Tödliche Veranlagung
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Dienstag, 16. Juli VI.
Am nächsten Morgen war es windig. Über Nacht hatte es sich etwas abgekühlt, jedoch der Tag versprach wieder sonnig und warm zu werden.
Ich ging mit Hanna und Kira aus dem Dorf hinaus auf einen Hügel, der den Namen Sonnenberg trägt. Vielleicht ein wenig überheblich für seine 230 Meter ü. d. M. Wir liefen, wie so oft einen Fußweg entlang, der sich zwischen zwei Weinbergen erstreckte und an einem Acker endete.
Die Trauben hingen bereits schwer an den Stöcken, die Reife war in diesem Jahr schon weit vorangeschritten. Ein guter Jahrgang kündigte sich an. Der Regen während der letzten Tage hatte die Früchte gefüllt. Jetzt fehlten nur noch einige Wochen Sonne. Die Wetterprognosen zumindest versetzten die Winzer in vorsichtigen Optimismus.
Ich freute mich schon darauf, mit Horst den ersten Federweißen zu genießen. In unserer Gegend ist es noch üblich, dass die Winzer diesen zuckersüßen und berauschenden jungen Wein auf eine ebenso vertraute wie vertrauensvolle Weise anbieten. Die wegen des Gärungsdruckes nur mit verdrillten Papierstreifen verschlossenen Literflaschen stehen zum Mitnehmen auf einem großen Weinfass, das auf dem Bürgersteig v...