Die Zecke
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43. Fettige Aussichten
Seit Tagen zermarterte ich mein Hirn nach einer Lösung für unsere Finanzmisere. Die Kaution für Herrn Göbel hatte mir Mama von ihrem schwarzen Haushaltskonto geliehen, von dem Papa nichts wissen durfte. Sicher, ich könnte Zeitungen austragen oder Britta könnte putzen gehen, aber von den paar Kröten ließe sich das Ruder auch nicht herumreißen. Nein, mir musste etwas anderes einfallen. Aber dazu fehlte mir einfach die Fantasie.
Ich nahm mir eine Steuererklärung zur Bearbeitung aus meinem Aktenschrank und stellte fest, dass mich die Tätigkeit regelrecht entspannte – da brauchte man wenigstens nicht nachzudenken und vor allen Dingen: Man brauchte keine Fantasie. Obwohl, wenn ich es mir recht überlege, brauchte man dazu sehr wohl Fantasie, sogar eine gute Portion. Mich würde zum Beispiel interessieren, wie der Maler mit fünfköpfiger Familie, dessen Steuererklärung ich gerade bearbeitete, von einem Monatseinkommen von sage und schreibe 970 Euro den Bauplatz für 80.000 Euro finanziert hat! Ein kleiner Zauberkünstler! Bevor ich in die Kantine ging, meldete ich ihn für eine Betriebsprüfung an. Die Kollegen von der Betriebsprüfung hatten immer ein offenes Herz für kleine...