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Die Zecke

Print-ISBN: 978-3-482-59821-0

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Die Zecke

8. Erste Anschuldigungen

An Frau Hoppe-Reitemüllers Bürotür prangte seit dem 1.6. ein neues Schild: „Frauenbeauftragte”. Das war fast so gut wie „Sachgebietsleiter”. Frau Hoppe-Reitemüller fühlte sich zum ersten Mal in ihrer Finanzamts-Laufbahn wirklich wichtig. Das ultimative Sahnehäubchen war aber die Bemerkung in dem Geschäftsverteilungsplan – das ist das Verzeichnis der einzelnen Schlafplätze im Finanzamt. Da stand hinter ihrem Namen der Zusatz: „zu 33 % freigestellt”. Donnerwetter! Manche Kollegen würden Gliedmaße opfern, um in den Genuss dieses Privilegs zu gelangen.

Wenn sie ehrlich war, hatte Frau Hoppe-Reitemüller mit ihren 55 Jahren im Finanzamt mehr erreicht, als sie sich jemals vorgestellt hatte. Auch in den anderen Abteilungen wurde sie als Beispiel dafür gehandelt, wie man es mit den steuerlichen Fachkenntnissen in der Größenordnung eines Neutrons so weit bringen konnte. Gewiss, aus ihr war keine Staatssekretärin geworden, aber sie hatte es immerhin bis zur Endstufe im mittleren Dienst mit Zulage geschafft. In den knapp 40 Dienstjahren hatte sie im Finanzamt dabei fast alle Stationen durchlaufen, die man durchlaufen kann.

Bei der Abschlussprüfung war sie durch einen glüc...