Wenn die Tage kürzer werden, dann kommen sie wieder. Zuerst wenige pro Tag, dann mehr, bis im November der Postbote täglich eine ganze Kiste davon vorbeibringt. Die Schönsten hat Diplom-Finanzwirt (FH) StB Hubert Weddehage in einem Ordner aufgehoben. Die Exotischen: aus Namibia, aus Hong Kong oder Malaysia. Die berührend Unschuldigen: aus denen der vollherzige Glaube spricht, festgehalten in der Handschrift der Großeltern. Die Neugierigen: „Wie viele Rentiere hast Du? Wie lange machst Du die Arbeit schon?“ Und solche, in denen sich ein erwachender Geist ankündigt: „Ich habe Dir schon letztes Jahr geschrieben, aber an eine andere Adresse.“ Weddehage sorgt dafür, dass jeder Brief, der in Nikolausdorf eintrifft, beantwortet wird. Das 1.000-Seelen-Dörfchen bei Oldenburg ist eines von sieben Weihnachts-Postämtern in Deutschland. Und im Spätherbst treffen sich zwanzig gute Seelen allabendlich im Gemeindehaus von Nikolausdorf. Sie öffnen Briefe und schreiben den Absendernamen über die vorgedruckte Antwort, gut 7.000 mal. Die etwa 50 traurigen Briefe werden aussortiert. „Ältere Kinder, die schon schreiben können, berichten von Sorgen in der Schule oder vom Ver...