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Die Zecke

Print-ISBN: 978-3-482-59821-0

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Die Zecke

41. Gnadenfrist

Britta und ich saßen mit schwitzigen Fingern in den weichen Ledersesseln von Herrn Göbels Besprechungszimmer. Auf seinem Schreibtisch lagen nur eine Akte und ein Bleistift. So sah also der Schreibtisch eines Erfolgsmenschen aus. Der Schreibtisch in meinem Büro ähnelte immer einer Altpapiersammelstelle. Von Zeit zu Zeit schichtete ich alles um und legte die Schreiben mit den meisten Ausrufezeichen und den beleidigendsten Anreden nach oben. Weniger auffällige Schreiben schickte ich entweder noch mal in den Umlauf (in der Hoffnung, sie kämen nie wieder zurück) oder warf sie in den Papierkorb (das erzählte ich nicht einmal Britta!).

Herr Göbel verzog leicht das Gesicht, als ob es ihm leid täte: „Da sieht es ja gar nicht gut aus auf unserem Konto!”

Wenn Herr Göbel so etwas sagte, dann sah es wirklich nicht gut aus auf unserem Konto. Deshalb schaute ich ihn dem Ernst der Lage angemessen betreten an. Aus meiner beruflichen Erfahrung wusste ich: Nur ehrliche Reue konnte in einem Organismus, dessen Daseinsberechtigung darin bestand, anderen das Geld aus der Tasche zu ziehen, menschliche Triebe wecken. Wenn ich jetzt wütend wurde und herumschrie und ihn einen eiskalten Wucherer ...