Tödliche Veranlagung
Besitzen Sie diesen Inhalt bereits,
melden Sie sich an.
oder schalten Sie Ihr Produkt zur digitalen Nutzung frei.
Samstag, 3. August XVII.
Der Sommer meinte es inzwischen zu gut. Manchmal habe ich den Eindruck, dass auch das Wetter bei uns von typischen deutschen „Tugenden” geprägt ist – wenn schon, dann perfekt, was in der Regel einer Übertreibung gleichkommt. So zeigte das Thermometer morgens um zehn Uhr bereits 23 Grad an.
Ich war gerade aufgestanden und trug noch meinen Sommerschlafanzug mit Shorts. Ich holte die Zeitung rein. Die Nachbarin von gegenüber betrachtete meine nicht gerade standesgemäße Aufmachung mit kaum verstecktem Interesse. Ich konnte mir gut vorstellen, wie sie noch im Laufe des Vormittags, während des samstäglichen Bürgersteigreinigungsrituals, die ihr offenbarten Details über mein Schlafgewand genüsslich vor genau jenen drei Damen aus der Nachbarschaft ausbreiten würde, mit denen sie alle Neuigkeiten teilte.
Meine Hunde lagen matt im Schatten der Linde im Hof auf den sich langsam erwärmenden Pflastersteinen und wedelten, als sie mich sahen, nur schwach mit ihren Schwänzen. Die Hitze machte ihnen zu schaffen. Ich hätte ihnen schon längst das lange Fell scheren lassen sollen, wie ich es jedes Jahr zur Sommerzeit mache, aber durch die Ereignisse ...