus Überschneidungen, gepaart mit unterschiedlichen Anwendungszeitpunkten. Ohne entsprechende Übersichten ist der IFRS-Bilanzierer und -Prüfer schnell einmal überfordert, wenn er die anzuwendenden Regeln aus den angeblich geringfügigen Änderungen der annual improvements projects beachten will. So gesehen liefert der von Nadine Antonakopoulos und Christian Fink unseren IFRS-Interessenten eine beachtliche Arbeitshilfe. Dabei haben es die besprochenen Änderungen durchaus in sich. Das Adjektiv „geringfügig“ passt zum Inhalt nur sehr bedingt.

Im befasst sich Lars Ruberg einmal mehr mit einem Teilaspekt aus dem unerschöpflichen Thema der latenten Steuern. Das Objekt der Abhandlung ist der Standardentwurf zur aktiven Latenzierung unrealisierter Verluste bei Schuldinstrumenten, bei denen sich der aktuelle Buchwertunterschied bis zum Ende der Laufzeit bei Halteabsicht notwendig wieder ausgleicht. Konkret geht es um zinsinduzierte Wertänderungen, also nicht um eigentliche Wertminderungen (impairment). Das vom Autor entworfene Anwendungsbeispiel verdient die besondere Beachtung unserer Leser.

Im von Benjamin Roos und Christian Maier wird das Beziehungsgeflecht der externen IFRS-Rechnungslegung und des internen Rechenwerks abgehandelt. Besonders aufschlussreich und hochaktuell ist die Darstellung der Einbindung des neuen Standards IFRS 15 zur Umsatzrealisation in die interne Rechnungslegung; man kann auch von der Datenerhebung für die externe Darstellung des Umsatzprozesses sprechen. Stichworte wie „variable Gegenleistungen“, „Finanzierungskomponenten“ oder „an den Kunden zu zahlende Vergütungen“ deuten den weitgefächerten Anwendungsbereich des IFRS 15 in besonderen Sachverhalten an. Las man zunächst von dem geringen Änderungsinhalt des neuen Standards gegenüber der bisherigen Regelungslage, so zeigt sich inzwischen immer mehr die doch spürbare Erneuerung und vor allem Erweiterung des IFRS-Regelwerks zur Umsatzrealisation. Auch recht geringfügig scheinende Anweisungen durch das eingangs erwähnte Projekt der annual improvements können den Auslöser für die Inanspruchnahme des internen Rechnungswesens zur Datenaufbereitung für externe Zwecke liefern. Beispiel: Die Abgrenzung von Sachanlagen und Vorräten. Weitere Beispiele aus den Bereichen „Leasing“, „Konzernabschluss“ und „Ermittlung des fair value“ runden den Beitrag ab, der eine Intensivierung der Zusammenarbeit zwischen internem und externem Rechnungswesen unseren Lesern höchst anschaulich vor Augen führt.

Der von Kerstin Mellinghoff bietet schließlich eine empirische Analyse zu dem bilanzanalytisch besonders wichtigen Instrument der Überleitungsrechnung vom erwarteten zum effektiven Steueraufwand. Die Untersuchung umfasst die Jahresabschlüsse von DAX30-Unternehmen im Geschäftsjahr 2012. Beanstandet werden in dem Beitrag die zurückhaltende Informationspolitik der Ersteller und die unterschiedlichen Ausgestaltungen, die eine zwischenbetriebliche Vergleichbarkeit erschweren. Die beiden Übersichten 2 und 3 des Beitrags seien unseren Lesern besonders zur Lektüre angeraten.

Beste Grüße

Wolf-Dieter Hoffmann

Fundstelle(n):
PiR 1/2015 Seite 1
SAAAE-81907