Die Zecke
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11. Jagdverhalten eines Finanzbeamten
Montag 7:00 Uhr. Um diese Uhrzeit war es noch ziemlich still im Finanzamt. Kein Telefon klingelte. Nebenan gluckste eine Kaffeemaschine vor sich hin und vor der Tür tappte ab und zu jemand vorbei. Meistens saß ich um diese Zeit in meinem Büro, bohrte in der Nase und schlürfte aus meinem großen Kaffeepott. Dann dachte ich nach, über mich, über das Leben und was man alles sein könnte, wenn man sich nur trauen würde. Immerhin war der Schritt zur Eigentumswohnung schon ein riesiger Sprung nach vorne gewesen – und darauf war ich schon ein bisschen stolz. Aber ansonsten kamen immer wieder diese Zweifel… Im Grunde war ich doch nur ein Stück Schmorfleisch – schmoren im eigenen Saft. Das Leben ging vorbei, ohne dass ich es sonderlich spürte. Die meiste Zeit meines Lebens hing ich hier an meinem Schreibtisch ab. Die acht Stunden täglich lösten sich einfach so auf. Oft saß ich nur da – ich hätte nicht einmal sagen können, wie lange – und erst wenn ich die Bürotür abschloss, löste sich das Nirwana auf.
7:43 Uhr, ich raffte mich endlich auf, ging zum Aktenschrank und nahm mir eine Steuererklärung: ein kaufmännischer Angestellter. Die Steuererklärung war in dr...